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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)
Autoren: Claire McGowan
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erblickte Charlotte sie, die in Jeans und Jeansjacke an der Ecke der Kirche stand. »Geh schon mal rein, ja, Sarah?«
    »Ja, okay.«
    Als sie die Kirchentür hinter sich geschlossen hatte, wandte Charlotte sich Keisha zu. »Ich hab nicht erwartet, dass du kommst.«
    »Ich bleib auch nicht.«
    »Nicht? Oh. Wo ist Ruby?«
    »Im Wagen. Ron hat uns hergefahren. Führt dich dein Vater gar nicht vor den Altar?«
    Charlotte zuckte mit den Achseln. »Ich wollte das irgendwie alleine machen.«
    Keisha konnte das nachvollziehen; es war besser, wenn man sich selbst bewies, dass man niemanden brauchte, der einen führte. Man musste zeigen, dass man das alles auch alleine hinkriegte, wenn’s nötig war. Nur für alle Fälle. Sie räusperte sich. »Schade mit der Wohnung. Die ist verkauft, oder?«
    »Ja.« Charlotte seufzte. »Es ist besser so. Keine Hypothek mehr, weniger Kosten, weniger Zeug. Klingt so vernünftig, aber du hältst mich wahrscheinlich für bekloppt.«
    Keisha schüttelte den Kopf. Sie hatte es aufgegeben, sich vorzustellen, wie es war, jemand wie Charlotte zu sein. Das würde sie nie kapieren. Diese Leute waren einfach zu anders. Aber es war okay. »Du lebst jetzt hier draußen?«
    »Ja. Dans Vater hat mir einen Ausbildungsplatz in seiner ehemaligen Kanzlei beschafft. Kaum zu glauben, aber ich habe beschlossen, auf Jura umzusatteln. Eine ziemliche Ironie, nicht wahr?«
    Keisha wusste nie so recht, was mit Ironie gemeint war. »Dann bist du jetzt wieder ’ne Studentin?«
    »Ja. Mit der Abfindung von Dans Bank … Es wird nicht ewig reichen, aber … es hilft. Und da Dan noch nicht wieder arbeiten kann – er ist noch nicht wieder dazu in der Lage … ja, es hilft.« Sie errötete. Keisha konnte sich das vorstellen: Dreihunderttausend Pfund mussten eine schöne Hilfe sein. So viel hatte Haussmann’s geblecht, damit Charlottes Bruder mit allem, was er über die Schikanen und den Stress an Dans Arbeitsplatz herausgefunden hatte, nicht an die Öffentlichkeit ging. Sie hatte in den Fernsehnachrichten gesehen, dass jetzt wegen krummer Geschäfte gegen die Bank ermittelt wurde. Das traf die Richtigen, fand sie.
    »Geht’s ihm also immer noch schlecht? Dan?«
    Charlotte verzog das Gesicht. »Er schläft immer noch keine Nacht durch. Dann finde ich ihn draußen, wie er im Garten sitzt. Aber wir bekommen das hin. Er ist auf dem Wege der Besserung. Er braucht mich jetzt, die Epilepsie hat ihm auch ziemlich zugesetzt. Aber die Medikamente schlagen gut an. Es wird schon werden.«
    »Ja. Hast du von den anderen mal was gehört?«
    Charlotte errötete. »Falls du DC Hegarty meinst: ja. Er hat eine Karte geschickt.«
    »Das ist doch nett. Also hat er keine Schwierigkeiten gekriegt.«
    »Na ja. Ein bisschen schon. Aber nur einen Tadel, soweit ich weiß. Ich nehme mal an, die haben sich gesagt: Schwamm drüber, nach den vielen Fehlern, die sie begangen hatten.« Sie sah Keisha nicht in die Augen, als sie das sagte.
    »Klar.«
    Charlotte fummelte mit ihrem Brautstrauß herum, aus dem tatsächlich Wasser tropfte. »Du hast auf keine meiner SMS reagiert.«
    »Ich wusste nicht, was ich sagen sollte … nach alldem«, sagte Keisha und zuckte mit den Achseln.
    Charlotte nickte knapp. »Herzlichen Glückwunsch jedenfalls. Ich hatte keine Adresse von dir, sonst hätte ich eine Karte geschickt.«
    »O nein, das wär’ nicht nötig gewesen.« Keisha sah auf den Diamantring, den sie am Finger trug. Der Stein war zwar nicht so groß wie der, den Charlotte gehabt hatte, aber groß genug.
    »Dann heiratet ihr also drüben in Jamaika?«
    »Ja, sieht so aus. Wir fliegen nächste Woche hin, wir drei. Ronald hielt es für das Beste, dafür zu verreisen. Die Leute sehen das mit uns nicht so gern, weißt du … nach alldem.«
    »Tja.« Charlotte zitterte ein wenig in ihrem Kleid, dachte wahrscheinlich an die Steine, die gegen ihr Haus geschleudert worden waren, und an die Schmiererei auf ihrer Eingangstreppe. »Pass auf dich auf, ja?«
    »Wird schon schiefgehen. Jedenfalls: Ich bin nur vorbeigekommen, um dich zu sehen und dir alles Gute zu wünschen. Ich hab dir das hier mitgebracht. Es ist nichts Großartiges.« Sie hielt Charlotte das Päckchen hin, von dem sich schon das Seidenpapier löste. Es war das Foto von Charlotte, das Gary, der Fotograf, ihr geschickt hatte. Es war das gleiche Bild wie in der Zeitung, nur dass sie auf diesem lächelte. Sie sah glücklich aus. Sie sah aus, als könnte sie Bäume ausreißen. Keisha hatte es nach dem
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