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Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod

Titel: Amelia Peabody 07: Die Schlange, das Krokodil und der Tod
Autoren: Elizabeth Peters
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über, das mir in die Hand fiel, und öffnete die Tür.
    Der Anblick von Renés Gesicht ernüchterte mich. Mannhaft versuchte er, seine Trauer zu bezwingen, was meinen einfühlsamen Augen nicht verborgen blieb.
    »Verzeihen Sie mir, daß ich störe«, sagte er. »Aber ich dachte mir, Sie sollten Bescheid wissen. Wir bringen ihn nach Luxor, Mrs. Emerson. Er hatte den Wunsch geäußert, dort begraben zu werden, beim Tal der Könige, wo er die glücklichsten Jahre seines Lebens verbracht hat. Wir müssen sofort los, wenn wir den Zug aus Kairo noch erreichen wollen. Sie verstehen sicher, daß wir keine Zeit verlieren dürfen …«
    Ich verstand, und ich wußte es zu schätzen, wie taktvoll er diese unangenehme Tatsache ausgedrückt hatte. Ich wischte mir eine Träne aus dem Auge. »Ich muß von ihm Abschied nehmen, René. Er gab sein Leben …«
    »Ja, liebe Madam, aber ich fürchte, dafür bleibt keine Zeit mehr. Es ist besser so. Er hätte sicher gewollt, daß Sie ihn so in Erinnerung behalten, wie er … wie er war.« Renés Lippen zitterten. Er wandte sich ab, um sein Gesicht zu verbergen.
    »Wir werden nachkommen, sobald wir können«, sagte ich und klopfte ihm auf die Schulter. »Seine Freunde müssen benachrichtigt werden; sie wollen bestimmt dem Begräbnis beiwohnen. Ich werde einige Worte sagen, zu dem schönen und passenden Thema: ›Niemand hat größere Liebe zu geben, als der, welcher sein Leben für seine Freunde läßt.‹«
    René drehte sich wieder zu mir um. »Überlassen Sie alles uns, Madam. Wie ich annehme, werden Sie im Schloß wohnen, wenn Sie in Luxor sind. Ich bin mir sicher, daß Mr. Vandergelt das so gewollt hätte.«
    »Gut.« Ich reichte ihm die Hand. Mit der anmutigen Geste eines Franzosen führte er sie an seine Lippen.
    »Mes hommages, chère madame. Adieu, et bonne chance.«
    *
    Ich wußte, daß unsere kleine Gesellschaft an diesem Abend traurig zusammengeschrumpft sein würde, aber daß ich im Salon niemanden außer Kevin vorfinden würde, hatte ich doch nicht erwartet. Natürlich kritzelte er gerade etwas in sein abscheuliches Notizbuch. Als er mich sah, unternahm er einen matten Versuch, sich zu erheben.
    »Setzen Sie sich«, sagte ich und nahm selbst Platz. »Und tun Sie nicht so, als wären Sie von Erschöpfung oder Trauer überwältigt.«
    »Ich trauere wirklich um den guten alten Vandergelt«, sagte Kevin. »Aber wenn ein Mann sterben muß – und das müssen wir alle einmal – würde er diese Todesart bestimmt vorziehen. ›Niemand hat größere Liebe zu geben …‹«
    »Sie möchten das wohl in Ihrer Story zitieren«, sagte ich streng. »Darüber müssen wir uns erst noch unterhalten, Kevin. Aber wo sind bloß die anderen?«
    »René und Charlie sind nach Derut abgereist, mit …« »Ja, ich weiß. Wo steckt Bertha?«
    »In ihrer Kabine vermutlich. Ich bat um das Vergnügen einer Unterredung mit ihr, aber sie lehnte ab. Was Ihren … äh … den Professor angeht …«
    »Der ist hier«, sagte ich, als Emerson eintrat.
    In meinen zärtlichen Augen hatte er nie schöner ausgesehen. Sein feuchtes Haar lag in glänzenden Wellen; nur die häßliche, halb verheilte Narbe beeinträchtigte die Vollkommenheit seiner scharfgeschnittenen Gesichtszüge. Mit einem Lächeln für mich und einem finsteren Blick auf Kevin trat er an die Anrichte. »Wie gewöhnlich, Peabody?« wollte er wissen.
    »Wenn du so gut wärst, mein Liebling. Wir könnten einen Toast ausbringen auf abwesende Freunde und auf die Liebe, die stärker ist als …«
    »Paß auf, was du sagst, Peabody. Dieser verdammte Journalist notiert sich jedes Wort.«
    Er reichte mir ein Glas und wandte sich dann Kevin zu, dem der Mund offenstand. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. »Ich will Ihre Geschichte sehen, ehe Sie sie losschicken, O’Connell. Wenn sie etwas Verleumderisches enthält, breche ich Ihnen beide Arme.«
    Kevin schluckte. »Sie … Sie haben mir soeben meine Schlagzeile verdorben, Professor! Sie haben ja Ihr Gedächtnis wieder!«
    »Ist das die alberne Geschichte, die gerade die Runde macht? Wie interessant. Ich wüßte gern, wie hoch der Schadensersatz ausfallen wird, den mir die Gerichte zuerkennen, wenn ich Sie und Ihre ganze Bande verklage.«
    »Aber ich würde nie … glauben Sie mir, Sir …«, stammelte Kevin und versuchte, das Papier mit seinen Ellenbogen abzudecken.
    »Gut«, sagte Emerson und fletschte die Zähne. »Nun, Mr. O’Connell, ich werde Ihnen jetzt zu Ihrer nächsten Meldung verhelfen. Sie
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