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Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden

Titel: Amelia Peabody 13: Der Herr der Schweigenden
Autoren: Elizabeth Peters
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Gegner zwei Rollen spielte und zwei Motive verfolgte. Ich erwog sogar die Möglichkeit, dass zwei unterschiedliche Personen beteiligt sein könnten: ein feindlicher Spion, der Mr Asad geschickt hatte, um Ramses eine Wiederaufnahme seiner früheren Aktivitäten für das Kriegsministerium auszureden, und ein Archäologe, der in Luxor etwas Wertvolles aufgespürt hatte und der fest entschlossen war, daraus in eigener Sache Kapital zu schlagen. Von allen denkbaren Zeitgenossen waren wir die nahe liegenden, die in einem solchen Fall eingegriffen hätten, nicht nur aufgrund unseres Fachwissens auf diesem Gebiet, sondern auch wegen der Freundschaft und Loyalität, die uns mit den Familienmitgliedern des geschätzten Abdullah verbindet. Emerson übt starken Einfluss auf diese aus, sein Ruf flößt ihnen Ehrfurcht ein. Kuentz fürchtete, dass Jamil in Gegenwart von Emerson zusammenbrechen und gestehen könnte. Darin hat er sich getäuscht, denn das Streben des niederträchtigen Bengels nach Macht und Wohlstand war stärker als seine Loyalität; dennoch hatte er allen Grund zur Vorsicht.«
    »Es überrascht mich, dass er Jamil nicht einfach getötet hat«, bemerkte Nefret.
    »Der Mord an einem Mitglied unserer Familie hätte uns spontan zu einer Reise nach Luxor bewogen, Nefret. Außerdem brauchte er Jamil, damit er dir und Ramses nachspionierte und ihm dann Bericht erstattete.«
    »Fahre fort, Peabody«, knurrte Emerson.
    »Wo war ich stehen geblieben?« Ich überflog meine Notizen. »Ach ja. Mr Kuentz ist ein deutscher Agent, aber er ist auch Archäologe, und zwar ein guter. Er erkannte sogleich, dass die Statue die Entdeckung seines Lebens war; und obschon er weiterhin seiner ursprünglichen Mission nachging, war es von da an sein vorrangiges Ziel, sich selber zu bereichern. Ich wage zu behaupten, dass er nicht der Einzige ist, der sich von einem solchen Fund verführen ließe.«
    »Ich kann seine Einstellung durchaus verstehen«, murmelte Sethos versonnen.
    An seine versuchten Provokationen und Ablenkungsmanöver gewöhnt, brachte ich ihn mit einem gestrengen Blick zum Verstummen und fuhr fort: »Du wusstest oder hast zumindest angenommen, dass die Zentralmächte einen Mann in Luxor abgestellt hatten. Ich will nicht fragen, woher du das wusstest, da du mir ohnehin nicht antworten, sondern beteuern würdest, es handle sich um eine Geheiminformation – was durchaus sein mag –, dennoch wäre ein solches Vorgehen logisch. Deine Rolle war es herauszufinden, wer er war und was er tat. In Verfolgung dieser Ziele bist du mehrmals in der Oase Kharga gewesen – genau wie Kuentz. Die Gegend ist eine Hochburg der Subversion und, im Gegensatz zu den anderen Oasen, leicht erreichbar mit dem Zug. Du erfuhrst, dass dein Gegenspieler dort gewesen war, aber du hattest keinerlei Anhaltspunkte, um ihn zu identifizieren.« Ich wandte mich dem nächsten Blatt zu. »Ich nehme an, es traf dich verständlicherweise überraschend, dass jemand deine Identität angenommen hatte. Warum?, musst du dich gefragt haben. War es möglich, dass sich hinter dieser Person der von dir gesuchte deutsche Spion verbarg, der sich deinen berüchtigten … äh … weithin bekannten Ruf zunutze gemacht hatte, um Anhänger zu gewinnen? Oder« – ich hielt inne, um Luft zu holen – »könnte es sein, dass es noch einen weiteren Mitspieler gab und dass der Preis eine archäologische Entdeckung von hohem Wert war?«
    »Ich dachte, du würdest die Fakten darlegen«, warf Sethos ein.
    »Das waren rhetorische Fragen«, erklärte ich. »Indes, wenn du dich bequemen könntest, sie zu beantworten …« »Warum nicht?«, erwiderte mein Schwager so scheinheilig, dass mein tiefes Misstrauen geweckt war. »Du scheinst ohnehin alles ausgetüftelt zu haben.
    Ich war zwei Tage lang nicht in Luxor gewesen, als mir die Gerüchte von einer bedeutenden Entdeckung zu Ohren kamen. Man hört natürlich häufiger von solchen Dingen; für gewöhnlich erweisen sich die Gerüchte als falsch. Das Gerede von der Rückkehr des Meisters nahm ich hingegen ernst, und als ich einen meiner früheren Untergebenen erkannte, entschied ich, dass ich vorsichtig agieren müsste, wollte ich erneut Kontakt zu meiner alten Organisation aufnehmen. Wie ihr wisst, war ich nicht vorsichtig genug.«
    Er hielt inne, um sich eine Zigarette anzuzünden. »Bitte, fahre fort«, sagte ich.
    »Wollt ihr wirklich all diese langweiligen Details hören?« Er blies den Rauch aus.
    »Nein«, brummte Emerson. »Ich will auf
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