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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition)
Autoren: Kathrin Corda
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gehörte …«
    »Ihre Geschichten machen mir Mut«, grummele ich. »Vielleicht sollte ich zuerst mit dem Messebauer aus Olbia sprechen, der Ihnen das Fax geschickt hat.«
    »Steht auf Ihrem Zettel auch die Adresse von Pittalis?«, fragt Soru.
    Ich nicke. »Via del Primo Maggio«, lese ich umständlich vor.
    »Ach, das liegt sogar auf meinem Weg. Kommen Sie, signorina .« Er erhebt sich von seinem Stuhl. »Ich fahre Sie hin.«
    Dankend blicke ich ihn an, trinke meine Tasse aus und schiebe mir den letzten Zipfel des Hörnchens in den Mund. Dann springe ich auf und beeile mich, ihm zu folgen. Soru wartet bereits vor dem Barausgang auf mich und zündet sich eine Zigarette an.
    Auf der anderen Straßenseite sitzt Enzo bei angelassenem Motor in seinem Wagen und genießt die Vorzüge einer Klimaanlage in Zeiten des Klimawandels. Als er mich sieht, lässt er die Scheibe herunter.
    »Ich melde mich später bei Ihnen«, rufe ich ihm zu und mache eine Wir-telefonieren-dann-Geste.
    Das scheint Enzo als Erklärung zu reichen. Er nickt gleichmütig, fährt die Fensterscheibe wieder hoch und macht es sich sichtlich auf seinem Sitz gemütlich.
    »Dort drüben steht mein Wagen«, sagt Soru unterdessen. Er zeigt auf einen grauen Pick-up direkt neben der Bar, der definitiv schon bessere Zeiten erlebt hat, zieht seinen Schlüssel aus der Tasche und schließt auf.
    Bevor er einsteigt, dreht er sich kurz zu mir um und mustert mit gerunzelter Stirn meine immer noch bloßen Füße. Ohne ein Wort greift er auf die Transportfläche und zieht unter einer Plane ein Paar dunkelgrüne, betagte Gummistiefel hervor.
    »Ziehen Sie die an, signorina , die könnten Ihnen passen«, sagt er.
    Es ist schon fast zwei Uhr, als wir in einem Wohngebiet von Olbia vor einem hell getünchten Neubau mit bunt bepflanzten Balkonen haltmachen. Alle Rollläden sind heruntergelassen. Aus einem dahinter geöffneten Fenster im Erdgeschoss dringt das Geplärre einer Mittags-Fernseh-Show auf die sonst totenstille, siestagelähmte Straße.
    Genau bei dieser Wohnung klingelt Herr Soru.
    Der Fernseher wird leiser gestellt.
    » Chi è – wer ist da?«, ruft eine Männerstimme unwirsch nach draußen.
    »Signor Pittalis«, ruft Soru zurück, »hier Pietro Soru. Es geht um die GID-Ware.«
    »Ah!« Die Stimme im Inneren des Hauses klingt nun etwas freundlicher. » Venga, venga – kommen Sie rein. Es ist offen.«
    Bevor wir die Tür erreichen, wird diese schon aufgerissen. Ein leicht untersetzter Mann um die sechzig, steht in Unterhemd und alten Jeans, mit einem Handtuch über der Schulter, im Türrahmen. Er erschrickt, als er mich bemerkt, und sieht Herrn Soru tadelnd an.
    »Ah, Sie sind in Begleitung einer Dame , ich …«
    »Ja, das ist Frau Herrmann von GID«, unterbricht ihn Soru. »Sie will mit Ihnen besprechen, was wir mit den Zelten und Paletten machen, die bei mir in der Halle herumliegen und Lagerfläche blockieren.«
    Lagerfläche blockieren! Als wenn das mein einziges Problem wäre.
    Herr Pittalis wischt sich schnell die Hände an dem Handtuch ab und reicht mir seine große, warme Pranke. » Piacere – freut mich«, sagt er und winkt uns in die Küche.
    » Caffè?«, fragt er und macht sich, ohne die Antwort abzuwarten, an einer Cafetiere zu schaffen, die im Waschbecken einer weißen Möbelmarktküchenzeile steht. In der Zwischenzeit macht Soru es sich an dem Küchentisch mit der bunten Plastiktischdecke gemütlich, als käme er jeden Tag hierher.
    Kaffee. Nicht schon wieder!
    Nervös bleibe ich im Türrahmen stehen. »Lassen Sie uns lieber über das Projekt sprechen, als einen Kaffee zu trinken«, bitte ich ihn.
    Pittalis zuckt und schaut mich irritiert an. »Hier im Flur im Stehen, oder wie?«, fragt er und in seiner Stimme schwingt leichte Gereiztheit mit.
    Offensichtlich habe ich mir den schweren kulturellen Fauxpas erlaubt, bei wichtigen Besprechungen nicht erst einmal ein Heißgetränk anzunehmen, als verhandele man auf einem marokkanischen Bazar über einen alten Korb.
    »Nein, natürlich nicht. Für mich auch einen Espresso bitte«, stottere ich daher verwirrt und nehme hektisch neben Soru Platz, der sich bereits eine neue Zigarette anzündet und die Szene amüsiert verfolgt. Während Pittalis sich wieder zum Herd umdreht, blicke ich mich ein bisschen um.
    Die Wohnung ist mit grauen Steinfliesen ausgelegt. In einer Ecke steht ein wild geblümtes Sofa, daneben ein Tischchen mit dem Fernseher darauf. Über der Küchentür hängen ein Abbild der Mutter Maria
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