Ambient 04 - Terraplane

nahm, folgte daraus, daß ein hier wie dort tätiger Gott die Geschicke beider lenkte? Erklärte der Umstand, daß er statt einer Welt deren zwei im Auge behalten mußte, soviel scheinbare Sinnlosigkeit, weil selbst für Gott zuviel vorging, als daß er allem folgen könnte? Würde diese Ablenkung endlich den Grund dafür liefern, daß die geliebten Menschen fortgerissen werden, daß die Hoffnungen zunichte werden, daß nur Verlust Wissen bringt? Wenn alles vorbestimmt ist, erwählt Gott dann geringere Gefäße, durch die er das Böse verabfolgt, damit er allein das Verdienst an dem in seinem Namen verrichteten Guten beanspruchen kann? Welchen Lohn läßt Gott denen zukommen, die für ihn töten?
    Eine nach der anderen, ließ ich meine Ängste, abgezählt zur neuerlichen Beruhigung, endlich bis zur Unpäßlichkeit der nächsten Nacht von mir abfallen. Regenwind rüttelte an den Fenstern, trommelte unaufhörlich seinen Rhythmus, vergoß seine Tränen in Dunkelheit. Bettwärts tappend, schlüpfte ich hinein, wo bis zum letzten November Wanda gelegen hatte. Sie starb an Altersschwäche; wenigen ist das vergönnt.
    Ich legte mich nieder, steckte Ohrhörer ein, meinen Geist durch Musik in Schlaf zu wiegen, hielt inne, meine Wahl zu treffen. Jakes Band in seiner Kassette lassend, wo es lag, nicht in der Stimmung für Ives oder Penderecki oder Lalo, wählte ich Elgars Meeresbilder; schlief zum Lied einer verlorenen Stimme, deren Gesang über längst vergangene Jahre zu mir drang, Tröstungen mit sich tragend, die ein noch länger Verlorener niedergeschrieben hatte. Bei Tageslicht erwachte ich, gespült in Erinnerung, gewaschen von Entfernung, hörte nur die Brecher der Zeit an den Strand eines neuen Tages schlagen, fühlte den Sand, wie er immerfort unter den Füßen hinausglitt in den Ebbstrom. Ich kleidete mich zu Johnsons Gesang an. Die Wellen brachen; das Wasser rauschte davon.