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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition)
Autoren: Rainer Kempas
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Steff wieder ein, welchem Zweck
es diente. Es war der Positronenanzeiger, das Gerät, das die Pflanze zu entdecken
hatte. Die Pflanze! Sollte sie wirklich existieren? Ein unbeschreibliches
Gefühl überkam ihn. Sogleich bedeutete er den Menschen, sich hinter den
nächsten Felsvorhang zurückzuziehen. Sprechen war ihm aufgrund der bereits seit
längerem aufgesetzten Sauerstoffmaske nur mithilfe eines Kehlkopfmikrofons
möglich, das er aber wegen der Beschwerlichkeit des Weges kaum anlegte.
       Der Santoganer erklärte ihnen, dass die Messung noch keine
unmittelbare Gefährdung der Menschen ergab, da die bi-3 Teilchen nicht direkt angezeigt
wurden. Aber er fügte hinzu, dass er trotzdem den Zeitpunkt für gekommen hielt,
die raumähnlichen Anzügen anzuziehen.
       Sogleich befreiten die sechs Menschen die auf den Rucksäcken
obenauf liegenden Vakuumanzüge mit dem luftdicht abschließenden Helm von den
sie zusammenhaltenden Klebestreifen und zogen sie über. Bald sahen sie aus, als
wollten sie einen Spaziergang durch das Weltall unternehmen.
       Nachdem sie mit Umziehen fertig waren, brach die Expedition
wieder auf. Das Wissen um die Nähe der Pflanze und ihre Furcht vor deren Positronen
wurde durch das Wissen um deren Existenz mehr als ausgeglichen. Sollte es sie
tatsächlich noch geben? Jetzt erst, nachdem sie sich vor ihr geschützt hatten,
schienen sie sich der Tragweite der Entdeckung richtig bewusst zu werden. Die Aufgabe
ihrer Mission näherte sich ihrer Erfüllung.
       Alle Strapazen der letzten Tage waren vergessen und die
Kräfte mit neuer Energie belebt. Eiligen Schrittes liefen sie den Hang hinab,
nur aufgehalten durch die Unebenheit und Unzugänglichkeit der Schächte.
       Steff aber und auch John gingen noch wesentlich mehr Gedanken
durch den Kopf. Denn wo die Pflanze war, da waren auch die Saurier. Wenn die
Positronen von noch existierenden Gewächsen stammten, dann konnte dieser
Umstand ebenso bedeuten, dass auch die Saurier überlebt hatten.
       ‚Die Saurier!’ Steff war es zunächst freudig, dann mulmig
zumute geworden. Wie vor einem großen Auftritt in einem Theater, das ja oft die
Bühne des Lebens bedeutete, bemächtigte sich seiner plötzlich ein heftiges
Zittern, der Puls fing an zu rasen, und die Haut wurde ihm feucht. Zu guter Letzt
geriet er unter dem Anzug derart ins Schwitzen, dass die Sauganlage das
Kondensieren des Wassers kaum noch ausgleichen konnte. Nur mit Mühe gelang es
ihm, sich zu beherrschen und seine weichen Knie zur Vorwärtsbewegung zu
zwingen.
       Es dauerte auch nicht lange, da kamen sie an weiteren
fossilen Funden vorbei. In der Lavaschlacke des Bodens fanden sie sogar ein
kleines Schüsselchen aus farblosem Ton, welches tief in der vulkanischen Asche
einer Millionenjahre alten Eruption lag. Kaum noch zu ihrer Verwunderung hatte
es die Form eines Dreiecks.
       An den Wänden entdeckten sie zahlreiche weitere Malereien:
Aber sie vertieften sich nicht mehr allzu intensiv in deren Einzelheiten, denn
die Spur der Positronenemissionen wurde immer deutlicher. Es schien, als ob sie
dicht vor ihrem Ziel angelangt waren.
       Inzwischen war es dermaßen heiß geworden, dass sie ihren
Wärmeregulator im Raumanzug auf die höchste Stufe einstellen mussten. Selbst
die Santoganer, die aufgrund ihrer silikaten Körpermasse eine beträchtliche Hitze
vertragen konnten, legten sich ein thermostatisch abweisendes, leichtes Gewand
an. Es kühlte ihre Epidermis und passte sich gleichzeitig exakt der Form ihrer
Physis an. Durch diesen direkten Kontakt konnten sie nochmals erheblich die
Temperatur in der mehrschichtigen Vakuumfolie reduzieren.
       Mittlerweile teilte Dr. Häfner, der Biologe, mit, dass der
Schwefelgehalt der Luft auf ein Drittel der Gesamtmenge gestiegen war. Sie schienen
sich einem Gebiet zu nähern, das große vulkanische Tätigkeit beherbergte. Das
Grau der Wände veränderte sich zu einem blassen Gelb, und von den Decken
blinkten bisweilen zapfenartige Schwefelkristalle. Wenn sich bislang nur die
Menschen in den engen Gängen zu bücken hatten, mussten nun auch die kleineren
Santoganer beständig den Rücken beugen.
       Der Weg wurde immer beschwerlicher und die Wissenschaftler
trotz der zusätzlichen Motivation zusehends schwächer. Sie legten nun immer häufiger
Pausen ein, die selbst die kräftigeren Exterraner dazu nutzten, sich
hinzusetzen und die müden Muskeln regenerieren zu lassen.
       Die für die Menschen nicht verständliche Schalttafel
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