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Am Fluss des Schicksals Roman

Titel: Am Fluss des Schicksals Roman
Autoren: Elizabeth Haran
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wart.«
    »Dann bist du mit deinem Gepäck von der Anlegestelle aus gelaufen?«, sagte Joe. »Das ist mehr als eine Meile.«
    Ned nickte. Sein Magen knurrte, doch die Schmerzen im Fuß machten ihm am meisten zu schaffen. Der Marsch war ihm wie zehn Meilen vorgekommen, und sein Fuß fühlte sich an, als drohe er im Stiefel zu platzen.
    »Möchtest du etwas trinken, bevor wir loslegen?«
    Ned zog die Jacke aus und krempelte die Hemdsärmel hoch. »Nein, danke ... obwohl es heute Morgen ganz schön heiß ist«, meinte er, wischte sich den Schweiß von der Stirn und ergriff die Axt.
    Joe kam es gar nicht so warm vor, sodass er vermutete, dass mit Ned etwas nicht stimmte, aber er wollte ihn nicht mit Fragen unter Druck setzen. Er wollte nur eins: dass alles reibungslos lief.
    Während er ebenfalls die Jacke auszog, sagte er: »Ich schaffe erst einmal die Reisekiste und die Vorräte an Bord, damit Mary sich einrichten kann. Dann gehe ich dir zur Hand.«

    In Hochstimmung legte Joe in der Abenddämmerung mit der Marylou an einem Uferstück an, das in seinen Karten als Boora Boora gekennzeichnet war. Am Zusammenfluss von Murray und Campaspe River hatte Joe nicht Halt machenoder umkehren wollen und deshalb dem Kapitän eines anderen Raddampfers zugerufen, er solle Ezra Pickering ausrichten, dass sie weitergefahren seien – für den Fall, dass Ezra auf den Gedanken kam, die Marylou wäre in Schwierigkeiten.
    Nachdem Ned das Schiff an Bäumen am Ufer vertäut hatte, stellte er die Maschine ab. Obwohl sie auf dieser Jungfernfahrt von ernsten Zwischenfällen verschont geblieben waren, war der Nachmittag nicht ganz reibungslos verlaufen. Joe hatte im Ruderhaus das Schiff gesteuert, während Ned im Kesselraum dafür gesorgt hatte, dass das Feuer nicht erlosch. Es gab Abstimmungsprobleme, als Ned nicht sicher war, ob sie vorwärts oder rückwärts fahren sollten, nachdem Joe einige unfreiwillige Wendemanöver eingeleitet hatte, da er sich öfter mit den Steuerungshebeln irrte. Während Joe sich auf der rechten Uferseite hielt, behielt er gleichzeitig die Karten im Auge, um Klippen, Sandbänken und überhängenden Bäumen auszuweichen, die in den Karten eingezeichnet waren. Außerdem musste er sich in Erinnerung rufen, ob er ein-, zwei- oder dreimal die Dampfpfeife betätigen musste, wenn er den Kurs änderte oder sich einer Flussbiegung näherte, die man nicht einsehen konnte. Deshalb war es nicht verwunderlich, dass er das Schiff zweimal fast auf Grund gesetzt hätte. Doch als der Tag sich dem Ende zuneigte, spürte Joe, dass er sich allmählich an die Marylou gewöhnte, und auch Ned kannte sich bereits ein wenig mit der Dampfmaschine aus.
    Sie ankerten an einer Stelle, in deren Nähe sich nach der Karte ein Holzladeplatz befand. Üblicherweise wurde der Holzhandel auf Vertrauensbasis abgewickelt. Das gefällte Holz wurde am Ufer der nächsten Anlegestelle gestapelt, und wenn ein Raddampfer festmachte, um Brennholz nachzuladen, und gerade niemand zugegen war, hinterlegte man einfach das Geld. Obwohl sie mit geringer Geschwindigkeit gefahren waren und Joe sein Bestmögliches getan hatte, dem Schiffsverkehr aus dem Weg zu gehen, schien derDampfkessel eine erschreckende Menge Holz zu verbrauchen. Während Ned staunte, wie rasch eine Tonne Holz aufgebraucht war, hielt Joes Verwunderung sich aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit Dampfschiffen bei der Handelsmarine in Grenzen.
    Zur Mittagszeit hatte Mary die beiden Männer mit Brot, Käse und Tee versorgt, was auch fürs Abendessen vorgesehen war, da Mary nichts anderes an Bord hatte. Doch kaum hatten sie angelegt, ging Ned mit seinem Seesack an Land und richtete sich ein Lager her. Kurze Zeit später breitete sich der verlockende Geruch von gebratenem Fisch aus.
    Mary und Joe traten an Deck, um nachzusehen, woher der Geruch kam.
    »Wollt ihr zum Abendessen frischen Dorsch?«, rief Ned freundlich herüber. »Für mich allein ist es zu viel.« Dabei hob er eine ziemlich große Pfanne hoch. Sie war nicht groß genug für den Fisch, dessen Kopf und Schwanz über die Ränder ragte und der offensichtlich ein schwerer Brocken war. Ned musste die Pfanne mit beiden Händen halten.
    »Hast du diesen Prachtburschen eben erst gefangen?«, rief Joe verwundert.
    »Aye. Von Hand, mit einer Schnur«, rief Ned zurück. »Vor langer Zeit habe ich von den Aborigines einige Kniffe gelernt, auch was das Angeln und die Jagd angeht. Seither habe ich nie mehr Hunger gelitten.«
    »Kannst du das Joe
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