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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho
Autoren: Bret Easton Ellis
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interessiert.
    »Tja, ich war in Le Ro say«, beginnt Evelyn, »und dann in der Schweiz auf der Business School.«
    »Ich hab auch eine Business School in der Schweiz hinter mir«, meint Courtney. »Aber ich war in Genf. Evelyn war in Lausanne.«
    Vanden schmeißt die Ausgabe von Deception neben Timothy hin und grinst auf lässige, abschätzige Art, und obwohl ich ein bißchen genervt bin, daß Evelyn Vandens herablassender Haltung kein Kontra bietet, hat der J&B mich so weit entstreßt, daß es mir nichts ausmacht zu schweigen. Evelyn hält Vanden vermutlich für süß, verloren, verwirrt, eine Künstlerin halt. Weder Price noch Evelyn essen etwas; ich wittere Kokain, bin mir aber nicht sicher. Während er einen kräftigen Schluck von seinem Drink nimmt, hält Timothy die Nummer von Deception hoch und kichert in sich hinein. »Downtown stirbt«, sagt er, und dann, auf die beiden Worte in der Headline deutend: »Scheiß-drauf.«
    Instinktiv erwarte ich, daß Stash sofort von seinem Teller aufblickt, aber er starrt immer noch auf das einsame Stückchen Sushi, lächelt vor sich hin und nickt mit dem Kopf.
    »Hey«, sagt Vanden, als sei sie persönlich beleidigt. »Das betrifft uns.«
    »Oh ho ho«, macht Tim warnend. » Das betrifft uns? Was ist mit den Massakern in Sri Lanka, Schätzchen? Betreffen uns die nicht auch? Was ist mit Sri Lanka?«
    »Na ja, das ist ein cooler Club im Village.« Vanden zuckt die Schultern. »Klar, das betrifft uns auch.«
    Plötzlich, ohne aufzusehen, spricht Stash. »Der heißt The Tonka. « Er klingt sauer, aber seine Stimme ist ruhig und leise, sein Blick haftet immer noch auf dem Sushi. »Er heißt The Tonka, nicht Sri Lanka. Kapiert? The Tonka.«
    Vanden schlägt die Augen nieder und sagt dann kleinlaut: »Oh.«
    »Ja, weißt du denn gar nichts über Sri Lanka? Daß die Sikhs da unzählige Israelis abschlachten?« stichelt Timothy weiter. »Geht uns das nichts an?«
    »Möchte jemand Kappamaki Roll?« unterbricht Evelyn fröhlich und hält einen Teller hoch.
    »Ach, komm schon, Price«, sage ich. »Es gibt wichtigere Probleme als Sri Lanka. Natürlich ist unsere Außenpolitik wichtig, aber es liegen dringlichere Probleme an.«
    »Was zum Beispiel?« fragt er, ohne den Blick von Vanden zu lassen. »Übrigens, warum ist ein Eiswürfel in meiner Sojasoße?«
    »Nein«, beginne ich zögerlich. »Also, zum einen müssen wir der Apartheid ein Ende setzen. Und das nukleare Wettrüsten stoppen, dem Terrorismus und dem Hunger auf der Welt Einhalt gebieten. Eine starke nationale Verteidigung sicherstellen, die Ausbreitung des Kommunismus in Mittelamerika verhindern, auf eine Nahost-Friedenskonferenz hinarbeiten, militärische Einsätze der USA in Übersee verhindern. Wir müssen dafür sorgen, daß Amerika eine angesehene Weltmacht bleibt. Dabei darf man allerdings nicht unsere Probleme im eigenen Lande aus den Augen verlieren, die genauso drängend sind, wenn nicht noch drängender. Bessere und erschwinglichere Pflegebetreuung für unsere älteren Mitbürger, Eindämmung der Aids-Epidemie und Forschung nach einem Heilmittel, Kampf gegen die Umweltverschmutzung, entscheidende Verbesserung der Ausbildung an unseren Grundschulen und weiterführenden Schulen, schärfere Gesetze, um gegen das organisierte Verbrechen und Drogenhändler durchgreifen zu können. Ferner müssen wir sicherstellen, daß eine solide College-Ausbildung auch für die Mittelschicht erschwinglich ist, die soziale Absicherung der älteren Mitbürger gewährleisten sowie unsere natürlichen Ressourcen und Wildgebiete schützen und den Einfluß der Political Action Committees einschränken.«
    Die Tischrunde starrt mich unbehaglich an, sogar Stash, aber ich bin jetzt richtig in Fahrt.
    »Aber die Wirtschaftslage ist immer noch katastrophal. Es muß ein Weg gefunden werden, die Inflationsrate zu senken und die Staatsverschuldung abzubauen. Außerdem müssen wir für die Arbeitslosen Stellen und Ausbildungsplätze schaffen und gleichzeitig amerikanische Arbeitsplätze sichern, die durch Importe aus Billiglohnländern gefährdet sind. Amerika muß wieder marktführend auf dem Gebiet modernster Technologie sein. Zugleich müssen wir Wirtschaftswachstum und Unternehmensexpansionen fördern und energisch gegen die überhöhte Einkommensteuer zu Felde ziehen und die Zinsen niedrig halten, während wir mittelständische Unternehmen fördern und eine schärfere Kontrolle bei Fusionen und großen Firmenübernahmen ausüben.«
    Nach diesem
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