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Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Alvion - Vorzeichen (German Edition)

Titel: Alvion - Vorzeichen (German Edition)
Autoren: Daniel Thiering
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skeptischem Blick.
    „ Das lasst nur meine Sorge sein, ich denke ich habe genug, um zu bezahlen! Außerdem brauche ich für heute Nacht ein Quartier.“
    Der Wirt nickte kurz und verschwand durch die Tür. Nach kurzer Zeit kehrte er mit einem tönernen Krug und einem Messingbecher in der Hand zurück.
    „ Ich lasse Euch eine Kammer herrichten!“, brummte er bedeutend unfreundlicher als zuvor, und brachte sich damit unwissentlich um ein großzügiges Trinkgeld, als er beides vor mir abstellte und wieder hinter den Ausschank zurückkehrte.
    Behutsam nahm ich den Krug zur Hand und atmete das Aroma des Weines ein. In meinen Gedanken erschienen Bilder der Gebirgshänge Alyras, bis weit hinauf mit Wein bebaut und ich selbst als Kind, wie ich gelegentlich einen kleinen Schluck Wein aus dem Becher meines Vaters nippen durfte. Sofort drängte ich diese Gedanken zurück, denn ich wollte diesen besonderen Tropfen genießen, ohne in Trübsal zu versinken, denn dafür eignete sich irgendein billiger Fusel ohnehin wesentlich besser. Ich wandte mich dem wohlriechenden Wein zu und schenkte den ersten Becher ein.
     
    Einige Zeit später, nach dem zweiten Becher, lehnte ich mich zufrieden zurück und besah mir die übrigen Gäste etwas genauer. Eine Gruppe Soldaten trank bereits seit längerer Zeit, so viel war offensichtlich, denn sie unterhielten sich etwas zu laut und zu überschwänglich. Zahlreiche leere Krüge auf ihrem Tisch rundeten den Eindruck ab. Daneben waren zwei Tische zusammengeschoben worden und eine große Gruppe junger Männer – die meisten waren wohl noch nicht einmal zwanzig – bemühte sich erfolgreich, genauso laut zu sein, wie die Soldaten. An mehreren kleinen Tischen saßen einfache Handwerker in groben Kitteln und benahmen sich weitaus gesitteter als die Soldaten oder die übermütigen jungen Männer. Um einen großen Tisch, genau in der Mitte des Raumes, saßen mehrere Männer und würfelten um Geld. Augenblicklich weckten zwei Spieler mein Interesse und schon auf den ersten Blick gefielen sie mir überhaupt nicht. Sie waren heruntergekommen, musterten ihre Mitspieler verstohlen mit verschlagen grinsenden Gesichtern und verständigten sich durch kurze, heimliche Blicke. Auf Anhieb hielt ich sie für Betrüger, doch vorläufig ließ ich meinen Blick weiter schweifen. Der Argion am anderen Ende des Raumes, dessen Anwesenheit mich gleich zu Anfang überrascht hatte, betrachtete mit unbewegtem Gesicht ein Schriftstück, das er in seinen Händen hielt. Seine Anwesenheit so weit im Süden erstaunte mich, wenngleich es nichts völlig außergewöhnliches war. Normalerweise hingen die Argion an ihrer Heimat und gingen ihren Geschäften entweder dort oder in den großen Städten Zentralsoliens nach, sodass der Nachhauseweg nicht allzu weit war.
    Dieser Argion machte nicht den Eindruck eines Händlers, schon alleine, weil Händler eher selten in solch heruntergekommenen Spelunken anzutreffen waren. Außerdem war seine Kleidung untypisch für einen Argion, eher zweckmäßig und mehr für jemanden gestaltet, der sehr viel herumkam. Irgendetwas Geheimnisvolles war an ihm, allerdings konnte ich den Finger nicht darauf legen, was es war. Seine Kleidung und sein verwegenes Gesicht ließen mich jedoch vermuten, dass er ein ähnliches Leben wie ich selbst zu führen pflegte, und gegen Bezahlung mit Händlern durch die Länder reiste und für die Sicherheit ihrer Waren sorgte, denn Straßen, Wälder und Ebenen Septrions waren alles andere als sichere Orte.
    Nachdem ich das Innenleben der Schenke einmal genau betrachtet hatte, wandte ich mich wieder dem Becher zu und hing meinen eigenen Gedanken nach. Trübsal und wehmütige Erinnerungen drängten nach oben, aber mit einem kräftigen Schluck Wein zwang ich mich, an andere Dinge zu denken.
    Langsam ging der Nachmittag in den Abend über und mit der Zeit verließen einige Gäste, darunter die Soldaten, ebenso wie ihre Nachahmer, die Taverne. Am Würfeltisch in der Mitte saßen immer noch die beiden unerfreulichen Gestalten, jetzt mit nur noch drei anderen Spielern und machten sich dies bald zunutze. Die anfänglich fröhliche Stimmung war allmählich umgeschlagen, da die beiden auffallend oft gewannen. Ich warf einen Blick hinüber und entdeckte fast augenblicklich, auf welche Weise dort betrogen wurde, da ich einige Jahre auf der Straße aufgewachsen und dergleichen oft genug gesehen hatte. Während ich noch überlegte, ob ich eingreifen sollte, wurde mir die Entscheidung
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