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Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Am Sonntag blieb der Rabbi weg

Titel: Am Sonntag blieb der Rabbi weg
Autoren: Harry Kemelman
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und wollte, dass ich die Tagschicht mache. Da hab ich ihm den Gefallen getan. Er ist schließlich letzte Woche auch mal abends für mich eingesprungen.»
    «Schon gut. Verkleben Sie das Fenster mit Leukoplast oder so was. Ich melde den Schaden der Versicherung. Vielleicht wollen sie sich’s noch ansehen, bevor ich es reparieren lasse.»
    «Wird gemacht, Mr. Paff», versprach der Manager. «Und könnten Sie jemand für die Abendschicht auftreiben? Wenn’s unbedingt sein muss, arbeite ich durch, aber es ist ein langer Tag.»
    «Haben Sie im Büro angerufen?»
    «Ja, aber da antwortet niemand.»
    «Ach ja – hab ich ja ganz vergessen: Die Sekretärin hat heute frei. Na, ich fahr rasch hin und schau die Liste durch. Mal sehen, was sich machen lässt.»
     
    Der Goldbelag auf dem Aushängeschild der Kegelbahn von Melrose bröckelte ab und löste sich an den Enden. Paff stellte es ärgerlich fest. Die goldene Kugel, das Wahrzeichen der Firma, sah jetzt aus wie ein tadelndes Auge.
    «Wann ist das passiert?», fragte er den Manager und wies auf das Schild.
    «Das? Das war schon immer so, Mr. Paff.»
    «Ich hab’s noch nie bemerkt.»
    «Übrigens, die beiden hinteren Bahnen sind außer Betrieb. Die automatische Aufstellung klemmt wieder.»
    «Haben Sie den Mechaniker angerufen?»
    «Ja, gestern schon. Und heute nochmal … Er sagt, er kommt gleich. Aber das hat er gestern auch schon gesagt.»
    «Saupack, diese Mechaniker!» Paff schüttelte den Kopf. «Ach, übrigens … Könnten Sie heute in Malden drüben die Abendschicht übernehmen?»
    «Tja, Mr. Paff, also … Ich würd’s Ihnen zuliebe gern tun, aber meine Frau hat für heute Abend schon was vor …»
     
    In Medford war das Geschäft flau. «Das kommt von diesem neuen Billard-Salon im Einkaufszentrum», erklärte der Manager. «Alle sind plötzlich verrückt auf Billard. Sogar die Frauen. Stellen Sie sich vor – die bringen sich ’ne Handarbeit mit! Sitzen da und stricken, bis sie an der Reihe sind.»
    Paff fragte, ob er Lust hätte, die Abendschicht in Malden zu übernehmen.
    «Ja, wie – wollen Sie denn hier schließen, bloß weil das Geschäft ein paar Tage schlecht war?»
    «Nein, nur heute Abend, zum Aushelfen.»
    «Ach so … Klar. Klar, ich spring immer gern ein. Bloß Freitagabend geht’s nicht. Da hab ich diesen Job …»
     
    Er fuhr nach Chelsea zu seinem Büro. Als er endlich einen Parkplatz gefunden hatte, merkte er, dass er den Büroschlüssel vergessen hatte.
    Der Pförtner war neu und kannte ihn nicht.
    «Schauen Sie, da ist mein Führerschein. Ich bin Meyer Paff. Genügt Ihnen das nicht?»
    «Nee. Sie sind Meyer Paff, okay. Aber Sie wollen ins Büro der Golden Ball Enterprises, und davon steht nichts in Ihrem Führerschein.»
    Paff biss sich ärgerlich auf die Lippen, aber der Mann hatte schließlich Recht. «Ich muss nur ein paar Leute anrufen», sagte er. «Sie können dabeibleiben.»
    «Tut mir Leid, Mister. Ich hab meine Anweisungen, und die Hausverwaltung ist da sehr streng. Weil, wir haben schon ein paar Einbrüche.»
    Paff zwang sich zur Ruhe. «Ist Dr. Northcortt noch in seiner Praxis, oder ist er schon essen gegangen? Wissen Sie, der Zahnarzt im dritten Stock.»
    «Ich hab ihn nicht weggehn sehen.»
    «Gut, dann fahren Sie mit mir hoch. Er wird Ihnen sagen, wer ich bin.»
    Der Zahnarzt war ungehalten, weil er mitten in einer Behandlung gestört wurde, aber er identifizierte Paff.
    Heute geht auch alles schief, dachte Paff, als er in seinem Büro die Adressenkartei durchblätterte. Er wählte eine Nummer und wartete, doch niemand nahm ab. Schließlich legte er auf und wählte eine andere Nummer. Auch hier keine Antwort. Beim dritten Anruf meldete sich eine Frau. «Nein, Marty ist nicht zu Hause. Soll ich ihm was bestellen?» Er hatte keine Lust, lange Erklärungen abzugeben.
    Beim nächsten Anruf hatte er Glück. «Ich hab mir schon gedacht, dass Sie anrufen, Mr. Paff. Hank hat mir Bescheid gesagt, weil ich doch neulich schon mal für ihn eingesprungen bin. Ich hab gesagt, geht in Ordnung, das mach ich.»
    «Hören Sie, da ist eine Scheibe kaputt. Ted hat sie provisorisch verklebt. Kontrollieren Sie bitte, ob der Klebestreifen ordentlich hält, ja?»
    Beim Weggehen machte er dem Pförtner ein Kompliment für sein korrektes Verhalten und drückte ihm ein paar Zigarren in die Hand.
    «Vielen Dank, Mister … eh …»
    «Paff.»
    «Ach ja. Also danke schön, Mr. Paff. Nächstes Mal kenn ich Sie bestimmt.»
    Als er zum Parkplatz
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