Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Altoetting

Altoetting

Titel: Altoetting
Autoren: Sobo Swobodnik
Vom Netzwerk:
ein-, vielleicht zweimal. . . sollte den in eine verfängliche Situation, sollte die den bringen. Mehr nicht. Du weißt doch, wie die, die Kinski, damals in der Reife. . . du weißt schon. Ja, soll den in eine verfängliche Situation . . . dass wir dann . . . dass wir danach dem Franz hätten klarmachen können, ohne viel Worte. . . also dass es auch für ihn bestimmt besser ist, wenn wir. . . also wir vier, der Granz und so weiter, dass wir alle das Klassenziel erreichen. Das wär’s, das sollte eigentlich alles sein. Und das war dann . . . war dann doch viel mehr.«
    Jetzt hat Arno noch einen Tequila getrunken, den sechsten, obwohl Plotek ihn daran hindern wollte, aus Angst, Arno würde ihm danach, weil noch näher an ihm dran, versehentlich das Ohr abbeißen. Noch größere Angst hatte Plotek aber davor, dass er selbst bei der allerhöchsten Konzentration womöglich nichts mehr verstehen könnte.
    »Aber die Annegret. . . die Annegret, die haben wir alle total, total haben wir die unterschätzt. Also, nichts . . . nein, nein. . . nichts mit verfänglicher Situation. ›Der ist unumstößlich und voll mit Gott‹, hat sie immer gesagt. . . immer hat sie das gesagt. Bis wir dann draufgekommen sind . . . irgendwann sind wir draufgekommen . . . ja sind draufgekommen, dass zwischen der Annegret und dem Pater, also zwischen dem Franz und der Annegret schon lange was am Laufen war. Jetzt kannst du dir ja vorstellen . . . mein lieber Schieber! Kannst du dir vorstellen. . . Der Granz war auf hundert. Gekränkter Stolz und alles. . . ja Wut und, und, und . . . auch Rachegelüste . . . alles in einem. Und wir. . . seine Freunde, wir. . . wo denkst du hin . . . wir natürlich auf seiner Seite, obwohl wir Annegrets Bevorzugung vom Granz, die haben wir, haben wir natürlich noch immer nicht verdaut gehabt. Na ja . . . egal. . . haben wir eben überall herumerzählt, haben wir herumerzählt, dass die Annegret. . . dass die es mit dem Pater Franz treibt. War zwar nicht gelogen, nein, nein . . . hat die gemacht. . . aber trotzdem, ja, war gemein, hundsgemein. Haben wir sie also . . . haben sie immer weiter schlechtgemacht. . . dass auch der Guardian nicht mehr anders konnte. . . der Guardian nicht und die kirchlichen Oberen auch nicht. . . konnten schließlich nicht mehr anders und haben den Pater Franz, also den Klosterpater, haben die . . . haben die sofort aus der Schusslinie genommen. Also, ab nach Würzburg. Versetzung. Die Annegret dann . . . war die Annegret natürlich nicht nur todtraurig . . . verständlich, sondern auch . . . Himmelherrgott. . . war die schwanger. Die Annegret war plötzlich wie ausgewechselt. Nichts mehr von Humor. . . nichts von der bezaubernden Ausstrahlung. Auch ihr Aussehen . . . um Gottes willen . . . plötzlich ganz anders. Fett ist sie geworden, ja fett und aufgedunsen und nicht nur wegen der Schwangerschaft, nein, nein, nicht nur deswegen. Hat sich einfach hängen lassen. Und wir, also wir vier, der Granz und so weiter, wir haben Scherze darüber gemacht und immer weiter und immer weiter gebohrt und herumgestochert in der Wunde. So lange . . . so lange, bis es die Annegret. . . bis sie es nicht mehr ausgehalten hat und, und dann . . . dann kurz nach der Geburt von dem Kind. . . kurz danach ist sie vom Gnaden-Kapellen-Turm auf den Kapellplatz hinuntergesprungen.«
    Danach sagte Arno nichts mehr, kein Wort mehr, brauchte er auch nicht, weil Plotek jetzt fast alles klar war, und das, was nicht klar war, hätte Arno auch nicht beantworten können. Arno war jetzt so besoffen, dass er nicht mehr aufrecht sitzen konnte. Ständig ist er von der Bank im Zwölf Apostel heruntergerutscht. Plotek war zwar auch nicht mehr ganz nüchtern, aber dafür jetzt ganz gut im Bilde.

11

    Nichts darf nach außen dringen.
    Das war die Devise. Zumindest nicht bis zur Premiere. Das war klar. Durchgesetzt wurde es vom Ersten Bürgermeister Altöttings und durchgesetzt wurde es auch vom Polizeipräsidenten Oberbayerns, in Rücksprache mit dem Landrat und der wiederum mit Absicherung von der allerobersten Instanz: München, Staatsregierung. Alles noch in derselben Nacht. Die Kriminalen, die Altöttinger Passionsspiel-Verantwortlichen und die Altöttinger Presse zogen jetzt quasi an einem Strang. Zum Schutz Altöttings, weil wenn bis zur Premiere ein Sterbenswörtchen an die Öffentlichkeit gekommen und womöglich über Altötting hinausgelangt wäre, dann gute Nacht.
    Horrorstadt! Horrorspiel! Horrorpassion!
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher