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Am Ende der Welten - 16

Am Ende der Welten - 16

Titel: Am Ende der Welten - 16
Autoren: Terry Goodkind
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Sonne und rote Wolken. Einige der skizzenhaften Illustrationen waren ganz in Weiß gehalten, andere dagegen waren bunt, farblich aber sehr durchdacht gestaltet. Und anders als bei allen anderen Zeichnungen konnte Rachel, wenn sie sich beim Verlassen der Höhle umdrehte, bestimmte Einzelheiten der Zeichnung im Dunkeln leuchten sehen. Es war jedoch nicht die Kreide selbst, die diesen Lichteffekt bewirkte, da dieselbe Kreide an anderen Stellen der Zeichnung nicht im Dunkeln leuchtete. Eine Partie eines Sinnbildes leuchtete sogar bei völliger Finsternis; ein seltsam aussehendes Gesicht, das inmitten eines ansonsten vollkommen dunklen, gänzlich aus komplizierten Mustern bestehenden Gebildes erstrahlte. Kam die Fackel in seine Nähe, war das Gesicht selbst nicht zu erkennen, das dann nur ein chaotisches Geflecht aus Linien zu sein schien. Rachel vermochte nie wirklich zu unterscheiden, welche Teile des Gebildes das Gesicht ausmachten, und doch strahlte es ihr im Dunkeln entgegen, folgten ihr seine Augen und schauten ihr hinterher, wann immer sie die Höhle verließ. Was ihr aber wirklich eine Gänsehaut bereitete, war die Darstellung Richards. Sein schwarzer Anzug war detailgetreu wiedergegeben, exakt so, wie Rachel ihn in Erinnerung hatte. Nicht einmal die rätselhaften Symbole fehlten, die den Saum seiner Jacke zierten. In ihren Anweisungen hatte Sechs sehr genau darauf geachtet, wie Violet dieses Muster wiedergab. In Violets Darstellung trug Richard außerdem den fließenden Umhang, der aussah, als wäre er aus Gold gesponnen. In ihrer Darstellung sah es allerdings fast so aus, als befände er sich unter Wasser. Zudem war er von wellenförmigen farbigen Schlieren umgeben, die Sechs als »Auras« bezeichnet hatte. Zwischen jeder dieser Farben und Richard waren komplizierte Formeln und Muster zu erkennen, zwischengeschaltete Elemente zwischen seiner Person und seinem Wesen, die miteinander verbunden werden würden, um eine vermittelnde Barriere zu bilden. Was das bedeutete, war Rachel nicht recht klar, es war allerdings nicht zu übersehen, dass Violet großen Wert darauf legte. Auf diesen Teil, die Elemente der vermittelnden Barriere, schien Sechs besonders stolz zu sein; manchmal stand sie lange davor und starrte einfach nur darauf.
    In diesem Bild war Richard mit dem Schwert der Wahrheit dargestellt, es war jedoch nur undeutlich wiedergegeben, so als hätte er es bei sich und auch wieder nicht. In Violets Darstellung - Richard hielt es so, dass es quer über seiner Brust lag - schien es fast Teil seiner Person zu sein, und doch war es so undeutlich wiedergegeben, dass Rachel nicht mit Gewissheit zu entscheiden vermochte, ob es wirklich so aussehen sollte, als halte er es in den Händen. Diese Art der Darstellung hatte Violet außerordentliche Sorgfalt abverlangt; Sechs hatte sie sie mehrmals wiederholen lassen, weil sie, wie sie es nannte, zu »wesenhaft« sei.
    Rachel fand den Einfall, Richard in der Zeichnung mit dem Schwert darzustellen, etwas verwirrend, denn immerhin war doch jetzt Samuel im Besitz von Richards Schwert. Dennoch erschien es ihr irgendwie nur richtig, Richard mit dem Schwert darzustellen, und vielleicht sah Sechs es ja ebenso.
    Violet trat einen Schritt zurück, neigte den Kopf zur Seite und begutachtete ihr Werk. Sechs stand da wie gebannt und starrte darauf, als wäre sie allein in der Höhle. Zögernd streckte sie die Hand vor und strich sachte über die Linien rings um Richard. »Wie lange noch, bis wir die endgültige Verbindung der Elemente durchführen?«, fragte Violet.
    Während Sechs mit den Fingern langsam und mit Bedacht die Linien nachzeichnete, reagierten einige der dazwischengeschalteten Elemente sofort auf ihre Berührung, indem sie funkelnd im trüben Licht aufleuchteten.
    »Bald«, antwortete sie mit leiser Stimme. »Bald.« »Lord Rahl!«
    Richard drehte sich gerade noch rechtzeitig um, um Berdine in vollem Tempo auf sich zustürzen zu sehen. Arme und Beine um ihn geschlungen, prallte sie so schwungvoll gegen seine Brust, dass ihm die Luft aus den Lungen gepresst und ihr einzelner langer Zopf lockig braunen Haars um seinen Kopf geschleudert wurde. Er taumelte einen Schritt zurück, bekam sie mit beiden Armen zu fassen und konnte mit knapper Not verhindern, dass sie zu Boden fiel. So wie sie ihre Arme und Beine um ihn geschlungen hatte, schien sie seiner Hilfe allerdings gar nicht zu bedürfen. Selten hatte er ein Flughörnchen einen gelungeneren Sprung hinlegen sehen, sodass er
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