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Amore macchiato: Roman (German Edition)

Amore macchiato: Roman (German Edition)

Titel: Amore macchiato: Roman (German Edition)
Autoren: Kathrin Corda
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wird soeben geöffnet, und ein Mann mittleren Alters in abgewetzter Cordhose und blauem Baumwollhemd kommt heraus. Im Hintergrund hört man noch das Rauschen der Toilettenspülung.
    Also keine Hände gewaschen.
    »Pietro«, ruft der barista unterdessen, »die junge Dame hier sucht dich.«
    Pietro wirkt erstaunt und kommt auf mich zu.
    »Ich bin Annika Herrmann von GID«, stelle ich mich vor und verschränke die Arme auf dem Rücken, damit ich ihm bloß nicht die Hand reichen muss. »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie hier störe, aber ich erwarte dringend eine Großlieferung von Ihnen für ein Event an der Costa Smeralda.«
    Mein Gegenüber zieht die Stirn in Falten, mustert mich von Kopf bis zu meinen bloßen Füßen und zuckt verständnislos die Schultern.
    »Es geht um eine Großlieferung der GID Company aus Deutschland«, nenne ich mein Unternehmen erneut.
    »Aahh, sì!«, ruft Pietro nun laut aus. »GID Germania . Ja klar. Senta – hören Sie, signorina . Wir konnten die Ware nicht anliefern, da niemand da war, der sie annehmen wollte.«
    »Nicht annehmen wollte?«, stammele ich. »Aber der Messebauer …«
    »Prego, prego«, unterbricht mich Signor Soru und bedeutet mir, an einem wackeligen Bistrotisch in einer Ecke des Raumes Platz zu nehmen. »Was kann ich Ihnen anbieten? Einen caffè? «
    Zum Kaffeetrinken bin ich eigentlich nicht hergekommen, trotzdem willige ich ein und bestelle einen Cappuccino und ein cornetto dazu, schließlich habe ich heute noch nichts gegessen.
    Der Spediteur setzt sich mir gegenüber. » Allora – also, ich bin Pietro Soru, Mitinhaber der Spedition Soru Trasporti «, erklärt er geschäftig und reicht mir seine Hand über den Tisch, die ich nun doch zögernd drücke. Was soll’s – nach der Schafscheiße an den Füßen kann ich es mit der Hygiene sowieso nicht mehr so genau nehmen.
    »Ich weiß«, sage ich unterdessen. »Ich habe Sie hier aufgesucht, nachdem mir Ihr Mitarbeiter netterweise verraten hat, wo ich Sie finde.«
    »Sehr gut, sehr gut«, nickt Herr Soru und reißt ein Zuckertütchen für seinen Kaffee auf, der uns soeben serviert wurde. »Es ist so, dass die Sachen von GID palettenweise in meiner Lagerhalle liegen. Wir sollten die Ware auf dem Veranstaltungsgelände eigentlich einem Messebauer aus Olbia übergeben. Der ist zum vereinbarten Liefertermin jedoch nicht erschienen, sondern hat uns ein Fax geschickt, in dem steht, dass er keinen permesso für den Aufbau der Zelte auf dem Gelände hat.«
    »Eine Genehmigung für den Aufbau der Zelte?«, frage ich verständnislos.
    »Ja natürlich, signorina , Sardinien ist voller Naturschutzgebiete. Sie können nicht einfach irgendwo Zelte aufbauen und eine große Veranstaltung abhalten.«
    »Das ist mir klar«, beeile ich mich, ihm beizupflichten, und blättere hektisch in meinen Unterlagen, »aber unsere Eventagentur hat dieses Gelände von einem Privatmann gemietet. Einem gewissen … warten Sie … Der Mann heißt Natale Battore.«
    Herr Soru zuckt mit den Schultern. »Der Name sagt mir nichts«, gibt er trocken zurück. »Wer weiß, was für ein Schäfer Ihnen da sein Land angedreht hat. Mir ist nur bekannt, dass der Messebauer … wie hieß er noch gleich …« Er stockt und denkt nach.
    »Pierluigi Pittalis?«, frage ich triumphierend und ziehe ein weiteres Blatt aus meinem Notizstapel.
    »Genau!«, stimmt Soru mir zu. »Messebauer Pittalis konnte die Ware nicht annehmen, da er angeblich keine Genehmigung zum Aufbau der Ware auf dem Gelände dieses … dieses Hirten hat. Details weiß ich nicht. Ich bin Spediteur, signorina . Ich transportiere Ware. Für alles andere bin ich nicht zuständig.«
    Ich atme schockiert ein und aus und nehme einen kontemplativen Schluck Cappuccino.
    »Aber … darum hat sich doch unsere Eventagentur gekümmert. Das dachte ich jedenfalls«, sage ich mehr zu mir selbst und blicke Soru Hilfe suchend an.
    Der zieht die Mundwinkel herunter. »Das wissen Sie vermutlich besser als ich, was Ihre Agentur gemacht hat und was nicht«, antwortet er. »Mit den permessi ist das in Sardinien so eine Sache. Hier kann die eine Behörde etwas erlauben, das die andere verboten hat. Mein Cousin wollte neulich ein Grundstück kaufen, von dem drei verschiedene Familien behaupteten, es gehöre ihnen. In der Tat hatten sie alle irgendwelche Papiere und waren in verschiedenen Kommunen ins Grundbuch eingetragen – das Grundstück lag wohl auf der Gemeindegrenze. Es war nicht mal klar, zu welchem Dorf das Land
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