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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin
Autoren: Maxime Chattam
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putzen, und zwar mehrmals. Ein Freund von uns hatte Karies, und ohne Zahnarzt wurde das schnell ganz schlimm für ihn, er hatte unerträgliche Schmerzen. Wir mussten seine Medikamentendosis fast täglich erhöhen.«
    »Wie habt ihr ihn geheilt?«
    Mike starrte auf seinen Teller.
    »Wir haben ihn nicht geheilt. Er ist gestorben. Wegen der Schmerzmittel. Er hat zu viele genommen.«
    Bedrückt schwiegen die drei Jungen. Ambre, die etwas abseitsgesessen hatte, kam zu ihnen und fragte:
    »Wo schlaft ihr?«
    Mike musterte sie, als habe sie etwas Unerhörtes gefragt.
    »Die Jungs in Saal 2, die Mädchen in 3«, sagte er mit ängstlicher Miene.
    »Ha, das ist ja wie auf unserer Insel!«, sagte Ambre amüsiert. »Mädchen und Jungen werden brav getrennt. Lustig, dass wir das alle so halten!«
    Mike nickte und verzog dabei das Gesicht. In Ambres Gegenwart war ihm sichtlich unbehaglich zumute. Er stand auf, verabschiedete sich von Tobias und Matt und ging davon.
    »Was habe ich denn getan?«, fragte Ambre traurig.
    »Ich glaube nicht, dass es gegen dich gerichtet ist«, sagte Matt und beobachtete die Pans, die in kleinen Gruppen zusammensaßen und offenbar über die Besucher tuschelten.
    Nach dem Essen versammelten sich Terrell und seine Truppe um die Gemeinschaft der Drei, und das Frage-Antwort-Spiel konnte beginnen. Für jede Frage, die Matt oder Tobias stellten, bekamen sie drei oder vier Gegenfragen. Ambre hingegen begriff schnell, dass ihre Teilnahme an der Unterhaltung nicht erwünscht war. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und hörte zu, obwohl sie innerlich fast vor Wut platzte.
    Am brennendsten interessierten sich ihre Gastgeber für die Entwicklung der übrigen Welt: Wie organisierten sich die anderen Pan-Gemeinschaften, waren sie zahlreich? Matt und Tobias gaben Auskunft, so gut sie konnten, und berichteten ausführlich, was sie von den Weitwanderern auf der Carmichael-Insel erfahren hatten.
    »Warum ist in letzter Zeit kein Weitwanderer mehr bei uns vorbeigekommen?«, wollte ein kleiner Junge wissen.
    »Ich weiß es nicht«, gestand Matt. »Es gelingt ihnen wohl nicht immer, Gemeinschaften wie die eure zu orten. Sie suchen die Umgebung jeder Stadt, die sie durchqueren, gründlich nach Anzeichen einer Siedlung ab, aber die meisten Pans halten sich aus Angst vor Raubtieren, Mampfern und Zyniks versteckt.«
    »Wie gehen die Weitwanderer vor, um die Pan-Dörfer zu finden?«, hakte ein anderes Kind nach.
    »Da bin ich überfragt.«
    Ambre, die sich von Anfang an für die Weitwanderer begeistert hatte, vergaß ihr Schweigegelübde und schaltete sich in die Unterhaltung ein.
    »Als Erstes suchen sie nach Lebensmittelgeschäften und Supermärkten und schauen, ob irgendetwas auf die Anwesenheit von Menschen hindeutet. Außerdem überprüfen sie alle Obstbäume, weil sie wissen, dass frische Früchte für die Gesundheit der Pans lebenswichtig sind. Wenn sie dort Spuren regelmäßiger Nahrungssuche entdecken, können sie davon ausgehen, dass der Sektor bewohnt ist. Dann müssen sie nur nach dem Rauch von Feuerstellen Ausschau halten oder versuchen, einer frischen Fährte zu folgen. Das erfordert Entschlossenheit, viel Mut und eine Portion Glück. Macht euch keine Sorgen, früher oder später kommt ein Weitwanderer hier vorbei. Dann werdet ihr sicher wieder in ihre Liste aufgenommen und regelmäßig mit Nachrichten versorgt. Das ist nur eine Frage der Zeit.«
    Alle hatten ihr aufmerksam und misstrauisch zugehört. Sobald sie zu Ende gesprochen hatte, wandten sie sich wieder von ihr ab.
    Tobias stellte die nächste Frage:
    »Beherrscht ihr die Alteration?«
    »Die was?«, fragte ein Großer mit sommersprossigem Gesicht.
    »Die Alteration. So nennen wir unsere besonderen Fähigkeiten. Ihr habt doch sicher im Laufe der letzten Monate Veränderungen an euch festgestellt, oder nicht? Manche sind schneller als vorher, andere stärker, vielleicht kann einer von euch mit der Fingerspitze ein Feuer entfachen oder durch Gedankenkraft Gegenstände bewegen. Habt ihr nichts Derartiges bemerkt?«
    Terrell ergriff das Wort.
    »So ein Hokuspokus ist uns hier nicht untergekommen. Seid so gut und sprecht dieses Thema in unserer Gegenwart nie wieder an. Alles, was uns verändert, ist schlecht.«
    »Aber …«
    »Respektiere unsere Regeln!«, fuhr Terrell ihn an.
    Matt brach das betretene Schweigen, um ihr Vorhaben zu erläutern.
    »Wir wollen von hier auf möglichst direktem Weg zum Blinden Wald und ihn Richtung Süden
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