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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes
Autoren: John Saul
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beweisen können. Sie beruht auf der
Verbindung zwischen Robby und Harney Whalen.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Chip überrascht.
»Ich bin mir selbst noch keineswegs sicher«, erklärte Brad.
»Meiner Meinung nach spielt bei den beiden der persönliche
Biorhythmus eine ganz wichtige Rolle. Wir wissen nun leider
aber sehr wenig über dessen Wirkungen. Jeder hat einen
individuellen Rhythmus, der mit dem Tag seiner Geburt fixiert
wird. Ganz offensichtlich bestehen bei Whalen und Robby
gewisse Übereinstimmungen in den Biorhythmen, ja, man
könnte Robby als eine Art ›Wiederholung‹ des genau
achtundfünfzig Jahre und siebenundsechzig Tage älteren
Whalen ansehen. Beide reagierten ganz besonders sensibel auf
die Stürme hier. Auf Robby wirken sie allerdings positiv, auf
Whalen dagegen war ihr Einfluß unheilvoll – wahrscheinlich
als Folge dieses Kindheitstraumes…«
Chip starrte sein Gegenüber an. »Und wieso sind Ihnen diese
Zusammenhänge erst jetzt klargeworden? Wenn Sie ahnten,
daß die Stürme auf Harn in dieser Weise einwirken, hätte
man…«
Brad unterbrach ihn. »Tut mir leid, Chip«, sagte er leise,
»aber wir hätten trotzdem nichts tun können. Ich weiß ja nicht
mal, ob meine Theorie richtig ist. Die Biorhythmen und ihre
Folgen lassen sich nun mal nicht vorausbestimmen. Sie können
lediglich theoretisch erklären, was geschehen ist. Aber
hinterher sind wir alle immer klüger«, schloß er mit einem
wehmütigen Lächeln.
Insgeheim allerdings bewegte ihn noch etwas ganz anderes.
Sein Blick wanderte zum Fenster. Draußen sah man Robby
Palmer langsam über den Strand schlendern, die Augen
aufmerksam auf den Boden geheftet.
Wie würde es weitergehen? fragte sich Brad. Harney Whalen
war wohl tot – aber wie würde sich Robby entwickeln? Hatten
dieser Strand und seine Stürme wirklich nur positive
Auswirkungen auf ihn?
Chip Connor stand unvermittelt auf. »Ich glaube, ich mache
einen kleinen Spaziergang«, sagte er fast entschuldigend.
»Dieser Strand war schon immer ein guter Ort zum
Nachdenken…«
Als er die Tür öffnete, lag die Sod Beach in ihrer ganzen
Schönheit vor ihm. Allerdings schien sich hinter dem Horizont
schon wieder etwas zusammenzubrauen. Aber jetzt würde ein
neuer Sturm kein Unheil mehr über die Fremden bringen
können…
Weiter unten am Wasser sah er Robby Palmer, der auf den
sich rasch verdunkelnden Horizont hinausstarrte. Zu seinen
Füßen spielte sein kleiner Hund.
Ein Schauder durchlief Chips Körper, und er knöpfte
unwillkürlich den Kragen seines Mantels fester zu.
    Er ging in nördlicher Richtung, bis er jenen Punkt erreichte, an
dem Harney Whalen von der See verschlungen worden war.
Sein Blick schweifte weit hinaus über die Wasserfläche.
    Er war verschwunden geblieben. Nirgendwo war sein
Leichnam an den Strand getrieben worden, der regelmäßig
abgesucht worden war. Chip wandte sich vom Wasser ab und
ging den Strand hinauf. Als er die Treibholzbarriere erreichte,
begann der Wind aufzufrischen. Noch vor zwei Wochen hätte
das neues Unheil bedeutet… Er setzte sich auf einen der
Stämme und versuchte, etwas Ordnung in seine Gedanken zu
bringen.
    Am liebsten hätte er zwei Harney Whalen konstruiert: den
einen, der sein Onkel war und den er von klein auf respektiert,
wenn nicht bewundert hatte, und den andern der letzten Jahre,
dessen Geist verwirrt war und der diese schrecklichen Dinge
getan hatte. Vielleicht, sinnierte Chip, hatte sein Großvater
doch recht, und das Meer war für all dies
Unheil
verantwortlich, da es immer neue Opfer verlangte, bis es
zuletzt auch noch sein Werkzeug verschlang…
    Die Sonne stand nur noch knapp über dem Horizont, und der
Wind blies immer heftiger.
Chip stand fröstelnd auf. Die Böen trieben Sandfahnen über
den Strand. Plötzlich sah er etwas – eine kleine Erhebung im
Sand. Neugierig trat er näher.
Es war Scooter, Missy und Robby Palmers kleiner Hund.
Er war noch warm, aber sein Genick war gebrochen.
Mit dem toten Hündchen auf dem Arm ging Chip rasch auf
das Wäldchen zu. Er wollte so schnell wie möglich diesen
Strand hinter sich lassen, über den jetzt ein neuer
Gewittersturm hereinbrach.
    Robby Palmer spürte, wie die ersten Tropfen sein Gesicht
trafen. Den ganzen Nachmittag hatte er diesen Sturm
herbeigesehnt. Jetzt war er endlich da und mit ihm wieder
dieses wundervoll erregende Gefühl…
    Er hatte niemand erzählt, was er jetzt am Strand sah – all
diese Gestalten mit feierlichen Gebärden und Tänzen. Und sie
sprachen
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