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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Muegge
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richtete, daß sie keinen weiteren Widerspruch wagte.
Stureson öffnete die Tür und blickte Mary forschend an.
»Sie hat nicht gut geschlafen«, sagte Hvaland, »hat Kopfschmerzen, ist nicht eingerichtet für den Spektakel bis tief in die Nacht.«
»Ist deine Ruhe gestört worden?« fragte der Landrichter teilnehmend seine Braut, indem er ihre Hände faßte.
»Durch nichts«, erwiderte sie, »ich habe unruhig geträumt.«
»So erhole dich jetzt am frischen Morgen«, antwortete er, »es ist mir nicht viel besser ergangen. Meine Zeit ist fürs erste beschränkt, mein Platz in der Gerichtsstube. Aber draußen sind deine Freundinnen, liebe Mary, unterhalte sie, zeige ihnen dein Haus, besieh den Markt und seine Schätze. Sobald ich kann, suche ich dich auf.«
Nun ging Hvaland, wohin ihn seine Geschäfte riefen, der Landrichter begleitete ihn und eröffnete sein Gericht, vor welchem viele Kläger und Beklagte erschienen, um Mary aber sammelte sich nach und nach eine ganze Schar junger Mädchen, die mit ihr plauderten, unendlich viele unbedeutende Dinge zu erzählen hatten, ihre Hoffnungen und Neuigkeiten auskramten, über ein Nichts lachten und sich belustigten, auf Geschenke rechneten, die ihre Väter, Verwandten und Anbeter ihnen verehren sollten, und im voraus neugierig rieten, was wohl Stureson seiner Braut anbinden werde. So vergingen lange Stunden, bis endlich alle übereinkamen, es sei jetzt Zeit, den Markt zu besuchen und sich umzuschauen, wie Handel und Wandel ständen.
Der Weg führte am Ufer des Fjords hin, nach einer Viertelstunde waren die Mädchen mitten in dem Gewühl, das lustig genug anzuschauen war. Der größte Teil der schreienden, schwatzenden und wild lärmenden Menge bestand aus Lappen, die mit Weibern und Kindern aus den Gebirgen gekommen waren. Greise mit seltsamen breitgequetschten Nasen, alte Weiber von entsetzlicher Häßlichkeit, schmutzige gelbe Gesichter, die unaufhörlich lachten und ihre vom Skorbut hart mitgenommenen Zähne zeigten, ballten sich in Haufen um die Buden der beliebtesten Kaufleute zusammen und führten ein betäubendes Geschnatter auf. Sie handelten und feilschten um ihre Tauschwaren, um Rentierschinken, Felle und Hörner, um ihre lebendigen Schlachttiere, um Vögel mannigfacher Art, welche sie zu Dutzenden gespießt trugen, und um bunt gesteppte Röcke, die ihre jungen Dirnen sehr sauber rot auszunähen verstehen, um die weichen bequemen Halbstiefel von Rentierhaut, welche in den Gammen mit Rentiersehnen genäht werden, um Bären- und Wolfspelze, Fuchs- und Otterfelle, den Räubern abgezogen, die sie auf der Jagd erlegten, um Säcke mit Federn aus der Brust der glänzend weißen großen Möwen, Eiderenten und anderer Strandvögel; und für alle diese Handelsprodukte begehrten sie Pulver und Blei, eiserne Töpfe und Kessel, Mehl für ihre kräftigen Blut- und Fleischsuppen, grobes Segeltuch für ihre Zelte und endlich blanke harte Spezies von Silber, um sie bei den übrigen zu vergraben.
Die Kaufleute trieben den Tauschhandel ebenso schlau wie einträglich, aber aus den Armen und Buchten des großen Malanger Fjords und von den Inseln herüber, die in unzähligen Brocken auf dem Meer zwischen Senjenöe und nördlich hinauf ausgestreut sind, waren auch viele Fischer und Kolonisten gekommen, um sich mit Winterfleisch, Vögeln, Komagern und Pelzdecken zu versehen. Riesenhafte Männer aus dem Geschlecht der eingewanderten Finnen handelten unter wilden Flüchen mit den kleinen boshaft grinsenden Lappen, die von ihren Preisen nicht ablassen wollten. Die Kugeln von Kautabak rollten dabei von einer Backe in die andere und brachten seltsam schiefe Gesichter hervor. Ihre Frauen hockten zusammen, rauchten die Pfeifen der Männer und mischten sich zuweilen mit gellendem Geschrei in den Handel. Da wurden Rentiere betastet, ihr Gewicht untersucht, der geforderte Preis mit Hohngelächter aufgenommen oder der Verkäufer mit der Branntweinflasche zur Einsicht gebracht.
Von Zeit zu Zeit aber erschienen unter diesen Haufen von Fischern in dunklen Zwillich- und abgeschabten Lederjacken, mitten unter den Glanzhüten der Quäner und Kolonisten und den braunen schmutzigen Baumwollhemden und hochstehenden Mützen der Rentierhirten einige ganz artige und wohlgefällige junge Burschen und junge Mädchen, die offenbar den begüterten Lappenfamilien angehörten. In ihren blauen Jacken und weiten Röcken, welche mit roten Litzen besetzt und bestickt waren, den weißen Häubchen, weißen faltigen
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