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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Autoren: Daniel Thiering
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abgenommen, denn der Argion war bereits hinter einen der Betrüger getreten, hielt ihn am Arm fest und zog die Würfel aus dem Ärmel, die ihn als Falschspieler entlarvten. Nach einem Grund für sein Eingreifen brauchte man nicht zu suchen, denn es gab nur wenige Argion, so einsilbig und zurückgezogen sie sonst außerhalb ihrer Heimat waren, die einem Verbrechen oder einer Gaunerei zusehen würden. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich nun auf die Aufruhr und erste Worte der Entrüstung der Betrogenen wurden laut. Da beging der Argion einen Fehler. Er drehte dem zweiten Gauner halb den Rücken zu und dieser schob seinen Stuhl bereits geschickt nach hinten. Mittlerweile sehr aufmerksam geworden, beobachtete ich ihn genau, während der Festgehaltene lautstark protestierte und versuchte, sich aus dem Griff des Argion zu befreien. Da sah ich, wie die Hand des zweiten langsam zu seinem Gürtel tastete, vermutlich um ein Messer oder einen Dolch zu ziehen. Sofort tastete ich nach meinem eigenen Dolch am Gürtel und nahm ihn wurfbereit in die Hand, die ich noch unter dem Tisch verbarg. Als der Betrüger tatsächlich ein langes Messer zog und zustechen wollte, warf ich augenblicklich. Dies hatte ich während meiner Zeit als Soldat gelernt und darüber hinaus endlos geübt, und so traf der Dolch genau in die Hand des Mannes, der voller Schmerz aufschrie und das Messer klirrend zu Boden fallen ließ.
    „ Es ist ehrlos einen Mann von hinten niederzustechen!“, sagte ich ruhig, ohne aufzustehen oder länger hinüber zu blicken. Der Argion hatte sofort ein kunstvoll gearbeitetes Schwert mit schmaler Klinge gezogen, den ersten Betrüger mitsamt seinem Stuhl zu Boden gestoßen und ihm die Spitze der Waffe an die Kehle gesetzt. Nun ließ er auch den zweiten Betrüger nicht mehr aus den Augen, obwohl dieser – wimmernd seine verletzte Hand umklammernd – keinerlei Gefahr mehr darstellte. Der Argion spuckte vor ihnen auf den Boden und ihm war anzusehen, dass er sich mit letzter Kraft beherrschte.
    „ Elendes Gesindel! Ich sollte euch beide auf der Stelle töten, doch solchen Abschaum zu erschlagen, wäre eine Schande für jeden Argion. Daher sollen die Betrogenen entscheiden, wie mit euch zu verfahren ist!“, knirschte er wütend durch die geschlossenen Zähne hervor. Doch die Entscheidung wurde ihnen abgenommen, da der Wirt seinen Sohn bereits nach einer Patrouille geschickt hatte, die gerade in diesem Augenblick das Lokal betrat. Der Wirt begann dem Offizier zu berichten, was geschehen war, wobei er mehrere Male auf mich zeigte. Der Offizier trug die simple grüne Uniform der städtischen Wachtruppen und ein leicht angerostetes Kettenhemd. Er nickte dem Wirt schließlich zu und kam zu mir herüber.
    „ Habt Dank für Euer Eingreifen, Fremder!“, sagte er höflich. „Ein vortrefflicher Wurf, wie ich gehört habe. Wo habt Ihr das gelernt?“, bemerkte er anerkennend.
    „ In der Uniform! Ich konnte einer solchen Feigheit nicht zusehen!“
    „ Wo habt ihr das Soldatenhandwerk erlernt, wenn ich fragen darf?“, zog er sofort den richtigen Schluss aus meiner Bemerkung.
    „ In Ulyssa und Vylaan!“ gab ich so kurz wie möglich Auskunft, denn mir war nicht nach einem Gespräch über das Militär oder alte Zeiten zumute. Ein Schmerzensschrei erklang von dem anderen Tisch, als einer der Soldaten, dem Betrüger ohne Rücksicht den Dolch mit einem Ruck aus der Hand zog. Der Offizier war Beobachter genug, um zu erkennen, dass sein Gegenüber an keiner Plauderei interessiert war. Er dankte mir nochmals, winkte den Soldaten mit dem Dolch heran und reichte ihn mir vorsichtig, damit er sich das Blut nicht auf die Hand schmierte. Ich nickte ihm dankbar zu und gab dann dem Wirt einen kurzen Wink, ein Tuch zu bringen, damit ich das Blut von der Klinge wischen konnte. Die Patrouille wandte sich zum Gehen, nahm die Gauner in ihre Mitte und ging nicht gerade zimperlich mit ihnen um. Jener, den der Dolch getroffen hatte, jammerte fortwährend, doch keiner der Soldaten zeigte auch nur einen Funken von Mitleid. Schnell rafften auch die Betrogenen ihr Geld zusammen, bedankten sich hastig bei dem Argion, riefen auch einen Dank in meine Richtung und eilten den Wachmännern nach. Bereits wieder in Gedanken versunken, trank ich einen Schluck Wein und säuberte meinen Dolch mit dem Tuch, ohne noch weiter auf die Vorgänge in der Schenke zu achten, vielmehr Sorgen machte ich mir, dass die Klinge eine Kerbe abbekommen haben könnte. Als ein Stuhl an
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