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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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Beispiel?«
    »Zum Beispiel die Möglichkeit, daß sich zwischen uns ein erneuter Konflikt entwickeln könnte.«
    Sie lächelte.
    »Du hättest Jura studieren sollen«, sagte sie. »Du bist genauso spitzfindig wie deine Verwandten in Amber. Ich kann jedoch ehrlich von mir behaupten, daß ich nicht die geringste Absicht hege, so etwas herbeizuführen.«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Das war nur so ein Gedanke. Bitte fahr mit Julias Geschichte fort.«
    Sie aß einige Bissen. Ich leistete ihr dabei Gesellschaft und merkte plötzlich, daß ich nicht aufhören konnte zu essen. Ich warf einen Blick zu Mandor, der jedoch eine unergründliche Miene zur Schau trug. Er hätte niemals zugegeben, daß er mittels Magie einen Geschmack verstärkt oder den Speisenden einen Zwang auferlegt hatte, ihre Teller leerzuessen. Wie auch immer, wir beendeten den Gang, bevor sie wieder zu sprechen anfing. Und ich konnte mich eigentlich nicht darüber beschweren, wenn ich es mir recht überlege.
    »Nach eurer Trennung begann Julia ihre Studien bei mehreren verschiedenen Lehrern«, begann sie. »Nachdem ich einmal meinen Plan gefaßt hatte, war es ein leichtes, diese zu veranlassen, irgend etwas zu tun oder zu sagen, das ihr sämtliche Illusionen rauben oder sie entmutigen würde, so daß sie sich immer wieder jemand Neues suchte. Es dauerte nicht lange, bis sie zu Victor kam, der bereits unter unserer Bevormundung stand. Ich befahl ihm, ihr den Unterricht zu versüßen und die übliche Einleitung wegzulassen, um sofort mit der eigentlichen Einführung zu beginnen, die ich für sie ausgewählt hatte...«
    »Welche wäre das?« unterbrach ich sie. »Es gibt viele verschiedene Arten der Einführung, die zu sehr vielen unterschiedlichen Zielen führen.«
    Sie lächelte und nickte, während sie ein Brötchen aufbrach und mit Butter bestrich.
    »Ich geleitete sie durch eine von mir selbst erarbeitete Version - auf dem Weg des Lückenmusters.«
    »Das hört sich wie etwas Gefährliches von der Amberseite des Schattens an.«
    »An deinen geografischen Kenntnissen ist nichts auszusetzen«, lobte sie. »Aber es ist keineswegs gefährlich, wenn man weiß, was man tut.«
    »Soweit ich es verstehe«, sagte ich, »verfügen jene Schatten-Welten, die Schatten des Musters enthalten, nur über unvollkommene Versionen, so daß damit stets ein Risiko verbunden ist.«
    »Es ist nur dann ein Risiko, wenn man nicht damit umzugehen weiß.«
    »Und du bewirktest, daß Julia dieses - Lückenmuster durchwandelt?«
    »Meine Kenntnisse über das, was du als Schatten-Wandeln bezeichnest, beschränken sich auf Berichte meines verstorbenen Mannes und Rinaldos. Ich glaube, man folgt den Linien von einem vorgegebenen äußeren Anfang bis zu einem bestimmten inneren Punkt, wo einen die Macht überkommt - stimmt das?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Auf dem Weg des Lückenmusters«, erklärte sie, »tritt man durch die Unvollkommenheit ein und bewegt sich bis zur Mitte voran.«
    »Wie kann man den Linien folgen, wenn sie unterbrochen oder unvollkommen sind? Das echte Muster würde einen vernichten, wenn man vom vorgegebenen Schema abwiche.«
    »Man folgt nicht den Linien. Man folgt den Zwischenräumen«, entgegnete sie.
    »Und wenn man es verläßt - wo auch immer?« fragte ich.
    »Dann trägt man das Bild des Lückenmusters in sich.«
    »Und wie beschwört man dieses herauf?«
    »Durch die Unvollkommenheit. Man ruft das Bild herbei, und es ist wie ein dunkler Brunnen, aus dem man Macht bezieht.«
    »Und wie reist man zwischen den Schatten hin und her?«
    »Genau wie du - soweit ich weiß«, sagte sie. »Aber der Bruch bleibt stets bei einem.«
    »Der Bruch? Das verstehe ich nicht.«
    »Der Makel im Muster. Er folgt dir durch die Schatten. Er begleitet dich auf allen Reisen, manchmal als haarfeiner Riß, manchmal als breiter Spalt. Er bewegt sich; manchmal taucht er plötzlich irgendwo auf - als Sprung in der Realität. Das ist das Risiko, dem jene ausgesetzt sind, die auf dem lückenhaften Weg wandeln. Wenn sie hineinfallen, bedeutet es ihren endgültigen Tod.«
    »Dann sind bestimmt auch alle eure Zaubereien mit diesem Risiko behaftet, und sie können wie eine Falle zuschnappen.«
    »Jede Tätigkeit birgt ein Risiko«, sagte sie. »Diesem auszuweichen, ist ein Teil der Kunst.«
    »Und das ist die Einführung, die du Julia hast angedeihen lassen?«
    »Ja.«
    »Und Victor ebenso?«
    »Ja.«
    »Allmählich begreife ich«, erwiderte ich. »Aber dir muß doch bewußt sein, daß
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