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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod
Autoren: Elizabeth Peters
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Kleidungsstück bis auf ein paar bunte Gewänder, wie sie die Nubierinnen tragen, und einige billige Konfektionskleider, die ich für sie in Kairo erstanden hatte. Ein Interesse an Mode ist, wie ich glaube, durchaus mit intellektuellen Fähigkeiten vereinbar, die denen eines Mannes gleichkommen oder sie sogar übersteigen; also suhlte ich mich (der Ausspruch stammt, wie ich nicht eigens betonen muß, von Emerson) in gerafften Nachthemden und spitzenbesetzten Unterröcken, gerüschten Wäschestücken, die ein anständiger Mensch nicht beim Namen nennt, und Blusen mit Volants; in Handschuhen und Hüten und Taschentüchern, Badeanzügen und Pumphosen zum Radfahren, Mänteln, Knöpfstiefeln und einem regenbogenbunten Sortiment von Satinschärpen mit passenden Bändern.
    Auch ich gönnte mir einige Neuerwerbungen, da ein Winter in Ägypten stets schreckliche Folgen für meine Garderobe hat. Die Mode in diesem Jahr war weniger lächerlich als die im vorangegangenen; die Gesäßpolster waren verschwunden, die Ballonärmel vom letzten Jahr zu einem vernünftigen Umfang geschrumpft. Und die Röcke hingen weich hinunter, anstatt sich über Schichten von Unterröcken zu bauschen. Sie waren besonders gut für Frauen geeignet, die keine künstliche Unterstützung brauchten, um gewisse Körperstellen zu betonen.
    Oder wenigstens dachte ich, daß die Mode nicht mehr so lächerlich wäre, bis ich Nefrets Kommentare hörte. Bei der bloßen Vorstellung, einen Badeanzug zu tragen, wollte sie sich vor Lachen ausschütten. »Warum soll man sich anziehen, wenn die Sachen dann doch tropfnaß werden?« fragte sie (mit einiger Berechtigung, wie ich zugeben mußte). »Gehen die Frauen hier auch mit Waschanzügen in die Badewanne?« Und was ihre Bemerkung über Unterhosen betraf … Glücklicherweise äußerte sie sich nicht in Gegenwart der Verkäuferin oder im Beisein von Emerson und Ramses. (Zumindest hoffe ich das, denn Emerson sind solche Themen stets peinlich – und Ramses kann man mit nichts in Verlegenheit bringen.)
    Sie paßte besser in unseren Haushalt, als ich angenommen hatte, denn unser Personal ist inzwischen mehr oder weniger an exzentrische Gäste gewöhnt. (Wenn nicht, verlassen sie die Stellung meist auf eigenen Wunsch.) Gargery, unser Butler, erlag sofort Nefrets Charme; ebenso hingebungsvoll wie Ramses folgte er ihr auf Schritt und Tritt und wurde es nie müde, die (geschönte) Geschichte darüber zu hören, wie wir sie gefunden hatten. Gargery ist, wie ich leider sagen muß, ein Romantiker. (Romantik ist eigentlich keine Eigenschaft, die ich ablehne, bei einem Butler kann sie allerdings zu Komplikationen führen.) Seine Hände ballten sich zu Fäusten, und seine Augen leuchteten, wenn er verkündete (wobei er vor lauter Begeisterung der Hochsprache nicht mehr mächtig war): »Ach, ich wär’ ja so gern dabeigewesen, Ma’am! Ich hätt’ diesen hinterlistigen Dienern ein paar verpaßt, und diesen dreckigen Beduinen hätt’ ich’s auch gezeigt! So wahr ich hier steh’!«
    »Ich bin mir sicher, daß Sie uns eine große Hilfe gewesen wären, Gargery«, antwortete ich. »Vielleicht ein andermal.« (Wenn ich nur geahnt hätte, daß diese harmlose Bemerkung sich als prophetisch erweisen sollte!)
    Das einzige Mitglied unseres Haushalts, das nicht Nefrets Zauber erlag, war unser liebes Hausmädchen Rose. In ihrem Fall war das schlicht und einfach auf Eifersucht zurückzuführen. Sie hatte geholfen, Ramses großzuziehen und hegte eine unerklärliche Zuneigung zu ihm. Eine Zuneigung, die auch erwidert wurde – oder vielmehr worden war. Jetzt galten Ramses’ Geschenke, die Blumen und interessanten wissenschaftlichen Anschauungsobjekte (Gräser, Knochen und mumifizierte Mäuse) einer anderen. Rose litt darunter. Das bekam ich deutlich zu spüren, denn Rose war mir sonst immer ein großer Trost gewesen, wenn mir die vereinten Umtriebe der männlichen Haushaltsmitglieder zuviel wurden. Auf Bastet, die Katze, konnte ich mich, obwohl sie ein Weibchen war, auch nicht mehr verlassen. Es hatte seine Zeit gebraucht, bis sie die Anziehungskraft des anderen Geschlechts entdeckte, was sie jedoch dann mit einem solchen Feuereifer wettgemacht hatte, daß es nun überall im Haus von ihrem Nachwuchs wimmelte. Ihre letzten Jungen hatte sie im April kurz vor unserer Ankunft geworfen, und Nefret verbrachte viele glückliche Stunden im Spiel mit den Kätzchen. Eine ihrer Aufgaben als Hohepriesterin der Göttin Isis war die Pflege der heiligen
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