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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho
Autoren: Bret Easton Ellis
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Blick zu, daß die Aussicht auf späteren Sex eher unwahrscheinlich wird. Aber ich bleibe trotzdem. Price auch. Er liegt jetzt auf einem Aubusson-Teppich, ausgehendes 18. Jahrhundert, in Evelyns Zimmer und trinkt Espresso aus einer Ceralene-Kaffeetasse. Ich liege auf Evelyns Bett, knuddele ein Tapisseriekissen von Jenny B. Goode und nuckele an einem Absolut mit Preiselbeersaft. Evelyn sitzt an der Frisierkommode und bürstet sich die Haare, ein grün-weiß gestreiftes Seidenhauskleid von Ralph Lauren um den ausgesprochen hübschen Körper drapiert, und starrt ihr Abbild im Schminkspiegel an.
    »Bin ich der einzige, der bemerkt hat, daß Stash sein Stück Sushi für ein … äh …« Ich räuspere mich und fahre fort: »… ein Haustier zu halten schien?«
    »Bitte hör auf, deine ›Künstler‹-Freunde einzuladen«, sagt Tim müde. »Ich bin es leid, der einzige beim Dinner zu sein, der noch nie mit einem Außerirdischen gesprochen hat.«
    »Das war nur das eine Mal«, meint Evelyn und prüft ihre Lippe, traumverloren in ihrer friedlichen Schönheit.
    »Aber ausgerechnet im Odeon«, murrt Price.
    Ich frage mich, warum ich nicht zum Künstler-Dinner ins Odeon eingeladen war. Hatte Evelyn die Rechnung übernommen? Wahrscheinlich. Und plötzlich sehe ich eine lächelnde Evelyn vor mir, die insgeheim verstimmt in einer Tischrunde mit Stashs Freunden sitzt – die alle kleine Blockhäuser aus ihren Pommes frites bauen oder so tun, als würde ihr gegrillter Lachs noch leben, sie schieben die Fischstückchen über den Tisch und lassen die Fische über die »Kunstszene« und neue Galerien plaudern; vielleicht versuchen sie sogar, die Fische in die kleinen Fritten-Blockhäuser einzuquartieren …
    »Wie du dich sicherlich erinnern kannst, habe ich auch noch nie einen Außerirdischen gesehen«, meint Evelyn.
    »Gut, aber Bateman ist dein Freund, und das zählt auch«, prustet Price, und ich schmeiße das Kissen nach ihm. Er fängt es auf und wirft es zurück.
    »Laß Patrick in Ruhe. Er ist der nette Junge von nebenan«, sagt Evelyn, während sie sich irgendeine Creme ins Gesicht reibt. »Du bist doch kein Außerirdischer, stimmt’s, Schätzchen?«
    »Soll ich diese Frage einer Antwort für würdig erachten?« seufze ich.
    »Ach, Liebling.« Sie zieht im Spiegel einen Schmollmund, und ihr Spiegelbild sieht mich an. » Ich weiß, daß du kein Außerirdischer bist.«
    »Gott sei Dank«, murmele ich still vor mich hin.
    »Gut, aber Stash war an dem Abend im Odeon.« Mit Blick zu mir fährt Price dann fort: »Im Odeon. Hörst du zu, Bateman?«
    »War er nicht«, sagt Evelyn.
    »O doch, war er wohl, aber damals hieß er nicht Stash. Sein Name war Horseshoe, Magnet oder Lego oder irgendwas ähnlich Seriöses«, höhnt Price. »Ich hab’s vergessen.«
    »Timothy, wovon redest du eigentlich?« fragt Evelyn mit müder Stimme. »Ich höre ja nicht mal hin.« Sie feuchtet einen Wattebausch an und wischt sich damit über die Stirn. »Also, wir waren im Odeon.« Price setzt sich mit einiger Mühe auf. »Und frag mich nicht, warum, aber ich erinnere mich genau, daß er Thunfisch- Cappuccino bestellte.«
    »Car paccio «, korrigiert Evelyn.
    »Nein, Evelyn, mein Schatz, Frau meines Lebens. Ich erinnere mich deutlich, daß er Thunfisch- Cappuccino bestellte«, sagt Price und starrt an die Decke.
    »Er sagte ›Car paccio ‹«, erwidert sie, während sie mit dem Wattebausch über ihre Lider streicht.
    »Cappuccino«, insistiert Price. »Bis du ihn verbessert hast.«
    »Du hast ihn heute abend ja nicht mal wiedererkannt«, meint sie.
    »Oh, aber jetzt erinnere ich mich«, sagt Price und wendet sich an mich. »Evelyn hat ihn mir als den ›gutmütigen Bodybuilder‹ beschrieben. Genauso hat sie ihn mir vorgestellt. Ich schwör’s.«
    »Ach, halt den Mund«, sagt sie verärgert, aber schenkt Timothy im Spiegel ein kokettes Lächeln.
    »Ich möchte nur stark bezweifeln, ob Stash es in die Klatschspalte von W schafft, und ich dachte immer, das sei das Kriterium, nach dem du deine Bekannten aussuchst«, kontert Price, der den Blick erwidert und sie auf seine wölfische, gemeine Art angrinst. Ich konzentriere mich auf das Glas Absolut und Preiselbeersaft in meiner Hand, und es sieht aus wie ein Glas dünnes, wässeriges Blut mit Eis und einem Zitronenstückchen drin.
    »Wie läuft es mit Courtney und Luis?« frage ich in der Hoffnung, ihren Blickkontakt zu stören.
    »O Gott«, stöhnt Evelyn und wendet sich wieder dem Spiegel zu. »Das wirklich
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