Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman
Autoren: Elizabeth Haran
Vom Netzwerk:
in Angriff zu nehmen, wandte Ezra sich Mary zu. »Wie wär’s, wenn ich Ihnen die Kombüse zeige?«
    »Kombüse?«
    »Das ist die Küche auf einem Schiff, aber Sie können sie nennen, wie Sie wollen«, erklärte Ezra lächelnd.
    Mary strahlte bei dem Gedanken an eine eigene, nagelneue Küche. Ihre Töpfe und Küchenutensilien waren in der Reisekiste verstaut. Nachdem sie zwei Jahre lang Gold gewaschen hatte, freute sie sich nun, dass ihre Hände in Zukunft nicht mehr so aussehen würden, als müsste sie für ihren Lebensunterhalt Lehmziegel formen.
    Während sie Ezra zur Kombüse folgte, überkam sie ein Gefühl der Zuversicht, das angesichts der Umstände nicht unbedingt angemessen war. Das Schiff hatte ihre gesamten Ersparnisse verschlungen, und sie wussten nicht einmal genau, worauf sie sich einließen. Sie hatte keine Ahnung von den Preisen für Brennholz, geschweige denn von den Wartungskosten für das Schiff. Dennoch verspürte Mary Zuversicht, weil sie und Joe endlich ein Dach über dem Kopf hatten, ein Zuhause, das sie ihr Eigen nennen konnten.
    Auf dem Niedergang bemerkte Joe, dass Ned leicht humpelte. »Alles klar, Ned?«, fragte er.
    »Alles in Ordnung, Mr Callaghan.«
    Joe jedoch hatte den Eindruck, Ned würde die Zähne zusammenbeißen. Er sah aus, als ginge es ihm gar nicht gut. »Sag Joe zu mir, Ned. Schließlich werden wir von nun an auf engstem Raum zusammen leben und arbeiten. Wir können auf Förmlichkeiten verzichten.«
    Ned nickte, glaubte jedoch, Bedauern in Joes Stimme zu hören. Er versuchte sich einzureden, dass es bloß Einbildung sei, doch es gelang ihm nicht, und er hielt den Blick gesenkt, als könne er Joe nicht in die Augen schauen.
    Joe befielen erste Zweifel. Er fragte sich, ob er überstürzt gehandelt hatte, als er Ned angeheuert hatte. Schließlich war er ein Fremder. Er musste an die Männer denken, die ihm auf den Goldfeldern begegnet waren. Viele von ihnen hatten eine zweifelhafte Vergangenheit, und Joe kam der leise Verdacht, dies könne auch auf Ned zutreffen. Außerdem brauchte er einen Matrosen mit Erfahrung, und dasbeschränkte sich nicht allein auf die Dampfmaschine. Es wäre hilfreich gewesen, einen Mann an Bord zu haben, der sich mit der Flussschifffahrt auskannte. Einen flüchtigen Augenblick lang fragte sich Joe, ob er eine zusätzliche Kraft anheuern sollte, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Das konnte er sich nicht leisten. Andererseits brachte er es nicht übers Herz, Ned zu sagen, er habe es sich anders überlegt und könne ihn doch nicht einstellen. Sie mussten eben gemeinsam das Beste aus ihrer Zusammenarbeit machen und rasch dazulernen.
    »Richte Mary bitte aus, dass ich heute Nacht am Ufer schlafe«, sagte Ned. »Ich habe einen eigenen Schlafsack dabei und übernachte gern unter freiem Himmel. Ich will dir und deiner Frau keine Umstände machen.«
    Joe sah ihn verblüfft an. Er wollte ihm eine Kajüte anbieten, hielt es jedoch für klüger, zuvor Marys Meinung einzuholen. Doch Joe brauchte nichts zu sagen; Ned hatte auch so verstanden. »Ich bin dir für diese Arbeit sehr dankbar, Joe«, sagte er und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen, wobei er ein Bein zu entlasten schien. »In meinem Alter bekommt man nicht so leicht eine Anstellung, aber ich bin kräftig und halte mich in Form. Ich werde dich nicht enttäuschen. Wenn es dir hilft, kannst du mir ja eine Probezeit von einem Monat geben.«
    Joes Bedenken legten sich wieder. Was immer mit Ned gewesen war – er verdiente die Chance, sich zu bewähren.
    »Ich habe dich angeheuert, Ned, und ich stehe zu meinem Wort.« Dennoch spürte Joe, dass Ned ihm etwas verheimlichte. »Jeder hat eine Chance verdient«, fügte er hinzu. »Ich möchte, dass es mit meinem Schiff gut läuft. Und ich will Mary das Leben bieten, das sie verdient hat. Nur das zählt für mich. Verstehst du, Ned?«
    Ned nickte. »Du wirst es nicht bereuen, dass du mich angeheuert hast, Joe, das schwöre ich.«
    Joe nickte seinerseits und betrachtete die Schweißperlen in Neds Gesicht. »Bist du zu Fuß hierher gekommen?«
    »Nein, Barmah ist mehr als vierzig Meilen entfernt. Ich bin auf einem Dampfer bis Moama mitgefahren und habe von dort auf Silas Hepburns Fähre ans andere Ufer übergesetzt, zusammen mit einer Schafherde.«
    »Wir sind vorhin an der Stelle vorbeigefahren«, bemerkte Joe.
    »Ja, ich hab die Kutsche gesehen und dich erkannt«, entgegnete Ned. »Ich dachte mir gleich, dass ihr auf dem Weg zur Werft
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher