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Ambient 04 - Terraplane

Ambient 04 - Terraplane

Titel: Ambient 04 - Terraplane
Autoren: Jack Womack
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Zittern meiner Hände nicht unterdrücken. Es war acht Uhr dreiundzwanzig.
    »Wie lang brauchen wir zu Fuß?« fragte ich Wanda.
    »Sie können nicht zu Fuß gehen«, seufzte sie und ließ den Motor an.
    »Sie fahren uns durch?«
    Sie nickte. »Keine andere Möglichkeit. Wagen dürfen nicht hinein, also werden Sie nach Ihren Regeln spielen müssen, um hineinzukommen. Ich kann nur nicht glauben …«
    »Schwierigkeiten sind zu bewältigen«, sagte ich. »Jake kann unsere Annäherung decken.«
    »Sobald wir durch sind, wird es eine oder zwei Minuten dauern, um zur Constitution Mall zu kommen«, sagte sie. »Wie nahe müssen Sie herankommen, damit es funktioniert?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich. »Wir müssen nur auf das zielen, was erscheint, und ich bin im Ungewissen darüber, was erscheinen soll.«
    »Mist!« Sie starrte zum Tor. Ein Streifenwagen war vorgefahren und hielt. Zwei Beamte stiegen aus und blickten müßig umher, als hielten sie Ausschau nach Unbefugten wie uns, die Einlaß suchten. »Machen Sie sich auf alles gefaßt.«
    »Wie immer«, sagte ich. Eine Blitzentladung erhellte die Wolken über uns; das Donnergrollen war nicht mehr durch Entfernung gedämpft. »Das Wetter ist wie vorausgesagt. Fahren wir also los. Seien Sie vorerst unbesorgt.«
    Sie blickten zu uns her; vielleicht sahen sie unsere Umrisse im Wagen, obwohl wir noch mehrere hundert Meter entfernt waren. Sie tasteten nach ihren Pistolentaschen und kamen uns gemächlich entgegen.
    »Jake«, sagte ich, in Sorge. »Bist du bereit? Es geht los.«
    Keine Antwort kam; ich wandte mich, blickte zurück.
    »Jake?«
    Er hielt Oktobrjana in den Armen, streichelte ihre Schultern, wie um mit todgetränkten Händen das Leben zurückzurufen. Sein erloschener Blick war auf sie gerichtet, und er hörte mich ohne Wahrnehmung. Über dem Ausstellungsgelände gingen die Scheinwerfer an und beleuchteten die Bauwerke; die Ausstellung zeigte sich in voller Illumination, in kristallinem Licht. Die Polizisten kamen näher, ohne Eile, als hätten sie alle Zeit der Welt.
    »Bewaffne mich, Jake!«
    Ohne ein Wort zog er die Schrogin unter seinem Jackett hervor; nachdem er sie mir gereicht hatte, hielt ich sie an meiner rechten Seite zwischen dem Sitz und der Tür. So unbekümmert wie ich konnte, kurbelte ich das Fenster herunter und entsicherte die Waffe. Wanda hatte die Fahrt auf Schrittempo verlangsamt, während ich mich fertigmachte; auch die beiden Polizisten machten ihr Spielzeug bereit. Die Lichter der Ausstellung strahlten jetzt vor dem dunklen, von Blitzen durchzuckten Himmel, blau und orange und rot und violett. Trylon und Perisphäre leuchteten im reinsten Elfenbeinweiß.
    »Sie werden schießen, Luther«, sagte Wanda und beschleunigte unsere Fahrt zum Tor.
    »Ich auch.« Sie hoben die Pistolen und visierten den Wagen an. Die Schrogin hatte drei umschaltbare Magazine und konnte insgesamt tausend Schuß verfeuern; ich beugte mich aus dem Fenster, zielte und drückte ab, bevor sie schießen konnten. Der Rückstoß war so unmerklich, die Waffe selbst so balanciert und handlich, daß ihre furchtbare Wirkung kaum glaubhaft schien. Die beiden platzten in einem dunklen Sprühregen auseinander, fielen straßenwärts; ich spürte kaum etwas. Weit aus dem Fenster gelehnt, mit der linken Hand die Unterseite des Daches haltend, hielt ich mit der Rechten die Waffe in Anschlag.
    »Durch die Drehkreuze«, sagte ich. »Sie werden ausweichen, wenn ich Warnung gebe.«
    »Sie haben schon die Lichter an, Luther …«
    »Los!«
    Wie befreit, gab ich einen Feuerstoß ab, nicht um Tod zu säen, sondern um Angst zu verbreiten. Die Torwächter suchten das Weite; die kommenden oder gehenden Ausstellungsbesucher taten es ihnen gleich, nur schneller.
    Regentropfen begannen auf dem Wagen zu zerplatzen, wuschen mir das Gesicht, als wir durch die Drehkreuze schrammten. Ich zog mich ins Wageninnere zurück, die Schrogin schußbereit nach vorn gerichtet.
    »Sind wir zu spät?« fragte Wanda, während sie uns durch eine gebogene Allee zwischen zwei glatten Gebäuden steuerte; eine raupenartige Straßenbahn, die ihre Passagiere mit bunten Markisen vor dem Regen schützte, kroch aus unserem Weg, als wir uns durchschlängelten.
    »Glaube ich nicht. Nur zu, Wanda! Vorwärts!«
    Als wir in die Constitution Mall einbogen, deren ausgerichtete Bäume von den unter ihren Ästen angebrachten Scheinwerfern in unnatürlichem Grün leuchteten, eingerahmt von rosafarbenen Gebäuden auf beiden Seiten, sahen
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