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Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel

Titel: Amber-Zyklus 09 - Ritter der Schatten: der Titel
Autoren: Roger Zelazny
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Gesicht der Leiche war zum Teil zerstört, der Rest blutüberströmt gewesen. Doch die Dame hatte die entsprechende Größe gehabt, und die allgemeine Ähnlichkeit hatte mich überzeugt. Und sie hatte sich am richtigen Ort befunden. Und dann war ich der Gegenstand der Aufmerksamkeit jenes geifernden hundeähnlichen Wesens geworden, was mich entscheidend von einer eingehenden Identifizierung abgelenkt hatte. Als mein Kampf um Leben und Tod schließlich beendet war, untermalt vom Heulen herannahender Polizeisirenen, galt mein vordringliches Interesse der Flucht und keinen weiteren Nachforschungen. Wenn ich mir später diese Szene ins Gedächtnis zurückrief, war jedesmal zweifelsfrei Julia die Tote, die ich vor mir sah.
    »Unglaublich«, sagte ich. »Wessen Leiche war es dann, die ich gefunden habe?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie. »Es könnte eines ihrer Schatten-Ichs gewesen sein oder irgendeine Fremde von der Straße. Oder eine aus einem Leichenschauhaus gestohlene Tote. Ich kann es beim besten Willen nicht sagen.«
    »Sie trug einen deiner blauen Steine.«
    »Ja. Und das Gegenstück befand sich am Halsband des Untiers, das du abgemetzelt hast - und sie öffnete ihm den Weg, damit es durchkommen konnte.«
    »Warum? Und warum auch diese ganze Geschichte mit dem Höhlenbewohner an der Schwelle?«
    »Das war lediglich ein Ablenkungsmanöver. Victor dachte, ich hätte sie umgebracht, und ich dachte, er habe es getan. Er nahm an, ich hätte einen Weg aus dem Hort geöffnet und das Untier hinausgeschickt und auf sie angesetzt. Ich vermutete, daß er es getan habe, und war verstört, weil er seine schnelle Entwicklung vor mir verborgen hatte. Solche Dinge führen selten zu etwas Gutem.«
    Ich nickte.
    »Züchtet man diese Wesen hier in der Gegend?«
    »Ja«, antwortete sie, »und ich zeige sie außerdem bei Ausstellungen in einigen angrenzenden Schatten. Ich habe etliche, die ein blaues Band gewonnen haben.«
    »Ich bleibe lieber bei Zuchtbullen«, sagte ich. »Sie sind entschieden netter und besser erzogen. Sie hinterließ also eine Leiche und einen Geheimgang an diesem Ort, und du dachtest, Victor habe sie abgemurkst und treffe jetzt die nötigen Vorbereitungen für einen Überfall auf dein Allerheiligstes.«
    »Mehr oder weniger.«
    »Und er dachte, sie sei dir so gefährlich geworden -zum Beispiel mit dem Geheimgang -, daß du sie getötet hättest?«
    »Ich weiß nicht mit Sicherheit, ob er den Gang wirklich gefunden hat. Er war ziemlich gut versteckt, wie du selbst erfahren hast. Wie auch immer, jedenfalls war keinem von uns beiden bewußt, was sie tatsächlich getan hatte.«
    »Nämlich was?«
    »Sie brachte auch einen Tragolithen an mir unter. Später, nach der Einführung, benutzte sie ihn, um mich durch den Schatten hindurch bis nach Begma zu verfolgen.«
    »Begma? Was, zum Teufel, hast du denn dort getan?«
    »Nichts Wichtiges«, sagte sie. »Ich erwähne es nur, um zu zeigen, wie raffiniert sie vorging. Sie kam damals nicht in meine Nähe. Ich weiß tatsächlich nur etwas davon, weil sie es mir später erzählt hat. Danach verfolgte sie meine Spur vom Rand des Kreises bis zur Zitadelle. Den Rest kennst du.«
    »Dessen bin ich nicht so sicher.«
    »Sie hatte Absichten in bezug auf diesen Ort. Als sie mich überraschte, war ich in der Tat überrascht. Auf diese Weise wurde ich zu einem Kleiderständer.«
    »Und sie übernahm die Herrschaft, wobei sie sich zur eindrucksvolleren Selbstdarstellung eine Torhüter-Maske überzog. Sie hauste hier eine Zeitlang, baute ihre Macht aus, erwarb sich weitere Fähigkeiten, hängte Schirme an dir auf...«
    Jasra knurrte leise, und mir fiel ein, daß ihr Biß noch schlimmer war. Ich beeilte mich, in ein neues Gebiet der Spekulationen zu kommen. »Ich begreife immer noch nicht, warum sie mir gelegentlich nachspionierte und manchmal Blumen warf.«
    »Männer sind zum Verzweifeln«, sagte Jasra, hob ihr Weinglas und leerte es in einem Zug. »Du warst in der Lage, alles zu begreifen, nur ihre Beweggründe nicht.«
    »Sie war auf einem Macht-Trip«, sagte ich. »Was gibt es darüber hinaus zu begreifen? Ich erinnere mich sogar noch an eine lange Diskussion, die wir einmal über das Thema Macht geführt haben.«
    Ich hörte Mandor in sich hinein lächeln. Als ich ihm einen Blick zuwarf, sah er weg und schüttelte den Kopf.
    »Offensichtlich mag sie dich immer noch. Wahrscheinlich mehr als das. Sie hat Spielchen mit dir getrieben. Sie wollte deine Neugier erwecken. Sie
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