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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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Rache war«, sagte ich. »Hatte Rinaldo dabei ebenfalls die Hand im Spiel?«
    »Nein, ihr beide wart inzwischen zu dicke Freunde geworden. Ich hatte Angst, er würde dich warnen.«
    Ich dachte kurz darüber nach, dann fragte ich: »Was ist letztendlich schief gelaufen?«
    »Eine Sache, die ich niemals vermutet hätte«, sagte sie. »Julia war wirklich begabt. Nach ein paar Unterrichtsstunden bei Victor war sie in allem besser als er -außer im Malen. Zur Hölle! Vielleicht malte sie sogar besser, ich weiß es nicht. Ich selbst hatte den Joker ausgeteilt, und nun spielte sie nach ihrem eigenen Gutdünken.«
    Ich erschauderte. Ich dachte an meine Unterhaltung mit dem Ty'iga im Arborhaus, damals, als es von Vinta Bayle Besitz ergriffen hatte. >Hat Julia die Fähigkeiten entwickelt, nach denen sie trachtete? < hatte es mich gefragt. Ich hatte ihm geantwortet, daß ich es nicht wisse. Ich hatte gesagt, daß sie niemals irgendwelche Anzeichen gezeigt habe... Und kurz darauf hatte ich mich an unsere Begegnung auf dem Parkplatz des Supermarktes und an den Hund erinnert, dem sie >Platz< befohlen und der sich danach vielleicht nie mehr bewegt hatte... Ich erinnerte mich an diese Dinge, aber...
    »Und dir ist nie irgend etwas aufgefallen, das auf ihre Begabung hingewiesen hätte?« wollte Jasra wissen.
    »Das würde ich nicht sagen«, antwortete ich, da mir allmählich klar wurde, warum die Dinge so waren, wie sie waren. »Nein, das würde ich nicht sagen.«
    ... Wie damals bei Baskin-Robbins, wo sie eine Veränderung der Geschmacksrichtungen auf dem Weg von der Waffel zum Mund herbeigeführt hatte. Oder das Unwetter, bei dem sie ohne Schirm trocken blieb ...
    Sie runzelte fragend die Stirn und verengte die Augen, während sie mich ansah. »Ich verstehe nicht«, sagte sie. »Wenn du Bescheid wußtest, dann hättest doch auch du sie ausbilden können. Sie liebte dich. Ihr beide wärt eine starke Mannschaft gewesen.«
    Ich wand mich innerlich. Sie hatte recht, und ich hatte tatsächlich eine Ahnung gehabt, hatte es wahrscheinlich sogar gewußt, aber ich hatte es verdrängt. Möglicherweise hatte ich es sogar selbst ausgelöst, mit meinem Schatten-Wandeln, mit meinen Körperenergien...
    »Es ist ziemlich verzwickt«, sagte ich, »und etwas sehr Persönliches.«
    »Oh! Herzensangelegenheiten sind für mich entweder sehr einfach oder vollkommen unergründlich«, sagte sie. »Es gibt anscheinend nichts dazwischen.«
    »Wir wollen uns auf einfach festlegen«, schlug ich vor. »Unsere Beziehung ging bereits dem Ende zu, als ich die ersten Anzeichen bemerkte, und ich hatte kein Verlangen danach, einer ehemaligen Geliebten eine Macht zu verleihen, mit der sie mir vielleicht eines Tages das Leben schwer machen würde.«
    »Verständlich«, sagte Jasra. »Sehr sogar. Und in höchstem Maße eine Ironie des Schicksals.«
    »In der Tat«, bemerkte Mandor, und mit einer Handbewegung sorgte er dafür, daß weitere Schüsseln mit dampfenden Speisen vor uns auftauchten. »Bevor ihr euch in einer langatmigen Erzählung über Intrigen und die Unterseite der Seele ergeht, solltet ihr etwas von den Wachtelbrüstchen in Mouton Rothschild versuchen, dazu ein wenig wilden Reis und einige anregende Spargelspitzen.«
    Mir wurde bewußt, daß ich sie zu ihren Nachforschungen getrieben hatte, indem ich ihr eine andere Realitätsebene eröffnet hatte. Und ich hatte sie von mir weggetrieben, weil ich ihr nicht genügend vertraut hatte, um ihr die Wahrheit über mich zu verraten. Ich schätze, das sagte einiges über meine Fähigkeit zu lieben und zu vertrauen aus. Doch ich hatte das schon seit langem gespürt. Da war noch etwas anderes. Da gab es noch mehr...
    »Es schmeckt köstlich«, verkündete Jasra.
    »Danke.« Er stand auf, ging um den Tisch herum und füllte ihr Glas per Hand nach, anstatt einen Levitationstrick anzuwenden. Mir entging nicht, daß dabei die Finger seiner linken Hand leicht ihre nackte Schulter streiften. Bevor er zu seinem Platz ging und sich wieder setzte, fiel ihm noch ein, auch in mein Glas etwas nachzugießen.
    »Ja, ausgezeichnet«, bemerkte ich, während ich meine flüchtige Innenschau durch das sich plötzlich klärende dunkle Glas fortsetzte.
    Ich wußte jetzt, daß ich von Anfang an einen Verdacht gehabt, etwas gespürt hatte. Unser Schatten-Spaziergang war nur die spektakulärste von einer Reihe kleinerer Prüfungen, die ich ihr sozusagen aus dem Handgelenk in den Weg gelegt hatte, in der Hoffnung, sie bei einer
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