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Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)

Titel: Am Rande des Abgrunds: Thriller (German Edition)
Autoren: Claire McGowan
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würde sie fortziehen müssen, irgendwohin, wo man nicht wusste, dass sie die Verlobte des Banker Butcher war. Womöglich war alles bald zu Ende. Oder etwas Neues begann.
    »Also gut«, sagte sie und betrat ein letztes Mal das finstere Gemäuer.
    O Gott. Edward und Elaine waren am Eingang zurückgeblieben, hatten sie gebeten, alleine hineinzugehen. Sie betrat den Raum, nahm den altbekannten üblen Geruch wahr, und dort saß er. Dan. Sie konnte weiter nichts tun, als hinüberzugehen, ihm gegenüber Platz zu nehmen und zu versuchen, nicht in Tränen auszubrechen. Sie setzte sich und sah ihn an.
    Minutenlang sagte keiner von ihnen ein Wort. Dan in seinem grauen Trainingsanzug, schmal und blass, mit blutunterlaufenen Augen, Charlotte in der teuren Jeans, die sie in ihrem früheren Leben gekauft hatte, die Nägel abgekaut, das Haar ins Gesicht hängend.
    »Warum?«, fragte sie schließlich.
    Er überlegte. »Mir sind einige Dinge klar geworden. Ich habe erfahren – wie, spielt ja jetzt keine Rolle –, was du alles für mich getan hast.«
    Sie sah ihn nur an.
    »Charlotte, als ich … als ich dich gebeten habe, mich zu verlassen, dachte ich, es wäre das Beste für dich. Weißt du das?«
    »Du hast keine Ahnung, was das Beste für mich wäre.«
    »Mag sein«, erwiderte er kleinlaut. »Charlotte. Ich glaube, ich verliere den Prozess.«
    Sie spürte, dass sie den Tränen nahe war, gab sich aber allergrößte Mühe, sie zurückzuhalten. »Es hat nicht funktioniert, nicht wahr? Was ich alles auf die Beine gestellt habe.«
    Er griff über den Tisch und nahm vorsichtig ihre Hand. »Gib dir nicht die Schuld daran. Es war einfach nur Pech, richtig übles Pech – wie ein Unfall. Du warst die Einzige, die … Schau mal, ich habe schon mal versucht, dir das zu sagen. Bitte hör mir diesmal zu. Du bist noch nicht mal dreißig. Und du bist wunderschön. Dir ist vermutlich gar nicht klar, wie schön du bist.«
    »Hör auf.«
    »Lass mich bitte ausreden.« Er sah ihr eindringlich in die Augen. »Lass bitte nicht zu, dass das, was passiert ist, dein ganzes weiteres Leben prägt. Wenn es eine Möglichkeit gibt, wie du neu anfangen könntest, dann solltest du sie ergreifen.«
    Ein langes Schweigen. Sie dachte daran, wie er im Gerichtssaal zusammengebrochen war, als Hegarty befragt wurde, und sie zwang sich, Dan in die Augen zu sehen. »Du meinst das wirklich ernst.«
    Leise antwortete er: »Ich füge mich der Notwendigkeit. Weißt du noch, wie wir uns kennengelernt haben?«
    Natürlich wusste sie das noch. Sie mit Mitte zwanzig, wie sie sich in London haltlos hatte treiben lassen – und dabei fast untergegangen wäre. Und dann, auf einer Party bei Jamie: Dan. Wie ein Fels in der Brandung. Jemand, der so stark wirkte, als ob nichts ihn jemals ins Wanken bringen könnte. Es war, als hätte man im eigenen Garten einen Schatz entdeckt, der dort schon lange lag. Sie hörte sich fragen: »Hast du mich jemals geliebt, Dan?«
    »Ich habe dich sehr geliebt. Wenn ich nicht immer wusste, wie ich das zum Ausdruck bringen sollte, tja … dann tut es mir leid. Als ich dich damals bat, mich zu verlassen, hatte ich dabei vermutlich auch im Hinterkopf, dass du mich vielleicht nicht so sehr geliebt hast wie ich dich.«
    »Da hast du dich geirrt«, sagte sie. »Ich habe dich auch sehr geliebt. Wirklich.« Es war eine Erleichterung, das endlich einmal klarzustellen. Bei allem, was sie verloren und geopfert hatte – jetzt wusste sie immerhin, dass es eine reale Grundlage dafür gab. Sie hatte den Mann, der da gebrochen und krank vor ihr saß, geliebt. »Aber das hat nicht gereicht, oder?«, fragte sie.
    »Nein«, antwortete er sehr leise. »Tut mir leid, Schatz. Sieht nicht so aus.«
    Als sie wieder nach draußen kam, standen Dans Eltern immer noch mit betretener Miene vor dem Eingang. Elaine hielt sich an ihrer Krokohandtasche fest. Sie sahen komplett fehl am Platz aus. Als sie Charlotte kommen sahen, stupsten sie einander an.
    Dans Vater räusperte sich. »Wir wollten dir sagen, Charlotte: Was auch immer morgen geschieht – wir wissen, dass du dein Bestes gegeben hast für Daniel. Und wir hoffen … nun ja, wir hoffen, dass du dich an uns wenden wirst, wenn du jemals etwas brauchst.«
    »Er ist unser einziges Kind«, sagte Elaine Stockbridge, die nur mit Mühe die Fassung wahrte. »Betrachte dich bitte als … Teil der Familie.«
    »Danke.« Charlotte war erstaunt – und auch berührt von der Würde, mit der sie das rüberbrachten. Vielleicht würden
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