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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
Autoren: Elizabeth Peters
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gewesen als dieses entsetzliche Lächeln.
    Sie weigerte sich, Trauer zu tragen, und wurde fast wütend, als ich es tat. Und als ich ihr nach einem besorgten Gespräch mit Emerson und Walter mitteilte, wir würden diesen Winter in England bleiben, anstatt wie sonst nach Ägypten zu fahren, fuhr sie mich an, und ich bekam zum erstenmal im Leben von ihr harte Worte zu hören. Ich solle und müsse nach Ägypten fahren. Traute ich ihr etwa nicht zu, ohne meine Hilfe zurechtzukommen? Sie brauche mich nicht. Sie brauche überhaupt niemanden.
    Damit meinte sie auch ihren eigenen Mann. Inzwischen schliefen Walter und sie in getrennten Zimmern. Mit mir sprach Walter nicht darüber – er war zu schamhaft und zu treu, um sich zu beklagen. Doch Emerson gegenüber war er weniger zurückhaltend (und für Emerson ist Zurückhaltung ohnehin ein Fremdwort).
    »Verdammt, Peabody, was zum Teufel hat sie vor? Sie wird Walter umbringen; er liebt sie von ganzem Herzen und würde nicht im Traum daran denken … äh … etwas mit einer anderen Frau anzufangen. Aber Männer haben nun mal ihre Bedürfnisse …«
    »Ach, papperlapapp!« rief ich aus. »Verschone mich mit diesem bodenlosen Unsinn! Was diese Sache betrifft, so haben Frauen ebenfalls Bedürfnisse, was du von allen Menschen am besten wissen solltest … Emerson, laß mich sofort los. Ich lasse mich nicht von meinem Thema ablenken.«
    »Verdammt«, wiederholte Emerson. »Sie tut es, um ihn zu bestrafen. Wie Lysistrata. Peabody, wenn du es jemals wagen solltest, solche Spielchen mit mir zu treiben …«
    »Evelyn treibt keine Spielchen. Wahrscheinlich weiß sie selbst nicht, warum sie sich so verhält. Ich weiß es natürlich: Sie ist wütend – wütend auf Gott. Und da sie sich an dem nicht rächen kann, bestraft sie dafür uns und vor allem sich selbst. Sie gibt sich die Schuld am Tod ihres Kindes.«
    »Laß mich mit diesem psychologischen Mumpitz in Ruhe!« brüllte Emerson. »Das ist doch absurd. Wie kann sie sich selbst die Schuld geben? Der Arzt sagt …«
    »Die menschliche Seele richtet sich nicht nach dem Verstand«, philosophierte ich. »Ich weiß, wovon ich spreche. Selbst ich habe schon oft völlig grundlos Schuld empfunden, wenn Ramses wieder einmal in Todesgefahr schwebte – auch, wenn er sich das einzig und allein selbst zuzuschreiben hatte. Evelyn fühlt sich schuldig und hat gleichzeitig Angst. Sie will dem Schicksal keine Geiseln mehr ausliefern.«
    »Aha«, brummte Emerson und dachte darüber nach. »Aber Peabody, es gibt doch Methoden …«
    »Ja, mein Liebling, ich weiß. Allerdings sind diese Methoden nicht immer erfolgreich, und außerdem wäre es im Augenblick unmöglich, dieses Thema gegenüber Evelyn zur Sprache zu bringen. Es geht um etwas völlig anderes: Momentan brauchen wir keine praktischen Lösungen, sondern etwas, womit wir sie aufrütteln können. Ich weiß nur nicht, wie.«
    Ich wandte mich ab. Als Emerson mich diesmal in die Arme nahm, sträubte ich mich nicht.
    »Dir fällt schon etwas ein, Peabody«, sagte er zärtlich. Aber der ersehnte Geistesblitz blieb aus, und seit diesem Gespräch waren vier Monate vergangen. Wir hatten unsere Abreise länger als gewöhnlich hinausgeschoben, da wir auf eine Besserung hofften – leider vergeblich. Außerdem mußten wir in jenem Jahr einige zusätzliche Vorkehrungen treffen. Ramses und Nefret sollten uns zum erstenmal begleiten, und ich war fest entschlossen, ihre Schulbildung deswegen nicht schleifen zu lassen. Entgegen meinen Erwartungen erwies es sich als ziemlich schwierig, einen Lehrer oder eine Lehrerin zu finden. Die meisten Bewerber, mit denen ich Gespräche führte, lehnten ab, als sie erfuhren, daß sie den Winter in einem Zelt oder einem ägyptischen Grab zubringen sollten. (Einige hielten durch, bis sie Ramses besser kennenlernten. )
    Daher empfand ich es als außergewöhnlichen Glücksfall, als sich kurz nach unserer Ankunft im Shepheard’s Miss Marmaduke bei uns vorstellte. Ihre Zeugnisse waren ausgezeichnet, ihre Referenzen stammten aus den besten Kreisen der Gesellschaft, und der Grund, warum sie auf Arbeitssuche war, ließ sie in meiner Achtung noch steigen: Sie sei mit einer Reisegruppe von Cook’s nach Ägypten gekommen und habe sich in dieses Land verliebt. Da sie von gemeinsamen Bekannten gehört habe, daß wir in Kürze eintreffen würden und eine Lehrerin für die Kinder suchten, habe sie, in der Hoffnung, bei uns eine Stelle zu bekommen, ihre Abreise verschoben.
    Auch habe sie
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