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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Muegge
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hören, was ihr Vater sprach, obwohl es sie betraf.
»Heut«, sagte Hvaland, »wird es wild genug hergehen. Sind viele Lappen gekommen, mehr als ich lange Zeit hier gesehen habe. Werden die Rentiere wohlfeil sein, die Felle im Preise sinken, Schneehühner und Vögel billig fortgehen, mancher ein leckeres Mahl halten und für wenig Geld sich Wintervorräte kaufen können. Denk auch meinen Handel zu machen, wie es sich schickt«, fuhr er vergnügt schmunzelnd fort, »habe meinen alten guten Platz in der Mitte des Marktes, und was Stureson betrifft, so wird er, ehe zwei Tage vergehen, eintausend harte Spezies einwechseln können. Streit vollauf ist zu schlichten; kommen von allen Seiten, um das Recht anzurufen, wird alle Hände voll zu tun haben.«
Er sah Mary von der Seite an und neigte sich dann zu ihr hin. »Will dir sagen«, flüsterte er, »was er mir vertraut hat. Alles Geld, was er heut einnimmt, soll zum Hochzeitsgeschenk für dich verwandt werden. Kannst wählen, was du haben willst. Einen Goldschmuck, wie ihn die Frau des Amtsmanns in Bodöe hat, Atlas und Spitzen aus Frankreich oder Ringe und Ketten und eine Uhr daran. Er ist ein Verschwender, Mary, aber die Weiber wollen es so haben, und nimm's immerhin, Christie Hvaland wird's schon gutmachen, wenn es fehlt.«
»Ich will nichts nehmen, Vater«, erwiderte sie, den Kopf schüttelnd.
»Willst nichts, willst sparen?« lachte Christie. »Ei ja, besser ist's, sein Geld behalten. Aber du sollst haben, was keine hat, du sollst die Erste sein im Lande, weil du seine Frau bist.«
»Muß ich's denn sein?« fragte Mary mit sonderbarem scharfem Ton, indem sie ihren Vater anblickte.
»Ob du es sein mußt?« rief dieser erstaunt. »Schläfst doch nicht mehr«, fuhr er lachend fort, »sieh dort, da ist Malanger Fjord und hier sitzen wir in Sturesons Haus, wo du wohnen wirst mit ihm.«
»Nimm mich mit dir«, sagte sie, mit beiden Händen seinen Arm umklammernd. »Ich will wohnen, wo du wohnst, ich will bei dir bleiben, Vater, will mich niemals von dir trennen!«
»Bist ein Narr!« schrie Christie mit rauher Stimme auf. Dann aber suchte er sich sanfter loszumachen und sagte beruhigend: »Sei kein Kind, Mary, was fällt dir ein? Stureson hat um dich geworben und bist ihm entgegengekommen mehr, wie ich es dir zugetraut hätte. Gleich am zweiten Abend hast ihn angenommen, wenn es andere wüßten, würden sie Nachrede machen, die keinem lieb wäre.«
»Mir ist so bang, Vater, so schwer und bang im Herzen«, flüsterte das Mädchen.
»Kann's mir denken«, lachte er, »ist ein stolzer fester Mann. Aber er liebt dich ja, tut alles nach deinen Wünschen.«
»Laß ihn warten bis das Frühjahr kommt, guter lieber Vater«, sagte sie leise bittend. »Ich habe einen Traum gehabt, einen schweren, gefährlichen Traum. Nur jetzt laß mich nicht von dir, nicht so bald. Wir müssen Stureson besser kennenlernen, ehe du ihm dein Kind anvertraust.«
»Mädchen!« rief Hvaland, indem er die harte Faust ballte und auf den Tisch schlug, »höre auf mit dem unsinnigen Gewinsel. Wenn das dein Wille war, wenn du warten wolltest, warum sagtest du es nicht? Noch gestern wäre es Zeit gewesen, als ich mein Wort gab, am Michaelistage solle die Hochzeit sein. Du hast nichts eingewendet, hast genickt und endlich ja gesagt. Zwischen gestern und heut hat eine kurze Nacht gelegen, welcher Kobold ist dir im Traum erschienen?«
Mary antwortete nicht, ihr Vater schüttelte grämlich den Kopf und sprach dann weiter: »Gesagt ist gesagt, und mein Wort ist mein Wort. Will mich nicht auslachen lassen deiner Launen halber. Wissen es alle, die hier sind, wann die Hochzeit sein soll, habe am Michaelistage ein Fest versprochen, wie es noch nicht gesehen wurde am Senjenöesund, und will, so wahr ich Hvaland heiße, kein Lügner werden. Mach kein Gesicht, Mary«, rief er, indem er aufstand, »als solltest du Eis holen aus den Schubsäcken der Hexenkinder, die da oben in den Tanasjauren wohnen! Gleich laß deine Augen klar werden, ich höre Sturesons Stimme draußen. Was soll er denken, wenn er dich so findet, wie keine Braut sein soll? Ist ein Mann, der seine Hand ausstrecken mag nach Nord und Süd, wohin er will, und die Besten greifen nach Ring und Finger. Wirst beneidet, Mädchen. Denk an den Schmuck, sieh hin, was dein ist, sieh hin, wie sein Haus blitzt!« Er stieß ein helles Gelächter aus und drückte Marys Kopf an seine Lederjacke, während er ihr Haar streichelte und doch dabei so grimmige Blicke auf sie
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