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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Autoren: Stephen R. Donaldson
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auf das Autorisierungsgesetz uns überstellen lassen. Inzwischen ist Thermopyle einer Unifikation unterzogen und mit einer geeigneten Programmierung ausgestattet worden, und er wird gegen die Schwarzwerft in den Einsatz geschickt. Heute, glaube ich.«
    Tatsächlich in genau diesem Moment.
    »Die ganze Angelegenheit ist äußerst kompliziert. Bitte sag’s mir, wenn ich dich langweile, Mütterchen. Ich hatte eindeutig den Eindruck, daß Warden Dios sich am liebsten geweigert hätte, als ich ihm die Anweisung gab, das Ding in der KombiMontan-Station zu drehen. Unser guter Warden ist immer noch viel zu sehr Idealist. Mit der praktischen Seite der Politik hat er bloß ungern zu schaffen. Sogar davon, wir dürften ›nicht auf das Niveau unserer Gegner absinken‹, habe ich ihn schon schwafeln hören. Aber er hat meine Weisung befolgt, weil er auf diesem Weg etwas kriegen konnte, das er haben wollte, nämlich diesen Angus Thermopyle. Soweit ich feststellen kann, war er an sich gar nicht an mehr Einfluß interessiert… Ich wüßte gerne…« – diesen Satz fügte Holt hinzu, als sänne er lediglich laut vor sich hin, doch behielt er seine Mutter genau im Augenmerk –, »wie stark ich ihn hätte drängen müssen, um ihn zur Ausführung meiner Order zu bringen, hätte er es nicht auf Thermopyle abgesehen gehabt.«
    Falls Norna etwas antwortete, hörte Holt es nicht.
    »Aber Warden Dios hat meine Anweisung befolgt, und darauf kommt es an«, konstatierte Holt. »Er richtet sich nach meinem Willen. In den nächsten Tagen dürften sich am Rand des Bannkosmos einige bemerkenswerte Entwicklungen ergeben.«
    Diesmal murmelte Norna etwas. »Was schert das Godsen Frik?« So ähnlich klang es.
    »Eine gute Frage«, rief ihr Sohn leutselig. »Wie üblich kommst du gleich zum Kern der Sache, Mütterchen. Was geht es einen dezidierten Diener der Allgemeinheit wie Godsen Frik an? Nun ja, natürlich wäre es uns unmöglich geblieben, Angus Thermopyle über den Tisch zu ziehen, hätte nicht beim Stationssicherheitsdienst jemand für uns das Erforderliche erledigt. Freilich hätte es…« bei der Auswahl seiner Adjektive war Holt stets sehr umsichtig – »peinliche Konsequenzen, käme dieser Umstand durch irgendwelche vor Ort durchgeführte Nachforschungen ans Licht. Das Autorisierungsgesetz ist aufgrund der Annahme verabschiedet worden, daß den lokalen Sicherheitsdiensten nicht getraut werden kann… Weil auf der KombiMontan-Station ein Verräter für den Bannkosmos gearbeitet hat. Sollte aufgedeckt werden, daß dieser Verräter in Wirklichkeit für uns tätig gewesen ist… Na, die Stimmen der Weltraumstationen könnte ich wahrscheinlich bei der Stange halten, aber der Rest des Konzils würde wohl absolut empört reagieren. Um diese Eventualität zu verhüten, hat Warden Dios zusammen mit Angus Thermopyle auch den Verräter überstellen lassen, einen kleinen, sadistischen Bürokraten namens Milos Taverner. So weit, so gut. Aber nun kommt das Detail, durch das sich Godsen Frik so gestört fühlt. Angus Thermopyle ist jetzt ein Cyborg, von Kopf bis Fuß von der Programmierung abhängig. Ohne Einverständnis seines Data-Nukleus kann er sich nicht einmal die Zähne putzen. Dennoch ist eine übergeordnete Kontrolle unumgänglich, eine Person, die unter unvorhergesehenen Umständen seine Programmierung adjustieren kann. Ferner braucht er mindestens ein Crewmitglied für das Raumschiff. Und darüber hinaus muß er eine Erklärung dafür präsent haben, wieso er frei, wie er aus dem Knast entwischt ist und woher er das Raumschiff hat.«
    Um des Betonungseffekts willen schwieg Holt einen Moment lang. »Dios hat Thermopyle also Milos Taverner mitgeschickt«, ergänzte er dann seine Darlegungen.
    Stumm mahlte Norna mit den Kiefern. Statt Worten kam nur Speichel zwischen ihren Lippen hervor. Ihr Blick ruckte über ihre sämtlichen TV-Apparate, ohne ein einziges Mal ihren Sohn zu streifen.
    »Habe ich dir alles klar genug erläutert, Mütterchen?« erkundigte Holt sich im Tonfall fröhlicher Erpichtheit. »Daß Milos Taverner eine Verräterseele ist, wissen wir, er hat ja für uns Verrat an der KombiMontan-Station verübt. Warden Dios vertritt die Auffassung, daß er uns nicht hintergehen wird, weil wir ihn an der Kandare haben.« Auch das war eine Redewendung, die Holt besondere Genugtuung hervorrief. »Plaudert er irgend etwas aus, das wir geheimzuhalten wünschen, oder stellt etwas an, das wir vermeiden möchten, ist das sein Ende. Godsen Frik
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