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Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]

Titel: Altes Eisen - [Kriminalroman aus der Eifel]
Autoren: KBV Verlags- und Mediengesellschaft
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begann, die Treppe aus altem Sandstein, aus dem die ganze Burg gefertigt war, emporzusteigen.
    »Was, auf dich alten Klepper?« Lorenz stieg Gustav betont sportlich nach, wobei er seinen Gehstock in der Luft herumwirbelte. Dabei brummte er leise: »Kommissar Wollbrand war sicherlich nicht mehr der Jüngste, aber er nahm es mit diesem Aufschneider jederzeit auf.«
    Bärbel folgte den beiden Männern leichtfüßig wie immer und musste auf halber Strecke warten, da Gustav und Lorenz doch nicht so flott waren, wie sie vorgaben. Oben angekommen, öffneten sie die knarrende Holztür, die den Eingang zum Burgmuseum bildete. Lorenz ging voran. Bärbel fragte ihn: »Du warst doch bestimmt schon häufiger hier, oder nicht?«
    Lorenz antwortete: »Früher schon, aber seit ich hier wohne, nicht mehr. Habe bestimmt einiges vergessen.«
    »Und manches ist dazugekommen«, wurde er freundlich am Tresen, wo er den Eintritt zahlen wollte, begrüßt.
    »Na, da bin ich aber gespannt! Vor allem der Eintrittspreis, nehme ich an.«
    »Ach Lorenz!« Bärbel schüttelte lächelnd den Kopf. »Bitte nehmen Sie es ihm nicht übel, er ist ein alter Grantler.«
    »Soll uns aber nicht stören, weil sowieso ich bezahle«, fügte Gustav hinzu und legte einen Zehner auf den Tresen. »Der Rest ist eine Spende fürs Museum«, fügte er hinzu.
    »Vielen Dank«, erwiderte die Dame an der Kasse. »Ich wünsche Ihnen einen interessanten Aufenthalt.«
    »Danke schön«, antwortete Bärbel stellvertretend für die drei.
    Sie sahen sich um. Gustav fragte: »Und, was schauen wir uns zuerst an?«
    »Das Burgverlies natürlich!«, rief Bärbel.
    Lorenz ging kopfschüttelnd voraus. »Wie ein kleines Mädchen«, lachte er. Dann blieb er im ersten Raum stehen und sagte: »So, liebe Kinder, hier sind wir im alten Gerichtssaal. Dort ist das sogenannte Angstloch. Hier könntest du, liebe Bärbel, gleich hinunter in das Verlies geworfen werden, wenn man nicht mittlerweile eine Glasscheibe eingelassen hätte. Früher war das ganz einfach: Gleich nach dem Urteil in den Kerker.«
    »Oder am besten noch vor dem Urteil«, bemerkte Gustav.
    »Genau«, bestätigte Lorenz. »Die bedeutendsten Häftlinge waren ohne Urteil dort, das werdet ihr gleich unten im Verlies sehen.« Gustav grinste und wies auf einen metallenen Käfig. »Und vorher stecken wir dich in diesen Schandkorb hier.«
    Bärbel fragte: »Ist das der Korb, in dem der alte Wilhelm seine Frau Alveradis nackt an die Burgwand gehängt hat?«
    »Eine Nachbildung, aber im Grunde war das so ein Korb«, bestätigte Lorenz.
    »Nur dass du da niemals reinpassen würdest, Dickerchen«, lästerte Gustav.
    »Pah, früher waren die Leute eben kleiner und nicht so gut genährt«, erwiderte Lorenz. »Setz du dich mal lieber hin.«
    Er wies auf einen Stuhl, der vollständig mit Nägeln besetzt war. »Damit du da unten noch mal etwas spürst!«
    Bärbel lachte. »Ihr alten Esel! Gehen wir jetzt in das Verlies? Alles andere kann warten, aber in einer alten Burg muss man doch zuerst in das Verlies!«
    »Na gut, gehen wir hinunter«, meinte Lorenz und ging voran. Sie schoben sich eine sehr enge, steile Treppe hinunter bis in den alten Kerker. Dort stellten sich in Form von lebensgroßen Bildern zwei Erzbischöfe des dreizehnten Jahrhunderts als prominenteste Insassen vor. Bärbel und Gustav lasen die Informationstafeln, sodass Lorenz nicht viel zu erklären brauchte.
    »Und hier direkt neben dem Kerker ist die Kapelle. Hier kann man sogar heiraten. Bärbel, wenn du noch ein fünftes Mal in den Ring steigen willst, hier wäre eine schöne Örtlichkeit dafür.«
    »Das schauen wir uns sofort an – komm Gustav!«
    Gustav, der ein wenig zurückgeblieben war, winkte ab. »Lasst mal, ihr Lieben. Ich muss ein wenig verschnaufen. Geht mal ohne mich weiter.«
    »Unsinn, Gustav«, brummte Lorenz. »Was ist denn los? Geht es dir nicht gut?«
    Gustav schüttelte den Kopf. »Irgendwie ist mir ein bisschen schwach zumute. Wird schon wieder werden.«
    Bärbel nahm Gustav beim Arm. »Komm, wir gehen an die frische Luft. Hier unten kann einem ja auch schummrig werden.«
    Sie gingen hinaus. Der Burghof lag menschenleer in einem tristen, grauen Licht. Lorenz sah in den düsteren Himmel und fröstelte. Er schlug vor: »Ich denke, wir sollten langsam Richtung Heimat gehen. Und bei der nächsten Gelegenheit setzen wir uns etwas hin.«
    Gustav stimmte zu, und so gingen sie langsam die schmale Gasse hinunter, die von der Burg zur alten Pfarrkirche führte.
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