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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod
Autoren: Elizabeth Peters
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bestätigte …
    »Wie?« rief ich, als Emerson in seinem Bericht zu diesem Punkt gelangte. »Bertha hat die ganz Zeit über für Vincey spioniert?«
    »Eins zu Null für mich«, meinte Emerson mit selbstgefälligem Grinsen und machte dabei eine vulgäre Geste.
    »Aber ihre Blessuren – ihr mutiges Eingreifen, als sie sich gegen die Tür deiner Zelle warf, um zu verhindern, daß der Wächter hereinkam …«
    »Sie hat nur versucht, hinauszukommen«, sagte Emerson. »Sie wollte nicht an einem Mord beteiligt sein und hat in panischer Angst versucht, zu fliehen. Der Anblick, als du durch die Decke herabgestürzt kamst wie ein Deus ex machina, hätte jeden Menschen in Panik versetzt. Ich selbst war …«
    »Emerson, bitte«, sagte ich mit soviel Würde, wie ich aufbringen konnte; es war nicht viel. Dieses schreckliche kleine Geschöpf hatte mich vollständig zum Narren gehalten. Bei dem Gedanken, daß ich ihr geraten hatte, ihre Zimperlichkeit abzulegen, wäre ich am liebsten im Boden versunken. Zimperlichkeit! Sie mußte also Mohammed mit dem Messer getötet haben.
    »Ja«, bestätigte Emerson, als ich meine Vermutung äußerte. »Sie war so tödlich und verschlagen wie eine Schlange. Kein Wunder, wenn man daran denkt, welches Leben sie geführt hat.«
    »Ich vermute, die traurige Geschichte, der zufolge der Tod ihres Vaters sie in Armut gestürzt hat, war ebenfalls eine Lüge«, sagte ich zähneknirschend.
    »Oh, das hat sie dir also erzählt? Ich fürchte, ihre … äh … Karriere begann schon viel früher, Peabody. Sie ist mehrere Jahre lang Vinceys Gefährtin gewesen. Eine seiner Gefährtinnen … Was ihre Blessuren angeht – das war nur Schminke und Maske. Hast du nicht Verdacht geschöpft, als sie sich nicht von dir verarzten ließ und ihr Gesicht verschleiert hielt, bis die angeblichen Verletzungen abgeheilt waren?«
    »Oh, zum Teufel«, sagte ich. Abdullah hatte sein Gesicht hinter einem Ärmel verborgen, und mehrere der jüngeren Männer kicherten vernehmbar. »War das der Grund, warum du zu dem Mittel gegriffen hast … Schon gut.«
    »Ich hatte von Anfang an beschlossen, sie auf meine Seite zu ziehen«, sagte Emerson. Seine Stimme klang ziemlich ernst. »Indem ich an ihr Eigeninteresse, nicht an ihr Gewissen, appellierte. Sie ist eine überaus kluge junge Frau und hat nicht mehr Moral als eine Katze. Vincey war nur der neueste ihrer … äh … Verbündeten. Liebe war bei diesen Beziehungen nicht im Spiel. Sie hat ihre Bindungen so oft gewechselt, wie es ihr zweckdienlich erschien, immer auf der Suche – glaube ich – nach einem Mann, der ihr an Gewissenlosigkeit und Intelligenz ebenbürtig war. Wie in allen anderen Bereichen sind Frauen auch in der Entfaltung verbrecherischer Aktivitäten reichlich benachteiligt; die Gesellschaft erschwert es ihnen, ihre natürliche Begabung ohne den Beistand eines männlichen Partners auszuschöpfen. Ich fürchte, Peabody, daß dein ehrenwerter und aufrichtiger Charakter dir im Wege steht, wenn du mit dieser Art Mensch fertig werden willst. Du versuchst stets, die verborgenen Tugenden der Menschen zum Vorschein zu bringen. Bertha hatte aber keine.«
    Ich ließ ihn seinen Triumph auskosten, obgleich er natürlich im Unrecht war. Ich erinnerte mich an den Gesichtsausdruck der jungen Frau, als sie zu mir sagte: »Wie sehr Sie ihn lieben müssen.« Und diese Bemerkung war nicht verächtlich oder spöttisch gemeint gewesen. Ich wußte, es hatte sie bewegt. Und ich zweifelte nicht daran, daß Emersons Schönheit – die seines Charakters, meine ich – ihr Herz gerührt hatte, wie es schon so vielen anderen Frauen vor ihr ergangen war.
    »Also hat Sie Vincey deine Nachricht überbracht«, sagte ich. »In der du ihm mitgeteilt hast, daß du zu der abendlichen Verabredung kommen würdest.«
    »Verabredung«, wiederholte Emerson nachdenklich. »So kann man es auch nennen. Du hast recht, Peabody. Sie stand weiterhin mit ihm in Verbindung. Mehrere Dorfbewohner arbeiteten für ihn; sie mußte nichts weiter tun, als Hassan oder Jussuf einen Zettel zuzustecken, wenn wir durch das Dorf gingen. Als wir im Königswadi arbeiteten, hielt sie mit ihm Verbindung, indem sie an einer bestimmten Stelle, nicht weit von unserem Lager, Nachrichten hinterlegte. Einer der Dorfbewohner diente als Postbote. Diese Schurken kennen die Klippen wie ihre Westentasche und können überall herumschleichen, ohne gesehen zu werden.
    Ich konnte sie erst gestern, nach unserer Rückkehr zum Hausboot, davon
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