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Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin

Titel: Amelia Peabody 08: Der Ring der Pharaonin
Autoren: Elizabeth Peters
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– wie sie schüchtern erklärte – den Wunsch, etwas über ägyptische Antiquitäten zu lernen. Das erfreute Emerson, der auf den ersten Blick nicht sehr von ihr begeistert gewesen war. Er hätte gern eine Ägyptologin angelernt, doch keine passende Kandidatin gefunden. Damals gab es kaum Studentinnen, denn die meisten Professoren hätten lieber einen Massenmörder in ihrem Seminar geduldet als eine Frau. Miss Marmaduke verfügte zudem über Büroerfahrung und war gern bereit, einen Teil der Sekretärinnenarbeiten zu übernehmen, die bei einer ordentlich geführten archäologischen Ausgrabung gemeinhin anfallen.
    (Daß Emerson anfangs nicht von ihr eingenommen gewesen war, stellte in meinen Augen einen Pluspunkt dar. Emerson ist ein sehr bescheidender Mensch und ahnt nicht, welche Wirkung er auf Frauen ausübt.)
    Als der nächste Walzer einsetzte und Emerson auf mich zukam, erhob ich mich und ging ihm entgegen. Ich war fest entschlossen, über den Freuden des Tanzes meine Sorgen zu vergessen. Doch statt mich auf die Tanzfläche zu führen, hakte er mich unter.
    »Kommst du mit, Peabody? Es tut mir leid, dich des tänzerischen Vergnügens berauben zu müssen. Aber ich bin sicher, daß du meinen Vorschlag bevorzugen würdest, wenn ich dich vor die Wahl stellte.«
    »Mein geliebter Emerson!« rief ich errötend aus. »Die Sache, auf die du anspielst, käme bei mir stets an erster Stelle, doch kann das nicht warten? Es würde sich nicht schicken, die Kinder unbeaufsichtigt zurückzulassen.«
    Emerson warf mir einen erstaunten Blick zu und brach dann in Gelächter aus. » Das werden wir ganz sicher verschieben müssen – hoffentlich jedoch nicht zu lang. Nun mach schon – wir haben nämlich eine Verabredung. Vielleicht ist es reine Zeitverschwendung, allerdings besteht eine geringe Wahrscheinlichkeit, daß der Bursche nützliche Informationen für uns hat. Bitte stell mir keine Fragen, wir sind schon spät dran. Und sorg dich nicht um Ramses und Nefret. Sie sind alt genug, um sich zu benehmen. Außerdem ist Miss Marmaduke da. Schließlich ist es ihre Aufgabe, auf die Kinder aufzupassen.«
    »Wer ist der Mensch, mit dem wir uns treffen?«
    »Das weiß ich nicht. Aber«, fügte Emerson hinzu, um meinem Einwand zuvorzukommen, »die Botschaft, die ich heute morgen von ihm bekam, enthielt einige interessante Hinweise. Da er weiß, wo ich in dieser Saison graben will, bietet er an …«
    »Dann weiß er mehr als ich«, unterbrach ich ihn vorwurfsvoll. »Wann hast du denn die Entscheidung getroffen, Emerson? Und warum ist ein wildfremder Mensch besser über deine Pläne im Bilde als ich, deine Frau und Mitarbeiterin?«
    Emerson zog mich hinter sich her über den Treppenabsatz und die letzte Treppe hinauf. »Ich schwöre hoch und heilig, ich habe keine Ahnung, Peabody. Gerade das hat mich ja so neugierig gemacht. Der Brief war ziemlich merkwürdig; ganz offensichtlich handelte es sich bei dem Schreiber um einen intelligenten und gebildeten Mann, der allerdings sehr aufgeregt gewesen sein muß. Er verlangt äußerste Geheimhaltung und deutet an, er schwebe in großer Gefahr. Seine Behauptung, er kenne ein noch unberührtes Grab, ist zweifellos unsinnig …«
    »Was?« Das Wort klang eher wie ein Quietscher, denn ich war außer Atem, weil Emerson mich so rasch die Stufen hinaufgezerrt hatte. »Wo?« wollte ich wissen. Emerson blieb stehen und musterte mich tadelnd.
    »Du brauchst nicht so zu schreien. In Theben natürlich. Genauer gesagt … aber das werden wir ja gleich herausfinden. Komm, Peabody, komm, sonst überlegt dieser mysteriöse Mensch es sich vielleicht noch anders.«
    Vor der Tür zu unserem Salon stand ein Mann. Er war nicht Emersons geheimnisvoller Besucher, sondern ein Angestellter des Hotels. Ich erkannte ihn als den Zimmerkellner von der Nachtschicht. Bei unserem Anblick nahm er Haltung an.
    »Emerson Effendi! Sehen Sie, ich habe getan, was Sie mir befohlen haben. Ich habe Ihre Tür bewacht. Dieser Mensch …«
    »Welcher Mensch?« fragte Emerson und blickte den leeren Korridor entlang.
    Ehe Ali antworten konnte, erschien ein Mann hinter einer Biegung des Flurs. Er huschte lautlos dahin wie ein Gespenst, und er sah auch so aus, denn er war von oben bis unten in dunklen Stoff gehüllt und hatte einen breitkrempigen Hut tief in die Stirn gezogen. Einige Meter von uns entfernt blieb er, mit dem Rücken zum Licht, stehen, und ich war sicher, daß er diesen Platz absichtlich gewählt hatte: Sein Gesicht war im
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