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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
Autoren: Elizabeth Peters
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Verantwortliche für die Ausgrabungen hätten wir einen gewissen Anspruch auf den Inhalt des Grabes; wenn Monsieur Maspero uns verspricht, den Fund nicht zu zerstückeln, könnten wir diesen Anspruch ans Museum abtreten …«
    »Ach, sei doch still, Peabody!« Mit funkelnden Augen drehte Emerson sich zu mir um. Mein geliebter Emerson sieht am besten aus, wenn er wütend ist. Er fletschte seine weißen Zähne, seine Augen blitzten wie der Himmel im Osten, wenn die Dämmerung seine azurblauen Weiten tiefer erscheinen läßt, und seine Wangen röteten sich. Sprachlos vor Bewunderung (und auch da es mir unmöglich war, sein Gebrüll zu übertönen) starrte ich ihn an.
    »Es sieht dir wieder ähnlich, auf der Grundlage eines Hirngespinsts Pläne für ein genaues Vorgehen zu schmieden«, fuhr Emerson erbost fort. »Meine Geduld ist jetzt zu Ende, Saleh. Ich gebe Ihnen noch« – er zog die Uhr aus der Tasche – »genau sechzig Sekunden. Wenn Sie uns bis zum Ablauf dieser Zeit keine greifbaren Beweise vorgelegt haben, werde ich Sie hinauswerfen.«
    Saleh hatte die Pistole wieder eingesteckt. Ungerührt ließ er sich wieder in seinem Sessel nieder und trank einen Schluck.
    »Ist der Ring Ihnen nicht Beweis genug?«
    Als Emerson schnaubte, fuhr Saleh spöttisch fort: »Für einen so gnadenlos logisch arbeitenden Verstand wie den Ihren wohl nicht. Was also würde Ihren Ansprüchen genügen?«
    »Eine genaue Wegbeschreibung«, erwiderte Emerson prompt. »Der Eingang ist bestimmt gut versteckt. Sonst wäre er schon längst gefunden worden. In besagtem Gebiet gibt es kilometerweite Felswüsten.«
    »Ich wußte, daß Sie das sagen würden.« Saleh hatte sein Glas geleert. Er stellte es ab, griff in die Tasche und holte ein gefaltetes Stück Papier heraus. »Ich habe erfahren … ich …«
    Der Satz endete in einem schrecklichen Röcheln. Der Fremde griff sich mit einer Hand an die Kehle; die andere zerknüllte das Stück Papier. Emerson machte einen Satz nach vorn, aber zu spät: Der Mann krümmte sich und wurde unter heftigen Zuckungen aus dem Sessel auf den Boden geschleudert.
    »Zurück, Peabody!« rief Emerson und verlieh dieser Aufforderung mit einem kräftigen Schubser Nachdruck. Ich schaffte es gerade noch, mit einem Sprung den um sich schlagenden Beinen des Mannes zu entgehen. Er ruderte wild mit den Gliedmaßen und wand sich in Krämpfen, wobei sein liegender Körper hin und her geschleudert wurde wie im Rhythmus eines primitiven Tanzes. Emerson warf sich bäuchlings auf den zuckenden Leib und unterbrach seinen erbosten Wortschwall lange genug, um mir keuchend einige Anweisungen zu erteilen: »Hol einen Arzt, Peabody … geh selbst, nicht … verdammt! Captain Cartright oder … ach, mein Gott!«
    Trotz seiner enormen Körperkraft hatte selbst er Mühe, den Kranken niederzuhalten, damit er sich nicht beim Zusammenstoß mit einem Möbelstück verletzte oder sich bei seinen heftigen Zuckungen etwas verrenkte. Ich hatte keine weitere Aufforderung nötig: Ich raffte meine Röcke und rannte los.
    Als ich den Ballsaal erreichte, war ich völlig außer Atem und ziemlich derangiert. Bei meinem aufgelösten Anblick fuhren die Leute zurück. Zuerst nahm ich den Raum nur als Gewirr verschwommener, bunter Farben wahr; zu viele Männer in Uniform waren anwesend, so daß ich den Gesuchten nicht gleich ausfindig machen konnte. Also zwang ich mich zur Ruhe und entdeckte schließlich Captain Cartright, der gerade mit einer stattlichen Dame in purpurrotem Samt einen Kotillon tanzte. Ich eilte auf ihn zu und packte ihn am Arm.
    »Sie müssen sofort mitkommen, Captain Cartright. Ein Notfall … Strychninvergiftung … Krämpfe …«
    »Ach, du meine Güte!« rief die rotgewandete Frauensperson, die ich nun als Gattin von Cartrights Vorgesetztem erkannte. »Was soll das bedeuten? Ist diese Frau übergeschnappt oder betrunken?«
    Eine verdutzte Menschenmenge umringte uns, denn, wie ich befürchte, war meine Stimme so schrill gewesen, daß sie allgemeine Aufmerksamkeit erregt hatte. »Sofort!« beharrte ich und zerrte den Captain am Arm. »Er stirbt! In meinem Salon …«
    »Ja, natürlich, Mrs. Emerson«, erwiderte Cartright rasch. »Wo sind denn Ihre Zimmer?«
    »Hier entlang«, hörte ich eine Stimme hinter mir. Als Cartright dem Sprecher folgte, stellte ich fest, daß es sich um Ramses handelte. Er lief vor dem Captain her und schlängelte sich wie ein Aal durch die Menge.
    Da die Hilfe nun unterwegs war, hielt ich es für ratsam, erst
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