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Alterra. Im Reich der Königin

Alterra. Im Reich der Königin

Titel: Alterra. Im Reich der Königin
Autoren: Maxime Chattam
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nur wenige Pausen, und Matt blickte immer wieder nach Süden, da er fürchtete, dort ein Gewitter aufziehen zu sehen. Doch der Himmel blieb klar. Am ersten Abend tat er lange kein Auge zu. Unruhig lauschte er den Geräuschen im Wald ringsum und rechnete jeden Moment damit, ein fernes Donnergrollen zu hören.
    Als ihn schließlich doch die Müdigkeit überwältigte, wurde ihm in einem Anflug von Scharfsichtigkeit, wie sie nur in Augenblicken völliger Erschöpfung eintritt, ganz klar bewusst, dass er nicht etwa aus Angst nach dem Gewitter Ausschau hielt.
    Sondern aus Rachsucht.
    Dass keine dunkle Wolke am Horizont auftauchte, frustrierte ihn geradezu.
    Er wollte den Torvaderon zum Kampf herausfordern.
    Dieser Gedanke hielt ihn so lange wach, dass er irgendwann aufstand und sich an die Feuerstelle setzte. Im Schein der schwach glimmenden Holzscheite säuberte er sein Schwert, wetzte die Klinge an einem Stein und polierte sie blank, während er sich das Duell ausmalte. Eines Tages würde es so weit sein. Das hatte er sich geschworen.
    Und wenn er seinem Feind dafür ein Leben lang hinterherjagen musste.
    Aber im Grunde wusste er, dass er sich nicht lange würde gedulden müssen.
    Der Torvaderon würde zu ihm kommen.
     
    Als sie am dritten Abend ihr Nachtlager aufschlugen, machte sich Floyd große Sorgen um Mia, die im Fieber delirierte. Jon legte sich neben sie, um sie die Nacht über im Auge zu behalten.
    Ambre und Matt blieben noch eine Weile am Feuer sitzen, das allmählich herunterbrannte.
    »Was wirst du tun, wenn wir in Eden sind?«, fragte sie.
    »Ich werde die Ratsversammlung der Pans einberufen und ihr von der bevorstehenden Invasion der Zyniks berichten. Wir müssen uns zum Krieg rüsten.«
    »Glaubst du, dass wir eine Chance haben?«
    »Bei fünfzehntausend ausgebildeten und schwerbewaffneten Kämpfern gegen eine Handvoll Pans? Wohl kaum. Aber ich kenne ihre Pläne. Und außerdem … haben wir vielleicht noch einen Trumpf in der Hinterhand. Falls wir herausfinden, wie wir ihn ausspielen können.«
    »Und der wäre?«
    »Die Hautjagd! Malronce will unbedingt das Kind in die Finger bekommen, das diese Karte auf seiner Haut trägt. Tobias meinte, dass ich vielleicht derjenige bin und sie mich deswegen überall suchen lässt.«
    Ambre schüttelte den Kopf.
    »Nein, Matt. Da hat er sich geirrt.«
    Matt wandte sich erstaunt zu ihr um.
    »Woher weißt du das?«
    Ambre zog die Beine an und umschlang ihre Knie mit den Armen, als wollte sie in dieser Haltung Schutz suchen.
    »Der Unschuldstrinker ist an der Hautjagd beteiligt«, sagte sie, »er ist fast jedes Mal dabei, wenn die neuen Gefangenen untersucht werden. Er hat die Große Karte, die Zeichnung der richtigen Konstellation der Muttermale, so oft gesehen, dass er sie in- und auswendig kennt.«
    »Ja, und?«
    Ambre schluckte schwer und senkte die Stimme zu einem Flüstern.
    »Der Unschuldstrinker hat uns nicht aus reiner Nächstenliebe geholfen. Er hat auf den ersten Blick erkannt, dass ich das gesuchte Kind bin. Ich trage die Karte auf mir.«
    »Du?«, fragte Matt ungläubig.
    »Ja. Ich war so naiv zu glauben, dass er das bei Gelegenheit zu seinem eigenen Vorteil nutzen und in der Zwischenzeit erst einmal dich in die Finger bekommen wollte. Also sagte ich nichts, weil ich mir einbildete, dass wir ihm schon irgendwie entwischen würden, sobald die Gemeinschaft der Drei wieder zusammen wäre. Dabei ging es ihm die ganze Zeit nur darum, uns Malronce auszuliefern! Er hatte von Anfang an vor, den spirituellen Berater zu verständigen und die Kopfgelder einzustreichen, die auf uns ausgesetzt waren.«
    »Und du … Du hast also die Karte auf der Haut, die den Weg zum Ursprung allen Lebens weist?«
    »Wir wissen nicht genau, ob es das ist. Ich vermute zwar, dass es so etwas in der Art sein muss, aber ich kann mich auch täuschen. Jedenfalls sollte die Karte den Zyniks lieber nicht in die Hände fallen, was auch immer sie anzeigt.«
    »Wir müssen den Rat von Eden darüber informieren.«
    Ambre nickte und blickte nachdenklich zu Boden.
    »Als wir beim Team der Wilden waren, habe ich dir doch erzählt, dass ich Angst habe, erwachsen zu werden und mich irgendwann in eine Zynik zu verwandeln, weißt du noch? Damals hast du mir etwas versprochen.«
    »Ja, dass ich auf dich aufpassen werde. Und dieses Versprechen werde ich auch halten, glaub mir!«
    Ambre nahm seine Hand und unterdrückte ein Schluchzen.
    »Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat«, sagte sie mit
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