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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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grundsätzliche Dinge beachtet, auch gar nicht so schwer. Aber darüber können Sie sich in der Sekundärliteratur informieren.
    Ich will jetzt lieber mal erklären, warum das alles so großartig ist. Wasser hat auf mich - und ich glaube auch auf Sie - eine beruhigende Wirkung. Gerade, wenn es noch bewegt wird und plätschert. Hach, ein kleiner Brunnen, ein kleiner Wasserlauf. Großartig.

    DAS CHILLT, EY!
    Man kann stundenlang davorsitzen und beobachten, was da am Teich stattfindet. Man kann Frösche sehen, Molche und Rückenschwimmer - das sind kleine, räuberische Insekten, die schwimmen mit dem Rücken nach oben durchs Wasser und jagen andere Insekten. Man kann Stichlinge beobachten, die Brutpflege betreiben. So ein Teich ist außerdem ein ganz eigenes kleines Universum von erhabener Stille, in dem man den Kampf ums Dasein beobachten kann. Man kann sehen, wie sich Libellen entwickeln, als Larven im Teich herumschwimmen und Kaulquappen jagen, anschließend auf Schilfhalme klettern und sich von der Sonne trocknen lassen. Dann bricht die Larve auf, und eine Libelle kommt herausgeflogen. Großartige Metamorphose.

    ICH KANN STUNDENLANG DA SITZEN UND DAS GANZE TREIBEN BEOBACHTEN UND KOMME INNERLICH ZUR RUHE.
    Klar, man hat natürlich auch eine Menge zu arbeiten. Man muss Pflanzen beschneiden, Algen rausholen, Wasser nachfüllen, all diese putzigen Sachen. Aber das ist eine Form von Arbeit, die ich sehr entspannend finde und die ich gerade auch alten Säcken empfehlen kann - wenn sie ein bisschen auf ihren wahrscheinlich empfindlichen Rücken achten.

    Ich habe mich in meinen beiden Gartenteichen zudem auf die Zucht von Molchen verlegt. Entzückend. Die findet man überall in anderen Teichen. In der Wildnis könnte man sie sich - sofern man das dürfte - räusper, räusper - rausfangen. Molche, sie sehen etwa aus wie Eidechsen, sind ganz wunderbar. Die balzen im Frühjahr. Die Männchen sind farbenprächtig, die Weibchen eher ein wenig farblos. Ganz anders als bei uns Menschen. Molche haben ganz komplizierte Balz-und Werberituale und legen dann an die Unterseite von Pflanzen ihre Eier. Man kann im Laufe der Zeit sehen, wie aus diesen Eiern kleine Kaulquappen heranwachsen, Molchquappen sozusagen, die dann immer größer werden und später, irgendwann im Frühherbst, als Kleinmolche diesen Teich verlassen.
    OKAY, DAS HÖRT SICH IN IHREN OHREN VIELLEICHT BESCHEUERT AN, KÖNNTE ABER IHR LEBEN ECHT BEREICHERN.
    Machen Sie den Test. Besuchen Sie jemanden, der einen Teich hat und chillen Sie dort ein wenig. Sie werden sehen: Eine tiefe Ruhe überkommt Sie. Sie werden eins mit dem Wasser - und irgendwann zum Molch.

»Jetzt kommen sie schon zum Sterben her«
    ALS ALTER SACK AUF PISTE
    »Man ist so alt, wie man sich fühlt.« Guter Spruch. Ist auch was dran. Und trotzdem ist er nicht für jede Situation im Leben eines alten Sacks anwendbar. Man sollte sich schon überlegen, wo man mit fünfzig plus noch hingeht.
    »ANGESAGTE LÄDEN«, DISCOS ODER BEACHCLUBS SIND KEINE ORTE MEHR FÜR UNS.
    Alle denken, wir wollen unsere Töchter abholen. Und wenn wir dann dort - wie früher - leicht wippend mit einem Drink in der Hand an der Bar lehnen und gucken, wie die jungen Hühner hotten, dann ist das unter Umständen … nun ja … eher ein wenig traurig.
    Muss nicht sein.
    Es gehört zum Älterwerden, dass wir wissen, wo unsere Plätze sind:
gute Restaurants, das Theater, gehobene Kinos, Wellnesscenter, Hotels, Sehenswürdigkeiten - nicht aber die Orte der gelebten, bebenden Jugendkultur.
    DIETER BOHLEN MACHT DAS, OKAY. WIR SOLLTEN DAS NICHT TUN.
    Was?
    Das finden Sie spießig?
    Das wollen Sie nicht hören?
    Und wer das überhaupt sage?
    Na ja, ich sage das ja nur, weil ich Sie vor Peinlichkeiten bewahren will. Ich war mal mit einem Kollegen bei einem Konzert der Band No Doubt, weil wir beide deren Sängerin Gwen Stefani so toll fanden. Wir bekamen Freikarten und gingen hin. Die Fans waren im Schnitt dreizehn Jahre alt und kreischten dauernd. Ein paar Leute in unserem Alter waren auch da - mit ihren Kindern. Als die mitbekamen, dass wir keine Kids dabeihatten, fingen sie an, komisch zu gucken. Peter und ich sind dann in der Pause gegangen. Mann, war das peinlich.
    OB DIESE ÜBERALL PLAKATIERTEN »ÜBER 30, 40 ETC. PARTYS« EINE ALTERNATIVE SIND, MÜSSEN SIE SELBER ENTSCHEIDEN.
    Ich würde da nie hingehen. Da kann man sich ja gleich einen Aufkleber »Overworked and underfucked« auf die Stirn ballern.
    Eigentlich können wir uns doch ganz
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