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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden
Autoren: Elizabeth Peters
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schüttelte den Kopf. »Es hat keinen Zweck«, sagte er missmutig. »Sie setzt sich immer durch. Wie dem auch sei, du darfst nicht – du solltest nicht … äh … wir werden nicht zulassen, dass du …«
    »Wieder in Einsamkeit, Gefahr und Verzweiflung dein Leben fristest«, versetzte ich. »Schließlich ist in zwei Tagen Weihnachten.«
    Sethos schlug die Hände vors Gesicht. »Hol mir Papier und Füllfeder.«

Aus Manuskript H
    Der Baum erstrahlte im Licht der Kerzen und war mit dem Weihnachtsschmuck versehen, den David vor all den Jahren gebastelt hatte und den sie wie einen Schatz hüteten. Nefret schmiegte sich an ihren Gatten, sie war so erschöpft, dass sie sich um nichts in der Welt hätte rühren mögen. Ihre Schwiegermutter hatte sie rund um die Uhr auf Trab gehalten, damit alles fertig würde, und wenn sie Nefret gerade nicht drängte, ihr beim Einpacken der Geschenke und bei der Dekoration des Baums zu helfen, dann drang Emerson auf Fotos, Skizzen und Pläne. Nefret würde den Augenblick nie vergessen, da sie mit Selim und den Kameras in der unterirdischen Kammer stand und bemerkte, dass sie noch immer den Kranz umklammerte, den sie gebunden hatte, als Emerson sie vom Schloss weglotste.
    Nachdem sie Fotos gemacht hatte, legte sie ihn zu Füßen der Gottheit.
    Es war die Sache wert gewesen. Sennia war außer sich vor Freude, in ihrem weißen Rüschenkleid schwebte sie wie ein Schmetterling von einem zum anderen, riss Geschenkverpackungen auf und kreischte vor Begeisterung. An jenem Morgen war ein Brief von Rose eingetroffen, mit der Nachricht, dass Seshat Junge bekommen hatte – vier gesunde, hübsche Kätzchen, gestromt wie ihre Eltern –, und Sennia grübelte noch, wie sie diese verteilen sollte. Eines würde sie natürlich selber behalten (Nefret fragte sich, wie Horus darauf reagieren würde!) und eines war für Ramses; aber wer sollte die anderen bekommen? Gargery oder »der Professor« oder Daoud oder Mr Amherst, der sicherlich einen Spielgefährten brauchte, oder vielleicht Bertie? Bertie saß neben seiner Mutter und hielt ihre Hand – oder auch sie die seine, damit er sich nicht zu Jumana gesellen konnte, die neben Emerson thronte; ihren Fuß auf einem Bänkchen, himmelte sie ihn an und redete ununterbrochen. Emerson lauschte nachsichtig lä chelnd, aber seine Augen schweiften genau wie die Nefrets durch den Raum und verweilten lange auf dem Gesicht seiner Frau. Sie trug ein Kleid in ihrer Lieblingsfarbe Scharlachrot und eilte geschäftig umher, kümmerte sich um alles und jeden – sie überredete Gargery, nochmals seine Nachbildung von Abu Simbel auszuwickeln, die die überraschende Eigenheit hatte, den Teppich mit Sand zu berieseln; blieb für Augenblicke stehen, um mit Amherst zu plaudern und ihm ermunternd auf die Schulter zu klopfen; und half Fatima, die von Sennia verstreuten Schleifen und Geschenkbögen einzusammeln. Sie sah sehr anziehend aus, mit ihren rosigen Wangen und dem aparten Nackenknoten. (Nefret hegte gewisse Zweifel an dem unveränderlichen Schwarz ihrer Haare, hätte diese aber nie geäußert.)
    Alle Ägyptologen, die Cyrus hatte einladen können, waren gekommen, darüber hinaus einige Freunde aus Luxor. Marjorie Fisher und Cathy Flynn hatten ihre Katzen – für gewöhnlich geschätzte Gäste – nicht mitgebracht; auf Sennias Bitten hin durfte Horus nach Herzenslust herumstromern, und da er sämtliche Kater als potenzielle Rivalen und alle Katzen als potenzielle Beute ansah, hatten Coco und Bes auf die Festlichkeiten verzichten müssen. »Die Familie« hatte ihre Vertreter geschickt – Daoud und Selim, Fatima und Kadija und Basima nahmen wohlwollend an einem Fest teil, das nicht das ihre war, wenngleich Daoud in seiner naiven, durchtriebenen Art bemerkt hatte: »Issa ist einer der berühmtesten Propheten. Warum sollen wir nicht seiner Geburt huldigen?«
    Das Fest hatte ganz gewiss ökumenische Züge. Mitten im Raum, auf einem Sockel, thronte Amun-Re, golden schimmernd im Kerzenschein. Emerson war nicht gewillt gewesen, ihn noch länger unbewacht zurückzulassen, und die Freilegung des Schreins hatte sich als enttäuschend einfacher Vorgang erwiesen. In der Kammer hatten sich lediglich die Gottheit und ihre Opfergefäße befunden – keine Papyri, kein letztes Flehen, eingeritzt in die Wände oder auf einer Tonscherbe. Vielleicht war es nicht erforderlich gewesen. Er erhörte die Gebete der Stummen, und keiner verdiente seine Gnade mehr als die demütigen Priester, die
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