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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Autoren: Daniel Thiering
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der Lynen vor, den die anderen zum Sprecher gemacht hatten.
    „ Wo warst du, Göttin, als unsere Brüder über uns herfielen und unsere Städte dem Erdboden gleichmachten? Wo warst du, als unsere Kinder starben? Wo warst du, als wir es ihnen, die doch vom selben Blute sind wie wir, mit gleicher Grausamkeit heimzahlten?“, schrie er der göttlichen Wesenheit voller Zorn entgegen. „Nun, da es beinahe zu spät ist, kommst du?“, höhnte er bitter und Lynia wusste nichts dagegen zu sagen. Stumm hörte sie die Anklage ihrer Kinder und jedes Wort schnitt ihr tief ins Fleisch.
    „ Wir brauchen dich nicht, Lynia!“, verkündete der Sprecher nun. „Wir wollen deinem Bruder folgen, wenn er sich unserer annehmen und uns in Sicherheit bringen will. Wir wenden uns ab von dir und sind nicht länger deine Kinder!“ Und um seine Worte zu unterstreichen, verschränkte er seine Arme vor der Brust, kehrte Lynia den Rücken zu und alle Lynen, die bei ihm waren, taten es ihm gleich.
    Erschüttert und mit gebrochenem Herzen stand die Göttin da, blickte auf ihre Kinder, die sich gerade von ihr abgewendet hatten und mit einem Blick voller Leid und Trauer sah sie Talatas, der ihren Schmerz teilte, in die Augen.
    „ Bringe sie fort, Bruder, auf dass ihr Leiden ende!“
     
    Gebeugt vor Kummer beobachtete Lynia, wie Talatas jene fortbrachte, die sich von ihr abgewendet hatten, und schickte sich an, sich um die Verbliebenen zu kümmern. Es waren entsetzlich wenige, kriegsmüde und abgerissen, die sich um ihre ratlose Göttin versammelten und mit ihr von dannen zogen.
     
    Ennos, der Göttervater, war entsetzt, als er sah, was sich auf Velia ereignet hatte und rief sogleich seine Kinder, die velischen Götter, zu sich und tadelte sie streng.
    „ Ich hatte euch nicht geboten, alles stehen und liegen und eure Kinder einfach sich selbst zu überlassen!“, grollte er. „Seht, welches Leid über das Antlitz eurer Mutter gekommen ist und stellt euch vor, welches noch kommen wird, wenn es nun so weiter geht. Zu viel Macht haben vor allem deine Kinder, Lynia, und zu wenig Weisheit, um richtig mit ihr umzugehen, darum höre nun, was ich dir auftrage und auch dir, Talatas, da ein Teil von ihnen nun zu deinen Kindern gehört: Magie und alles damit verbundene ist etwas, das nicht selbstverständlich sein darf, sondern Übung und Reife benötigt, um sie richtig einzusetzen. Darum bestimme ich, dass nur ein Bruchteil jener Macht, die eure Kinder bisher besaßen, auf Velia zurückbleiben darf! Von nun an werden jene, die mit der Gabe gesegnet sind, lange Lehrjahre vor sich haben, ehe sie sich Magier nennen dürfen und viele, die jenen Funken in sich tragen, werden leben, ohne ihn jemals zu bemerken! Ihr mögt es richten, wie ihr wollt, doch ihr werdet dieses, mein Gebot, befolgen!“
    Gehorsam senkten die velischen Götter das Haupt vor ihrem Vater und beugten sich seinem Willen, während Ennos sich wieder zurückzog. Nisistrus aber, der dem Ganzen gelauscht hatte, hielt seinen Bruder auf.
    „ Was sollte das alles, Bruder?“, fragte er belustigt.
    „ Hüte dich, Bruder!“, warnte ihn Ennos finster. „Ich kann es nicht belegen, doch vermute ich, dass du bei all dem Unheil deine Finger im Spiel hast! Nun habe ich es so gefügt, dass diese arglosen Gestalten sich und ihre Welt nicht vollends zerstören können. Jegliches göttliche Wirken habe ich von Velia verbannt, bis ich es für richtig befinde, es wieder zuzulassen. So ist nun gewahrt, dass ich jede Einmischung durch dich oder eines deiner Geschöpfe sofort bemerke und dadurch ist diese, meine liebste Welt, nun deinem Zugriff entzogen!“
    Nisistrus aber zürnte, als er seine Pläne solcher Art durchkreuzt sah, und bedachte seinen göttlichen Bruder mit allerlei Schmähungen, die dieser ungerührt über sich ergehen ließ.
    „ Einst wird sie mir gehören!“, rief Nisistrus trotzig, ehe er von dannen zog, aber Ennos lächelte nur.
     
    Für Chesis und Zamea war es am einfachsten, Ennos’ Willen zu folgen, denn ihre Kinder waren erd- und naturverbunden, eng verwoben mit ihrer Stammesgemeinschaft und geschickt in ihren natürlichen Fähigkeiten. Ihr Leben und Wirken drehte sich um andere Dinge, und so ist es nicht verwunderlich, dass seit damals noch niemand je von einem zal’schen, tarischen oder skonischen Magier gehört hat.
    An ’maa dagegen wählte einen Zwischenweg. Unter den Argion gab es in jeder Generation einige wenige, die mit der Gabe gesegnet waren, doch in den
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