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American Psycho

American Psycho

Titel: American Psycho
Autoren: Bret Easton Ellis
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«
    Evelyn zögert und rechnet sich ihre Chancen aus. Sie inspiziert noch mal Price’ Kopf. »Hast du etwa Haarausfall?«
    »Evelyn«, erwidert Tim. »Versuch nicht, das Thema zu wechseln, aber …« Und dann, ernsthaft beunruhigt: »Jetzt, wo du es erwähnst … zuviel Gel vielleicht?« Besorgt fährt er sich übers Haar.
    »Kann sein«, meint Evelyn. »Nun mach dich nützlich, und setz dich bitte hin.«
    »Na ja, wenigstens ist mein Haar nicht grün, und ich habe auch nicht versucht, es mit einem Brotmesser zu schneiden«, sagt Tim, auf Vandens Färbeaktion und Stashs zugegebenermaßen billigen, schlechten Haarschnitt anspielend.
    »Hast du zugenommen?« fragt Evelyn, diesmal ernsthafter.
    »Mein Gott«, sagt Tim beleidigt und will sich abwenden.
    »Nein, Evelyn.«
    »Dein Gesicht sieht wirklich … voller aus«, sagt Evelyn. »Nicht mehr so … fein geschnitten.«
    »Das ist doch nicht zu fassen.« Tim wieder.
    Er schaut lange in den Spiegel. Sie kämmt weiter ihr Haar, aber mit weniger energischen Bewegungen, weil sie Tim dabei ansieht. Er bemerkt es und riecht an ihrem Nacken, ich glaube, er leckt kurz daran und grinst.
    »Ist das Q.T.?« fragt er. »Na los, mir kannst du’s sagen. Ich rieche es.«
    »Nein«, sagt Evelyn eisig. » Du benutzt das.«
    »Nein, eben nicht. Ich gehe in ein Bräunungsstudio. Daraus mach ich kein Geheimnis«, sagt er.
    » Du benutzt Q. T.«
    »Du schließt von dir auf andere«, erwidert sie schwach.
    »Ich sagte es ja«, sagt Tim. »Ich gehe in ein Bräunungsstudio. Ich meine, ich weiß, daß es teuer ist, aber …« Price erbleicht. »Trotzdem, Q.T.?«
    »Oh, du gehst ins Bräunungsstudio, was für ein mutiges Eingeständnis«, sagt sie.
    »Q.T.« Er kichert.
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, sagt Evelyn und bürstet wieder ihr Haar. »Patrick, begleite deinen Freund doch zur Tür.«
    Price liegt jetzt auf den Knien und riecht und schnüffelt an Evelyns nackten Beinen, und sie lacht. Die Wut steigt in mir hoch.
    »Mein Gott«, stöhnt sie laut. »Mach daß du rauskommst.«
    »Du bist orange.« Er lacht, auf den Knien, seinen Kopf in ihrem Schoß. »Du siehst orange aus.«
    »Tu ich nicht«, sagt sie, ein gedehntes Aufstöhnen zwischen Pein und Ekstase. »Wichser.«
    Ich liege auf dem Bett und beobachte die beiden. Timothy stützt sich auf ihren Schoß und will seinen Kopf unter ihr Ralph-Lauren-Hauskleid stecken. Evelyn hat den Kopf vor Lust zurückgeworfen und versucht, Price wegzuschubsen, aber nur spielerisch, und schlägt ihm leicht mit ihrer Jan-Hové-Bürste auf den Rücken. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Timothy und Evelyn ein Verhältnis haben. Timothy ist der einzige interessante Mensch, den ich kenne.
    »Du solltest gehen«, sagt sie schließlich schwer atmend. Sie wehrt sich nicht mehr gegen ihn.
    Er blickt zu ihr auf, zeigt ein breites, attraktives Lächeln und sagt: »Wie die Lady befiehlt.«
    »Danke«, sagt sie in einem Ton, in dem für meine Ohren Bedauern mitschwingt.
    Er steht auf. »Dinner? Morgen?«
    »Da muß ich erst meinen Freund fragen«, sagt sie und lächelt mich im Spiegel an.
    »Wirst du das sexy schwarze Anne-Klein-Kleid tragen?« fragt er, die Hände auf ihren Schultern, flüstert es in ihr Ohr, während er daran riecht. »Bateman ist nicht willkommen.«
    Ich lache gutmütig, während ich vom Bett aufstehe und ihn hinausbegleite.
    »Augenblick! Mein Espresso!« ruft er aus.
    Evelyn lacht und klatscht in die Hände, als sei sie erfreut über Timothys widerstrebenden Abgang.
    »Komm schon, alter Knabe«, sage ich, während ich ihn rüde aus dem Schlafzimmer schubse. »Das Sandmännchen wartet.«
    Er schafft es trotzdem noch, ihr einen Handkuß zuzuwerfen, bevor ich ihn mir endlich vom Hals schaffen kann. Er sagt kein Wort, während ich ihn zur Haustür bringe.
    Nachdem er gegangen ist, gieße ich mir einen Brandy ein und trinke ihn aus einem gerippten italienischen Tumbler, und als ich ins Schlafzimmer zurückkomme, liegt Evelyn auf dem Bett und sieht sich den Home Shopping Club an. Ich lege mich neben sie und lockere meine Armani-Krawatte. Schließlich stelle ich eine Frage, ohne sie anzusehen.
    »Warum angelst du dir nicht einfach Price?«
    »Mein Gott, Patrick«, sagt sie mit geschlossenen Augen. »Warum Price? Price? « Und aus der Art, wie sie es sagt, schließe ich, daß sie mit ihm geschlafen hat.
    »Er ist reich«, sage ich.
    » Jeder ist reich«, sagt sie und konzentriert sich auf den Fernseher.
    »Er sieht gut aus«, erkläre ich
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