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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat
Autoren: Elizabeth George
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danach gesehnt, seine Familie wiederzuseh'n«, antwortete er. »Drüben in Jamaika. Die ganze Nacht Steelbands, Gras und Reggae. Und oben von seiner Wolke aus schaut der gute alte Bob Marley auf ihn herab. Cal hat was für mich getan, also hab ich was für ihn getan.« Er nickte in Neals Richtung, der gehorsam wieder in den Wagen stieg. Dann küsste er Arissa noch einmal und schubste sie in Richtung Haustür. »Sonst noch was, Joel?«
    Es war hoffnungslos, aber Joel sagte es trotzdem: »Die weiße Frau ... Ich hab nich' ...« Er wusste nicht, wie er fortfahren sollte, und verstummte. Er wartete nur.
    »Du has' was nich'?«, fragte The Blade ohne besonderes Interesse.
    Der Moment der Entscheidung war gekommen, und Joel traf die einzige, die ihm offenstand. »Nich' so wichtig«, sagte er.
    The Blade lächelte. »Dann belass es dabei.«
    Als Nächstes kam das Phantombild, erstellt mithilfe des Au- pair-Mädchens mit dem Abflussstampfer. Die Boulevardzeitungen erhöhten sie zur Heldin, breiteten ihr ganzes Leben aus und zeigten ihr Foto neben dem Phantombild des rothaarigen Killers, mit dem sie es aufgenommen hatte.
    »Ist dies das Gesicht eines Mörders?«, titelte die Daily Mail, die Joel vor der Westbourne Park Station über den Bürgersteig flattern sah. Wie die meisten Phantombilder hatte auch dieses keine große Ähnlichkeit mit der gesuchten Person, doch der
    Artikel besagte, dass die Computerbearbeitung des Videos nun abgeschlossen sei. Außerdem seien weitere Aufnahmen aus der U-Bahn-Station Sloane Square ausgewertet worden. Die Polizei habe brauchbare Bilder isolieren können. Scotland Yard habe angedeutet, eine Verhaftung stehe unmittelbar bevor, und zahllose Hinweise aus der Bevölkerung gingen bei der Hotline ein, die man extra für die Fahndung nach dem Mörder der Gattin eines der ihren eingerichtet hatte.
    Joel war mit Toby in Meanwhile Gardens, als der Zugriff erfolgte. Sie waren an der Skate-Bowl, auf dem obersten und einfachsten Parcours, und Toby frohlockte ob der Tatsache, dass er das Gleichgewicht lange genug gehalten hatte, um von einer Seite zur anderen zu fahren, ohne zu fallen. »Guck mal!«, jubelte er, »guck mal, Joel«, als der erste Streifenwagen auf der Brücke über den Grand Union Canal langsamer wurde und dann anhielt. Ein zweiter stoppte an der Elkstone Road, gleich um die Ecke von der Kindertagesstätte, doch sichtbar genug, dass Majidah aufblickte, die Stirn runzelte und auf den Spielplatz hinausging, um sich zu vergewissern, dass den Kindern keine Gefahr drohte. Ein dritter Wagen parkte an der Ecke Elkstone und Great Western Road. Uniformierte Constables stiegen aus allen drei Fahrzeugen. Die Fahrer blieben hinter dem Steuer.
    Sie näherten sich der Skate-Bowl. Joel beobachtete ihren Aufmarsch und kam zu dem Schluss, dass irgendjemand ihn von irgendwo aus beobachtet haben musste. Vielleicht war er die letzten Tage über beschattet worden, seit er mit The Blade gesprochen hatte. Und als der richtige Zeitpunkt gekommen schien, hatte die Person die Polizei angerufen. Und nun waren sie hier.
    Der Constable aus dem Wagen an der Kindertagesstätte erreichte Joel als Erster. »Joel Campbell?«, fragte er, und Joel sagte zu seinem Bruder: »Tobe, geh nach Hause, okay?«
    »Aber du hast gesagt, ich darf Skateboard fahr'n, und du guckst zu«, protestierte Toby erwartungsgemäß. »Weißte nich' mehr?«»Das müssen wir später machen.«
    »Komm mit, Junge«, sagte der Constable.
    »Tobe? Schaffste's allein nach Hause?«, fragte Joel. »Wenn nich', bringt dich einer der Cops.«
    »Aber ich will Skateboard fahr'n! Du hast es gesagt, Joel. Du hast's versprochen.«
    »Ich muss aber mit dem Constable geh'n«, erklärte Joel. »Lauf heim.«
    Der Beamte von der Brücke kam als Nächster. Er sagte, Toby solle mit ihm kommen. Joel glaubte, der Polizist wolle den kleinen Jungen nach Hause begleiten, obwohl es ja nur einen Katzensprung von der Skate-Bowl entfernt lag, und sagte: »Danke.« Dann folgte er dem ersten Constable zu seinem Wagen - den Kopf abgewandt, damit er die Frau nicht ansehen musste, die von der Kindertagesstätte aus zuschaute. Doch dann sah er, dass Toby keineswegs in Richtung Edenham Estate, sondern zur Brücke geführt wurde.
    Joel blieb stehen. Die Kälte des Wintertages rieselte in seinen Kragen und umschloss seinen Hals wie eine Faust. »Wohin bring' die meinen Bruder?«, fragt er.
    »Um den wird sich gekümmert«, versicherte der Constable.
    »Aber ...«
    »Du kommst mit mir.
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