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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
Autoren: Elizabeth Peters
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Schatten der Hutkrempe nicht zu erkennen.
    »Aha«, sagte Emerson aufgeräumt. »Sie sind also der Gentleman, der mich um ein Gespräch gebeten hat. Entschuldigen Sie, daß ich zu spät komme, aber das war nur Mrs. Emersons Schuld. Ich hoffe doch, Sie haben nichts dagegen, wenn sie dabei ist.«
    »Überhaupt nichts.« Die Antwort war kurz, die Stimme leise und heiser – offensichtlich verstellt.
    Emerson öffnete die Tür. »Nach dir, meine liebe Peabody. Sir, bitte folgen Sie mir.«
    Ich hatte eine Lampe brennen gelassen, da ich aufgrund einiger unangenehmer Erfahrungen weiß, wie unklug es ist, einen stockfinsteren Raum zu betreten. Ihr Licht reichte jedoch nur aus, um uns die Gewißheit zu geben, daß uns keine Mörder und Einbrecher auflauerten. Ich wollte schon den Schalter betätigen, als sich eine Hand auf meine legte. Überrascht stieß ich einen Schrei aus. »Was zum Teufel …« rief Emerson.
    »Ich bedaure unendlich, Mrs. Emerson«, sagte der Fremde und ließ meine Hand los – gerade noch rechtzeitig, denn Emerson hatte ihn schon beim Kragen gepackt. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Indem ich Sie aufsuche, gehe ich ein großes Risiko ein; bitte gestatten Sie mir, meine Anonymität zu wahren, bis wir zu einer Einigung gekommen sind – falls das möglich ist.«
    »Verdammt!« rief Emerson. »Ich warne Sie, Mr. Saleh … Demnach kann ich davon ausgehen, daß Sie mir einen falschen Namen angegeben haben?«
    »Für den Augenblick wird er genügen.« Der Fremde hatte sich in eine schattige Ecke zurückgezogen und hob die Hände vors Gesicht. Betete er? Das glaubte ich nicht. Ich zitterte vor Spannung.
    Emerson stöhnte laut auf. »Ach, du meine Güte, wird das wieder eine dieser melodramatischen Geschichten? Wahrscheinlich ist eine Saison archäologischer Ausgrabungen ohne Störungen durch Verbrecher zuviel verlangt. Hätte ich das nur früher gewußt … Nun, verdammt, jetzt ist es schon zu spät. Selbst wenn ich meinen Instinkten folgen würde, die mir sagen, es wäre besser, Sie hinauszuwerfen, ehe Sie auch nur ein Wort von sich gegeben haben, würde Mrs. Emerson darauf bestehen, Sie anzuhören. Sie liebt Melodramen. Wenn Sie also Ihre Maske zu Ihrer Zufriedenheit zurechtgerückt haben, Mr. Unbekannt, setzen Sie sich, und dann heraus mit der Sprache. Ich bin ein geduldiger Mensch, doch meine Zeit ist knapp, und ich habe den starken Verdacht, daß dies hier …«
    »Er kann nicht zu reden anfangen, ehe du nicht damit aufhörst, Emerson«, unterbrach ich ihn. »Nehmen Sie Platz, Mr. … äh … Saleh. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Tee, Kaffee, Brandy, Whiskey?«
    »Whiskey bitte.«
    Vor sich hinmurmelnd bedeutete mir Emerson, mich aufs Sofa zu setzen, und ging zur Anrichte. Ich musterte neugierig den Fremden, der unter dem schwarzen Umhang europäische Kleidung trug. Er hatte uns zwar einen ägyptischen Namen angegeben, aber da er Alkohol trank, konnte er kein Moslem sein – zumindest kein gläubiger. Sein ganzes Gesicht war von einer Maske aus schwarzer Seide bedeckt, die er – ich konnte nicht feststellen, wie – unter dem Kinn befestigt hatte. Ein ovales Loch gab seine Lippen frei, und ich vermutete, daß auch Öffnungen für die Augen existierten, obwohl ich diese unter der Hutkrempe nicht erkennen konnte.
    Emerson reichte mir ein Glas und bot das andere unserem Besucher an, der die Hand ausstreckte und es entgegennahm.
    Anscheinend hatte er mich ebenso prüfend betrachtet wie ich ihn, denn als er sah, wie mein Blick aufmerksamer wurde, stieß er ein leises Hüsteln aus, das ebensogut ein Lachen sein konnte. »Sie haben eine gute Beobachtungsgabe, Mrs. Emerson. Haben Sie mir deshalb etwas zu trinken angeboten?«
    »Es war einen Versuch wert«, erwiderte ich ruhig. »Denn es ist schwerer, die Hände zu tarnen als das Gesicht. Altersflecken kann man überschminken, doch nicht die hervortretenden Venen, die nicht minder aufschlußreich sind; ebensowenig Narben, Schwielen, Muttermale, die Form von Handfläche und Fingern – oder, wie bei Ihnen, ein auffälliges Schmuckstück. Da Sie den Ring nicht vorsichtshalber abgenommen haben, bevor Sie zu uns kamen, haben Sie doch sicherlich nichts dagegen, wenn ich ihn mir ein wenig näher ansehe?«
    »Durchaus nicht – er dient dazu, die Geschichte zu untermauern, die ich Ihnen jetzt erzählen werde.« Er zog den Ring vom Finger und legte ihn in meine ausgestreckte Hand.
    Selbst ein ungebildeter Tourist hätte die Form erkannt. In pharaonischen
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