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Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht

Titel: Amnion 3: Ein dunkler, hungriger Gott erwacht
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Und in diese Lage war er nicht nur zwangsweise von eben den Leuten gebracht worden, deren Wünsche er erfüllt hatte; überdies war es auf eine ganz dreckige Tour geschehen.
    Um als Crewmitglied Kapitän Thermopyles, den man auf Thanator Minor kannte, glaubhaft zu sein, hatte man ihm erklärt. Scheiße. Er kannte den wahren Grund, und er hing nicht mit Glaubwürdigkeit zusammen. Er hatte etwas mit Macht und Unterwerfung zu tun.
    Milos Taverner konnte sich nicht an eine Zeit seines Lebens erinnern, in der er in dieser Hinsicht Mißverständnissen erlegen wäre.
    Seit seiner Kindheit in einer der heruntergekommeneren und verseuchteren Städte der Erde war er sich immer dessen bewußt gewesen, daß die einzige hilfreiche Methode, um sich gegen eine etwaige Schädigung durch eine Gossengang zu schützen, daraus bestand, ihr Informationen über die Pläne und Umtriebe einer anderen Gaunerbande zu liefern; daß man Sicherheit am besten mit den Geheimnissen anderer Leute erkaufte. Wenn man bei einer Gossengang als wichtige Informationsquelle galt, genoß man ihren Schutz.
    Aber naturgemäß war das eine nur zeitweilige Abhilfe: Irgendwann kam die andere Gossengang dahinter, was man tat, und rückte dem Informanten auf die Pelle. Dann wurde die Situation zu bedrohlich, um das Überleben zu garantieren. Das alleinige wirklich effektive Verfahren, um eine heile Haut zu behalten, war also, beiden Seiten Informationen zu geben; sich bei beiden Gossengangs – oder bei dreien oder vieren, so vielen eben, wie es in der Stadt gab – einen wichtigen Part zu verschaffen; möglichst viel Einfluß darauf zu nehmen, was die Banden wußten, um den Umfang der eigenen, komplizierten Verpflichtungen zu kaschieren.
    Doch nicht einmal das reichte gänzlich aus. Gossengangs schützen ihre Informanten – damals nannte man Jungs wie Milos ›Späher‹ –, aber respektierten sie nicht. Die Schweinehunde schikanierten und drangsalierten ihre Späher, wann sie gerade dazu Lust hatten. Ähnlich wie die VMKP unterzogen sie ihre Spitzel demütigenden und gefährlichen Treueprüfungen.
    Es ging um Machtausübung und Unterwerfung.
    Als Milos Taverner zehn Jahre alt gewesen war, hatte er auch damit zurechtzukommen gelernt.
    Erstaunlicherweise war es ziemlich leicht. Ein, zwei Wörtchen ins richtige Ohr geflüstert – nicht zu häufig, nicht zu offensichtlich –, und einzelne Sausäcke, die Milos malträtiert oder getriezt hatten, wurden plattgemacht. Es mochte sein, daß Gossengangs für ihre Späher keinen Respekt erübrigten; allerdings hatten sie zu spürbare Nachteile, wenn sie duldeten, daß Außenstehende ihre Informanten belästigten.
    Alles was Milos als Existenzbedingung brauchte, die eine, absolut unverzichtbare Grundvoraussetzung, um den Kopf aus der Schlinge zu halten, war folgendes: niemand durfte erfahren, daß er für beide Seiten spionierte.
    Infolgedessen irrten sich der mächtige Warden Dios und sein teurer Hashi Lebwohl – ganz zu schweigen von der scheinheiligen Min Donner – in bezug auf Milos. Sie ahnten nicht, welche unschönen Konsequenzen ihr unfreundliches Verhalten haben sollte.
    Sie bildeten sich ein, sie müßten nur ihre Macht ausspielen und ihn mit der Nase in den Dreck stoßen, ihm ein Gefühl der Unterlegenheit und Elendigkeit einflößen, und schon hätten sie ihn so tief erniedrigt, daß er sich willig den Kopf in die Schlinge stecken ließ.
    Milos bezweifelte keinen Augenblick lang, daß er in ernster Gefahr schwebte. Falls Lebwohls und Dios’ Pläne aufgingen, war schließlich auf Thanatos Minor, wenn ihr Lieblingscyborg sein Programm in die Tat umsetzte, kaum mit Überlebenden zu rechnen. Und daß Milos zu ihnen zählte, war wenig wahrscheinlich; ihm fehlten, um am Leben zu bleiben, Thermopyles verbesserte Befähigungen.
    Selbstverständlich bauten Lebwohl und Dios auf genau diesen Umstand. Wenn jemand mit der Posaune zum VMKP-HQ zurückkehrte, dann sollte es der Cyborg sein, in den sie soviel Geld investiert hatten, nicht der vergleichsweise kostengünstige Mensch Milos Taverner.
    Aber sie hätten klüger sein müssen.
    Sie hätten ihm nicht die Kommandocodes zur Steuerung Thermopyles verraten dürfen. Hätte man ihm nicht die Möglichkeit eingeräumt, Angus Thermopyles vorprogrammierte Zwänge umzuändern, stünde ihm nur eine Option offen, könnte er seinen Zorn nur auf eine Weise ablassen. So jedoch hatte er mehrere Alternativen.
    Eine davon war, die Bitterkeit über seine Erniedrigung wenigstens zum
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