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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes
Autoren: John Saul
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mischte sich aufgeregt Merle
Glind ein, der Phelps auf der anderen Seite flankierte.
»Sie könnten sich ausnahmsweise mal selbst eins kaufen«,
nahm Chip ihn auf den Arm, »aber was soll’s, spiel’ ich eben
heut den Großzügigen!«
Bevor der Hilfssheriff den ersten Schluck nehmen konnte,
fragte Phelps ihn bereits nach seinem Chef.
»Whalen?« wunderte sich Chip, »was soll mit ihm sein?«
»Nun, ich habe ihn für einige Tests zu mir bestellt, aber er ist
nicht erschienen. Demnach scheint er sich besser zu fühlen.«
»Was für Tests?« fragte Chip und versuchte möglichst
unbeteiligt zu klingen.
»Oh, ein paar Dinge, die ich mir genauer ansehen wollte«,
erwiderte der Arzt vorsichtig, »er hatte da so einige
Beschwerden, wie Sie vielleicht wissen.«
»Mir hat er etwas von Verdauungsstörungen erzählt.«
»Verdauungsstörungen?« Dr. Phelps gab seiner Frage einen
höchst sarkastischen Unterton. Chip horchte auf. »Das wäre die
seltsamste Störung dieser Art, die mir je untergekommen ist!
Aber vielleicht hat er wieder mal was vergessen, scheint ja
häufiger bei ihm vorzukommen…«
Chip spürte, wie sich sein Herzschlag beschleunigte; ganz
offensichtlich war er auf der richtigen Spur.
»Sie meinen, er hat Probleme mit seinem Gedächtnis?«
»Zumindest hat er mir so etwas erzählt«, sagte Phelps.
»Wollte natürlich, daß ich’s für mich behalte, was ich auch
vorhatte. Aber wenn er meine ärztlichen Anweisungen nicht
befolgt, muß ich zu andern Mitteln greifen.«
Der Hilfssheriff hörte die letzten Worte des Arztes nicht
mehr; seine Gedanken überschlugen sich.
»Dr. Phelps
– hat er Ihnen Genaueres über diese
Gedächtnislücken erzählt? Das ist von größter Bedeutung,
glauben Sie mir!«
Phelps mochte es gar nicht, wenn man ihm die Würmer aus
der Nase zu ziehen versuchte.
»Nun, ich weiß nicht«, zögerte er, »vielleicht hab’ ich schon
zuviel gesagt…«
»Zum Teufel mit Ihrer Schweigepflicht«, brauste Chip auf,
»ich muß einfach wissen, was Harney Ihnen erzählt hat!«
»Nun, eigentlich weiß ich gar nicht viel«, lenkte Phelps ein.
Er wußte, daß der junge Mann ihn nicht nur aus Neugier
befragte. »Viel hat er mir nicht erzählt. Vor allem war er über
einen Vorfall erschrocken, der sich einen Tag zuvor abgespielt
hatte. Es war an dem Tag, als diese Fremden – heißen sie nicht
Randall? – an die Sod Beach rauszogen, wobei Harn sie
begleitet hat. Irgendwie scheint er dabei am Steuer kurz
weggewesen zu sein – er nannte es, glaub’ ich, ›erstarrt‹ – und
dabei hätte er fast die beiden Kinder überfahren, die auch da
draußen wohnen…«
»Robby und Missy, die Kinder der Palmers?«
»Ja, ich glaube, so heißen sie«, meinte der Arzt. »Harney
nahm das auf jeden Fall so sehr mit, daß er mich aufsuchte.
Dabei berichtete er mir von diesen ›Anfällen‹, wie er es nannte
– seine Hände beginnen zu zittern, und dann scheint er sich für
eine Stunde oder so nicht mehr erinnern zu können.«
»Haben Sie eine Erklärung dafür?« fragte Chip gespannt.
»Nicht die geringste«, erwiderte der Arzt. »Deshalb wollte
ich, daß er nach Aberdeen geht und sich genauer untersuchen
läßt. Aber Sie kennen ja Harn – stur wie ein Maulesel.«
»Und Sie haben ihn nicht gezwungen?« fragte Chip
ungläubig. »Um Himmels willen, Doktor, er hätte jemand in
diesem Zustand umbringen können!«
»Hat er aber nicht – oder?« fragte Phelps fast wütend.
»Wirklich nicht?« meinte Chip wie zu sich selbst. »Da bin
ich mir nicht mehr so sicher…«
Entschlossen rutschte er von seinem Barhocker. Auf der
Stelle wollte er seinen Chef mit diesen Informationen
konfrontieren. Aber als er aufs Revier kam, war Whalen
verschwunden.
Chip blickte sich überrascht um. Dabei sah er, daß Whalens
Regenmantel noch am Haken hing. Und das bei diesem Wetter!
Draußen tobte inzwischen wieder ein heftiger Sturm – und es
wurde rasch dunkel.
Hochwasser würde heute ungefähr eine Stunde nach
Einbruch der Nacht sein.
    Draußen war es schon fast dunkel, als Elaine die beiden Kinder
zu Bett brachte. Heftige Böen warfen den Regen gegen die
Scheiben. Unwillkürlich schauderte Elaine, aber sie tat ihr
Bestes, um die Kinder nichts merken zu lassen. Als sie die
Decke glattstrich, warf ihr das kleine Mädchen plötzlich die
Arme um den Hals.
    »Warum müssen wir hier schlafen? Warum können wir nicht
zu Hause schlafen?«
»Nur für diese Nacht, Liebes«, erwiderte Elaine. »Aber
mach dir keine Sorgen. Wir alle sind nebenan,
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