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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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gesagt mir unseren Aufenthaltsort zu verheimlichen.«
    »Das deutet daraufhin, dass man nicht vorhat, uns wieder laufen zu lassen.«
    »Danke für die Analyse.«
    Es wurde still im Zimmer. Irgendwo im Haus wurde gesprochen, leise Stimmfetzen drangen an Lorenz' Ohr, ohne dass er etwas hätte verstehen können. Langsam ließ das Brummen in seinem Kopf nach. Der Schlag war nicht sehr heftig gewesen, doch er hatte ausgereicht, um ihn für einige Zeit auszuschalten. Er erinnerte sich wieder, dass der hässliche Glatzkopf ihm mit dem Knauf seines Messers einen Hieb verpasst hatte, nachdem Lorenz ihn mit dem einen oder anderen Spruch gereizt hatte. Trotz ihrer misslichen Lage musste er grinsen. Offensichtlich hatten seine Nachforschungen die Gauner an einem empfindlichen Nerv getroffen. Warum sonst hätten sie ihn und Gustav entführen sollen? Und man vermutete ganz offenbar, dass er einen Wissensvorsprung hatte. Und den hatte er auch. Die Puzzleteile setzten sich langsam, aber sicher in seinem schmerzenden Kopf zusammen. Er ahnte, wo die Reliquie zu finden war, und brauchte nur noch die Hand danach auszustrecken, wenn man ihm die Gelegenheit dazu geben würde.
    Es konnte nicht mehr lange dauern, bis man beginnen würde, sie zu verhören. Bei diesem Gedanken wurde Lorenz doch etwas mulmig zumute. »Was meinst du?«, fragte er, »was werden die Kerle uns antun?«
    Es kam keine Antwort.
    »Gustav?«
    Nun hörte er hinter sich ein leises Schnarchen. »Das kann doch nicht wahr sein. Schläft mir der Kerl doch glatt ein.« Lorenz schüttelte den Kopf und fügte hinzu: »Kommissar Wollbrand hatte keine Ahnung, wie lange er ohne Bewusstsein gewesen war. Vielleicht tat sein Kollege gut daran, ein Nickerchen zu halten und so wieder zu Kräften zu kommen. Der Moment, in dem die beiden ihre ganze Konzentration brauchen würden, war sicherlich nicht fern.«
    Lorenz seufzte. Gerne hätte er die schmerzende Stelle an seinem Kopf befühlt. Vermutlich wuchs dort gerade eine stattliche Beule.
    Er flüsterte: »Der alte Ermittler musste sich eingestehen, dass er in eine missliche Lage geraten war. Aus eigener Kraft vermochte er sich nicht zu befreien. Er konnte nur hoffen, dass er unversehrt oder zumindest doch lebend einen gewissen Wert für seine Entführer hatte. Diese Karte galt es mit Bedacht zu spielen.«
    Lorenz schloss die Augen und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Wie sollte er dem Gegner gegenübertreten? Diplomatisch oder frech? Auf seinen Wert pochend oder eher vorsichtig, um die Gauner nicht unnötig zu reizen? Der Kahlkopf, der ihn geschlagen hatte, war sicherlich ein gewalttätiger Hitzkopf und zu allem bereit. Vielleicht war es besser, solchen Leuten defensiv zu begegnen.
    Lorenz hätte mit den Schultern gezuckt und sich am Ohr gekratzt, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre. Nicht nur sein Kopf, sondern auch sein Rücken schmerzte. Er versuchte, seine Sitzposition etwas zu verändern, aber er ließ es schnell bleiben, als er merkte, dass er damit seinen schlafenden Freund störte. Gustav schnarchte nicht mehr, atmete aber ruhig und gleichmäßig.
    Lorenz seufzte wieder. Er fühlte sich verlassen und ausgeliefert in der Dunkelheit. Plötzlich fiel ihm seine Tochter Gerda ein. Hatte sie kurz vor ihrem Tod ähnliche Gedanken gehabt? Hatte auch sie in der Dunkelheit fieberhaft überlegt, wie sie sich retten könnte? Oder hatte man ihr diese Zeit gar nicht gegeben? Sein Gespräch mit Rita kam ihm wieder in den Sinn. Vielleicht unterschätzte er seine Enkelin. Sie war eine starke, längst erwachsene Frau. Warum ließ er nicht zu, dass sie ihm half? Nichts würde Gerda wieder zurückbringen können. Er nicht und auch sein Sohn nicht. Würden sie nicht beide alles tun, um das Unglück, das sie getroffen hatte, ungeschehen zu machen?
    Lorenz ahnte, dass man nicht ewig hassen konnte. Hatte er den Schmerz und den Hass künstlich am Leben zu erhalten versucht, weil der eigentliche Anlass dazu längst verblasst war? Vielleicht war er nur deshalb noch nicht so weit, mit seinem Sohn Frieden zu schließen, weil er dann das Gefühl hätte, die verlorene Tochter zu verraten? Was, wenn er nun keine Gelegenheit mehr zu einer Versöhnung bekäme?
    Der Alte brummte noch einen Kommentar Kommissar Wollbrands zu diesem Thema in seinen Bart, dann wischte er diese Gedanken beiseite.
    »Was hast du gesagt?«
    Lorenz spürte ein Zucken an seinem Rücken. Offenbar war Gustav aufgewacht.
    »Guten Morgen, mein Lieber«, sagte Lorenz. »Ich hoffe, du
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