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Alzheimer und Demenzen

Alzheimer und Demenzen

Titel: Alzheimer und Demenzen
Autoren: Prof. Dr. Sabine Engel
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Nervenzellen im Gehirn erhöhen. Und zwar indem sie verhindern, dass der Botenstoff schnell wieder in die Speicherbläschen aufgenommen wird. Dadurch wird der bestehende Serotoninmangel ausgeglichen. Mit einer zeitlichen Verzögerung von wenigen Wochen nach Beginn der Therapie stellt sich meist eine Verbesserung der depressiven Anzeichen und Symptome ein.
Herausforderndes Verhalten: Medikamente können helfen
    In der Folge einer Demenzerkrankung kann es zu psychischen Veränderungen und Verhaltensauffälligkeiten kommen. Bei einigen erkrankten Menschen treten Unruhezustände auf, Halluzinationen, Wahnsymptome oder aggressives Verhalten. In diesen Fällen können Neuroleptika helfen, diese Krankheitszeichen zu unterdrücken.
    Auch Neuroleptika greifen in das komplizierte Botenstoff-System unseres Gehirns ein und bremsen auf diese Weise psychotische Symptome. Wieder ist bei Demenzerkrankungen jedoch darauf zu achten, dass die verabreichten Neuroleptika nicht in das Acetylcholin-System eingreifen, d. h. nicht zu einer weiteren Verminderung des Acetylcholins führen.
    wichtig
    Bei Demenzerkrankungen sollte deshalb auf Neuroleptika der neueren Generation zurückgegriffen werden. »Alte« Neuroleptika, die die Mengen verfügbaren Acetylcholins sehr reduzieren, verstärken die geistigen Abbauprozesse und verbieten sich daher bei älteren Patienten.
    Doch in der modernen Geronto-Psychiatrie weiß man, dass herausforderndes Verhalten oft Zeichen unbefriedigter Bedürfnisse des Kranken ist. Bevor dem Patienten Medikamente gegeben werden, sollten daher unbedingt immer nichtmedikamentöse Behandlungsformen in Betracht gezogen werden.
Nicht medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten
    Es gibt eine ganze Reihe nicht medikamentöser therapeutischer Maßnahmen, die das Wohlbefinden des Erkrankten steigern, seine Selbstständigkeit erhalten und somit zu einer Entlastung der Angehörigen führen können. Diese verschiedenen therapeutischen Ansätze werden in den Kapiteln 4–8 ausführlich vorgestellt und sind hier nur kurz aufgelistet:
einfühlsame Kommunikation (siehe →  S. 90 ff.)
Anregung und Training von Gedächtnisleistungen (siehe →  S. 141 )
Musik- und Kunsttherapie (siehe →  S. 128 )
Erinnerungstherapie (siehe →  S. 131 ff.)
Selbst-Erhaltungs-Therapie (SET, siehe →  S. 120 ff., →  127 ff.)
verschiedene Entspannungsverfahren (siehe →  S. 143 )

Wie eine Demenz verläuft
    Der Verlauf einer Demenz lässt sich in keinem Fall sicher voraussagen. Die ersten Symptome sind oft beinahe schon »unauffällig« – Alltagsgegenstände liegen am falschen Platz, Namen werden vergessen. Allerdings wird eine primäre Demenz immer fortschreitend verlaufen – es ist nur von verschiedenen Faktoren abhängig, wie schnell sich der Zustand des Erkankten verändert.
    Der Verlauf einer primären Demenzerkrankung ist progredient, d. h. fortschreitend. Sie beginnt meist langsam und schleichend. Man nimmt an, dass beim Auftreten der ersten geistigen Probleme der Hirnabbauprozess schon viele Jahre vorher begonnen hat. Auch ab dem Zeitpunkt der ersten Symptome ist der weitere Verlauf fortschreitend, doch kann er insbesondere durch Antidementiva für eine gewisse Zeit verlangsamt werden.
    Die geistigen Leistungen, speziell die Gedächtnisstörungen, zeigen dabei große Schwankungen: Während es sehr schlechte Tage gibt, scheint an anderen Tagen das Gedächtnis des Kranken fast überhaupt nicht beeinträchtigt zu sein. Diese »hellen« Tage sind zwar nicht Zeichen einer langfristigen Verbesserung, aber als Angehörigem bieten sie mir nur eine kurze Pause des Verschnaufens. Nutzen Sie sie für sich!
Einteilung der Demenzstadien
    Nach einer Einteilung aus dem englischsprachigen Raum, die mit CDR (Clinical Dementia Rating) abgekürzt wird, unterscheidet man insgesamt 5 Stufen (siehe Abbildung).
    CDR 0. Nach dieser Einteilung befinden sich gesunde Personen auf der Ebene 0 (CDR 0).
    CDR 0,5. Auf der Stufe CDR 0,5 zeigen sich bei dem Betroffenen erste leichte Gedächtnisund/oder Orientierungsstörungen. Es kommt z. B. häufiger vor, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann, was andere Menschen ihm kürzlich erzählt haben oder dass er länger nachdenken muss, um sich an den aktuellen Monat oder die Jahreszahl erinnern zu können. Auch treten leichte Beeinträchtigungen beim Lösen von Alltagsaufgaben in Erscheinung, die sozialen Aktivitäten verändern sich und möglicherweise treten bereits leichte Probleme bei der Selbstversorgung
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