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Amok: Thriller (German Edition)

Amok: Thriller (German Edition)

Titel: Amok: Thriller (German Edition)
Autoren: Tom Bale
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Schweiß riechen zu können, ihre Angst. Jetzt drehte sie sich um. Wahrscheinlich wollte sie ihn anflehen, ihr noch eine Chance zu geben. Nun, das konnte sie vergessen. Er hatte durch sie schon genug gelitten. Jetzt war sie an der Reihe.

78
     
    Sie spürte, wie er näher kam. Jetzt war er direkt hinter ihr, es blieb ihr nicht einmal genug Platz, sich umzudrehen und ihn irgendwie abzuwehren.
    Sie sah nur eine Chance. Es musste einfach funktionieren.
    Sie wusste, dass Craig zurzeit im Haus seines Vaters wohnte, aber offensichtlich kochte er kaum. Die Küche sah aus, als könnte sie in einem Musterhaus stehen. Kein schmutziges Geschirr auf der Arbeitsplatte vor ihr. Keine Gewürzregale, keine Tassen oder Schüsseln. Keine Messer, kein Kleinkram. Nur ein Toaster aus gebürstetem Edelstahl und ein dazu passender Wasserkocher.
    Der Kocher war ein modernes Hightech-Gerät. Geformt wie eine hohe Kaffeekanne, mit einem abnehmbaren Fuß, der mit der Steckdose verbunden war. Ein vertikaler Streifen aus transparentem Plastik zeigte den Wasserstand an. Er war halb gefüllt.
    In ihrer Verzweiflung griff sie danach. Ihr Bauch protestierte schon wieder, und ein scheußliches Gefühl, als ob es sie in der Mitte auseinanderriss, signalisierte, dass irgendetwas ernsthaft nicht in Ordnung war. Undenkbar, dass sie es bis ins Obergeschoss schaffen würde. Undenkbar, dass sie ihm davonlaufen könnte.
    Als sie den Kocher von der Basis abhob, merkte sie, wie schwer er war. Ein solides, teures Küchengerät.
    Gut.
    Schon spürte sie Tobys Atem im Nacken. Er würde sie rammen, würde sie gegen die Küchenschränke quetschen. Es blieb ihr nicht einmal Zeit, sich ganz umzudrehen. Sie schwang nur den Oberkörper herum, riss den Arm mit dem Wasserkocher hoch wie zu einem Aufschlag beim Tennis und zielte auf die Stelle, an der sie seinen Kopf vermutete.
     
    Im Augenblick des Auftreffens dachte sie an den Traum. Sie war am Strand von Camber Sands, und der Killer war aus dem Baum gefallen. Sie hatte ihn mit einem Schürhaken oder einem Brecheisen zu Tode geprügelt.
    Nur dass es kein Schürhaken und auch kein Brecheisen war. Es war ein gewöhnlicher Haushaltswasserkocher. Und sie prügelte auch nicht wieder und wieder auf ihn ein. Sie schlug nur zweimal zu.
    Aber das Resultat war das Gleiche.
     
    Sein eigener Schwung verstärkte die Wirkung des Schlages, als wäre er gegen eine Wand gerannt. Der Kocher landete auf seinem Scheitel, und sie sah, wie sein Schädel brach. Das Geräusch glich keinem anderen, das sie je gehört hatte. Es drang in ihre Ohren und schien sich langsam in ihrem ganzen Körper auszubreiten wie eine Infektion, wie eine unheimliche Krankheit.
    Toby hielt abrupt in der Bewegung inne. Seine Augen rollten nach oben weg, und seine Beine knickten ein.
    Während er fiel, schlug sie noch einmal zu. Warum, das wusste sie nicht. Vielleicht war es eine Reaktion auf irgendein fernes Echo ihres Traums. Noch während sie es tat, sagte ihr eine Stimme, dass es überflüssig sei. Ja, sogar sadistisch.
    Nun, vielleicht ist es ja nur mein gutes Recht, dachte sie. Vielleicht ist er mir das schuldig.
    Er lag zu ihren Füßen und rührte sich nicht. Sein Gesicht war so voller Blut, dass sie nicht sehen konnte, ob er die Augen offen oder geschlossen hatte. Aus seiner Kopfwunde quoll dunkles, zähflüssiges Blut hervor. Blut, vermischt mit etwas anderem. Sie wollte nicht darüber nachdenken, was es sein könnte.
    Sie war zwischen ihm und der Küchenzeile eingeklemmt. Saß in der Falle. Sie konnte sich nicht von der Stelle rühren, ohne über ihn zu steigen. Lange Zeit verharrte sie so, den Wasserkocher noch immer in der Hand, in dem das Wasser schwappte, so stark zitterte sie.
    Ganz allmählich legte sich der Schock. Du musst etwas tun, sagte sie sich. Es ist noch nicht vorbei.
    Sie starrte den Kocher an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Blut und Haare klebten an der Unterseite. Sie stellte ihn auf der Arbeitsplatte ab und beäugte wieder die zusammengesunkene Gestalt zu ihren Füßen. Wartete auf eine Bewegung.
    Dann hielt sie sich mit einer Hand an der Kante der Arbeitsplatte fest, hob das rechte Bein und streckte den Fuß über seinen Körper aus. Vor ihrem inneren Auge sah sie seine Hand hochschnellen und ihren Knöchel packen. Ihre Nerven flatterten, und in ihrem Kopf war ein Getöse wie von einem Feueralarm, das es ihr fast unmöglich machte, einen klaren Gedanken zu fassen, sich zu bewegen oder auch nur zu atmen.
    Endlich setzte sie den
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