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Am Ende war die Tat

Am Ende war die Tat

Titel: Am Ende war die Tat
Autoren: Elizabeth George
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Forderungen, und diese stellte sie dem diensthabenden Constable in dem winzigen Empfangsbereich, wo ein
    Schwarzes Brett Lösungen für alle Lebenslagen bot, angefangen von Einbruchssicherung, Nachbarschaftswachen, Trickbetrügern und Verhaltensregeln für diejenigen, die nach Einbruch der Dunkelheit noch draußen unterwegs waren.
    »Ihre Kollegen haben meine Neffen einkassiert«, erklärte sie. »Wo sind sie? Was geht hier vor?«
    Der Constable - ein Möchtegern-Gangsterjäger, dazu verurteilt, genau das sein Leben lang zu bleiben - musterte Kendra von Kopf bis Fuß, sah eine Frau vor sich, die mehr schwarz als weiß war, mit einem figurbetonten marineblauen Rock und einer gewissen Ausstrahlung. Diese Person, war er überzeugt, hatte ihre Forderungen an ihn eine ordentliche Portion zu hochnäsig formuliert, wo es ihr doch besser angestanden hätte, ihm respektvoll zu begegnen. Er wies sie an, Platz zu nehmen. Er werde sich ihrer annehmen, wenn er so weit sei.
    »Wir reden hier über einen zwölfjährigen Jungen«, sagte sie. »Und einen achtjährigen. Mindestens einer von beiden wurde hierhergebracht. Ich will wissen, wieso.«
    Er antwortete nicht.
    »Ich will meinen Neffen sehen. Und wohin hat man seinen Bruder gebracht, wenn er nicht hier ist? Ihr könnt nicht einfach Kinder von der Straße holen und ...«
    »Nehmen Sie Platz, Madam«, befahl der Constable. »Ich kümmere mich um Sie, wenn ich so weit bin. Was daran finden Sie so schwer zu verstehen? Muss ich einen Kollegen von da drinnen holen, um Ihnen das zu erklären? Kann ich machen. Sie könnten sich selbst in einem Verhörzimmer wiederfinden.«
    Es war das Wort »selbst«, das ihr sagte, was sie wissen musste. »Was hat er getan?«, fragte sie heiser. »Sagen Sie mir, was er getan hat.«
    Der Constable wusste es natürlich. Jeder in der Dienststelle wusste das, und in ihren Augen war es ein so ungeheuerliches Verbrechen, dass es gar keine ausreichende Strafe dafür gab. Einer von ihnen war angegriffen worden, durch einen Anschlag auf seine Frau, und dieses Verbrechen musste gesühnt werden.
    Beim Gedanken an die Ereignisse in Belgravia begann das Blut in den Adern der Beamtinnen und Beamten zu kochen. Und kochendes Blut weckte das Bedürfnis zuzuschlagen.
    Der Constable zückte einen Abzug des bearbeiteten Fotos aus der Überwachungskamera an der Cadogan Lane, das jetzt in jeder Polizeiwache der Stadt hing, und schob es Kendra hin.
    »Die Kollegen reden mit dem kleinen Scheißer über diese Sache hier«, erklärte er. »Setzen Sie sich hin, und halten Sie die Klappe, oder hauen Sie ab!«
    Kendra erkannte Joel zweifelsfrei wieder. Das krause, in alle Richtungen abstehende Haar und die münzgroßen Pigmentflecken im Gesicht waren unverkennbar - genau wie sein Ausdruck, der dem eines Tieres im Scheinwerferlicht eines heranrasenden Autos glich. Kendra fragte nicht, wo diese Aufnahme entstanden war. Plötzlich wusste sie es. Sie drückte das Foto an die Brust und senkte den Kopf.
    28
    Im Verhörzimmer waren die Dinge dieses Mal ganz anders, und Joel wusste, er stand an einem Scheideweg. Zuerst wurde er gar nicht befragt. Stundenlang saß er einfach nur da, abwechselnd in Anwesenheit von Sergeant Starr und Fabia Bender, dann mit einer Beamtin, die die anderen beiden Sherry nannten. Die Pflichtverteidigerin mit dem strähnigen blonden Haar war diesmal nicht dabei. »Ich werde die Rolle übernehmen, wenn es so weit ist«, hatte Fabia Joel versprochen. Aber der große Kassettenrekorder stand immer noch da, und er wartete nur darauf, eingeschaltet zu werden. Doch niemand drückte den entsprechenden Knopf, und niemand sagte etwas. Nicht ein einziges Wort. Stattdessen kamen sie, saßen schweigend da und gingen wieder. Sie warteten bestimmt noch auf die Ankunft von irgendjemandem, sagte Joel sich, aber ihr Schweigen zermürbte ihn, bis seine Knochen sich wie Gummi anfühlten.
    Ihm war längst klar, dass dieser Aufenthalt im Verhörzimmer der Polizeiwache ganz anders ausgehen würde als der erste. Sein letzter Wortwechsel mit The Blade legte diesen Schluss nahe. In dem Moment hatte er sich endlich als das erkannt, was er die ganze Zeit schon gewesen war: eine Marionette in einem Rachedrama - in einem Drama, dessen Plot er nicht verstanden hatte, bis zu jener Unterhaltung mit Stanley Hynds, als Neal Wyatt in der Nähe lauerte und zweifellos auf weitere Belohnungen für das wartete, was er für The Blade zustande gebracht hatte.
    Joel erkannte die Details nur
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