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Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Amelia Peabody 05: Der Sarkophag

Titel: Amelia Peabody 05: Der Sarkophag
Autoren: Elizabeth Peters
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betrachtete, der sorgfältig die triefnassen Seiten einer Zeitung voneinander löste, wurde ich erneut von Bewunderung und Zuneigung übermannt. Wie grausam wurde dieser Mann doch von denjenigen angefeindet, die ihn nicht näher kannten! Seine Wutausbrüche waren kurz und geräuschvoll; anschließend war er sogleich wieder der liebenswürdigste Mensch, und ich glaube, daß in einer solchen Situation nur wenige Männer so gelassen und beherrscht geblieben wären. Bastet hatte ihn mit ihrem Riesensatz voll in den Brustkorb gerammt. Sein nasses Oberhemd betonte seine durchtrainierte Brustmuskulatur; und obgleich das langsam in seine Hose eindringende Badewasser sicherlich unangenehm war, verzog er keine Miene.
    Schließlich räusperte er sich. »Hier ist es. Ich bitte dich, Amelia, von irgendwelchen Kommentaren abzusehen, bis ich geendet habe.
    Äh-hm. Eilige Pressenachricht. Neue aufsehenerregende Entwicklungen im mysteriösen Fall um das Britische Museum. Ihr Korrespondent hat erfahren, daß ein Team von Fachleuten in wenigen Wochen versuchen wird, das Geheimnis der gräßlichen Mumie zu lösen. Professor Radcliffe Emerson und seine Gattin, Amelia Peabody Emerson, deren gewagte Enthüllungen den Lesern der Daily Yell bestens bekannt sein dürften –«
    Es war mir unmöglich, reg- und wortlos zu verharren. Ich sprang auf und kreischte: »Gütiger Himmel!«
    Emerson spähte über den Rand der triefenden Zeitungsseite zu mir. Seine Augen funkelten in einem strahlenden Blau – ein Anzeichen für seinen Zorn, das ich nur zu gut kannte. Während ich meinen Badeschwamm zur Bekräftigung meiner Worte schwenkte, fuhr ich fort: »Also wirklich, Emerson, du nimmst doch nicht etwa an, daß ich für diese unsägliche Geschichte verantwortlich bin? Selbst wenn es mich interessierte, diesen Fall aufzudecken – und ich bin mit dir einer Meinung, daß es sich um hirnrissigen Unsinn handelt –, hätte ich gar nicht die Zeit gefunden, mit Mr. O’Connell zu kommunizieren. Diese Zeitung muß mehrere Wochen alt sein –«
    »Exakt zwei Wochen«, bemerkte Emerson.
    Er warf sie beiseite und erhob sich. Sein Blick war weiterhin auf mich fixiert, und das Funkeln in seinen Augen hatte sich eher noch verstärkt.
    »Du glaubst mir nicht, Emerson?«
    »Doch, Peabody. Selbstverständlich.« Nachdem er seine nasse Hose aufgeknöpft hatte, streifte er diese ab und kämpfte mit seinen Hemdknöpfen.
    »Häng deine Hose bitte über den Stuhl«, entfuhr es mir. »Ich habe fast alle deine Sachen in die Wäscherei gegeben, und ich weiß nicht, wann … Emerson! Was machst du da?«
    Der feuchte Stoff widersetzte sich seinen Bemühungen, die Hemdknöpfe zu öffnen. Emerson spannte seinen Bizeps an, bis die restlichen Knöpfe wie eine Schrotsalve durch den Raum schossen. »Aphrodite«, bemerkte Emerson mit rauher Stimme. »Die Schaumgeborene.«
    Ich bemerkte, daß ich immer noch tropfnaß in der Wanne stand, einen riesigen Badeschwamm in der Hand. Ich brach in schallendes Gelächter aus. »Emerson, du verhältst dich einfach absurd. Reich mir doch bitte ein Handtuch –«
    Mit einem Satz durchquerte Emerson das Bad und drückte mich an seine Brust.
    Ich suchte nach Ausflüchten, wies auf das geöffnete Fenster hin, die Tageszeit, meinen (und auch seinen) durchnäßten Zustand, die Möglichkeit des Gestörtwerdens durch den Safragi, Ramses und/oder die Katze. Emersons einzig stichhaltige Antwort war der Verweis auf einen gewissen Band fernöstlicher Prosa, der eine Reihe von Stellungen empfiehlt, die selbst dem verliebtesten Ehepaar nicht im Traum einfallen würden. Ich erkannte schon bald, daß seine Ratio außer Kraft gesetzt war, und gab jede Diskussion auf; und in der Tat stimmte ich einige Zeit später bereitwillig seiner Argumentation zu, daß besagter Titel eine ganze Reihe interessanter Möglichkeiten eröffnete.
     
    Am Kairoer Bahnhof verabschiedeten wir uns schweren Herzens von unserem treuen Freund Abdullah und dessen ständig wachsender Familie. Abdullah hatte uns nach Port Said begleiten wollen (auf unsere Kosten), aber ich hatte ihn eines Besseren belehrt. Obgleich sein Bart, der bei unserer ersten Begegnung von grauen Fäden durchzogen gewesen war, mittlerweile schlohweiß war, war Abdullah so gut in Form wie ein weitaus jüngerer Mann. In traurigen oder dramatischen Situationen neigte er jedoch dazu, betrübt auf sein zunehmendes Alter und die Möglichkeit hinzuweisen, daß wir uns vielleicht nie wiedersähen. Je länger sich das
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