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Alter Sack, was nun

Titel: Alter Sack, was nun
Autoren: Kester Schlenz
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ich, aber genau das schätze ich so, das Unverstellte, beinahe konservativ Natürliche dieser Runden. Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein.
    UND NATÜRLICH GIBT ES HIER AUCH SCHÖNE RITUALE.
    Zum Beispiel eine genaue Rollenaufteilung zwischen Quatschköpfen, Phlegmatikern, Kaffeekochern, Zu-spät-Kommern, Zu-selten-Kommern und ähnlichen Geschichten.
    Vor allem aber verbinden uns, obwohl wir uns ansonsten selten
sehen, an diesem Abend die gemeinsamen dreißig Jahre, die wir uns kennen und, zumindest in unserer Jugend, doch sehr intensiv gemeinsam verbracht haben. Ständig Anspielungen an früher, Witze, Sprüche; der ganze Abend ist von einer sentimentalen »Weißt-du-noch-damals?«-Stimmung durchtränkt, und das brauchen wir alten Säcke zwischendurch mal.
    WIR SIND ALLE IN UNSEREN JOBS ZWÄNGEN UND EINEM ZU KLEINEN ZEITBUDGET FÜR PRIVATES AUSGELIEFERT UND MÜSSEN DARAUF ACHTEN, DASS DER QUATSCHKOPF, DER ALBERNE KERL IN UNS, NICHT ZU KURZ KOMMT.
    Und das kann man sehr gut - vielleicht sogar am besten - mit alten Kumpels von früher. Vielleicht muss man sie nicht jeden Tag oder jede Woche beziehungsweise jedes Wochenende sehen, so wie früher, aber wenn man da war, hat man immer eine Menge Spaß gehabt.
    Deshalb mein Rat: Suchen Sie sich eine Pokerrunde, gründen Sie eine, fragen Sie Ihre alten Kumpels, ob sie nicht Lust haben - und dann »good luck«!

Let there be Rock
    WAS WIR VON DEN STONES UND ANDEREN OLDIES LERNEN KÖNNEN
    Okay, mir ist das auch mal rausgerutscht. Kaum wurde die (gefühlte) fünfhundertste Tour der Rolling Stones angekündigt, da sagte ich:
    »Na, die müssten jetzt echt mal aufhören mit der Rocknummer, die alten Säcke.«
    Aber warum eigentlich?
    Ist doch totaler Quatsch!
    LASST DIE JUNGS DOCH SPIELEN, BIS SIE TOT VON DER BÜHNE FALLEN.
    Wer sagt denn, wann Schluss ist? Wann jemand aufhören soll, Musik zu machen? Aktiv zu sein?
    Solange Leute (wie wir alten Säcke) die Jungs spielen sehen wollen, ist doch alles in Butter. Und wir sollten das weiterwollen.
    Die »Bigger Bang«-Tour war klasse. Beim Hamburger Konzert gab es glückliche Gesichter. Neben mir saßen alles Leute über fünfzig, gingen begeistert mit und waren wieder jung. Oder besser: immer noch jung. So jung, wie man sich eben fühlt, wenn man die Musik seiner Jugend live hört, ohne dass es peinlich wirkt. Lasst sie doch spielen, die alten Recken. Spielen, so lange sie noch können.

    So wollen wir es auch halten: Sport treiben, wild pimpern, die Nacht durchpokern, Motorrad fahren, Arschtritt-Feten veranstalten - niemand legt für uns fest, was geht und was nicht. Außer wir selbst.

    Die Stones zeigen uns, dass es ein Leben jenseits von Altersklischees gibt. Man ist heute mit fünfzig eben kein Auslaufmodell mehr, das aus der werberelevanten Zielgruppe fällt. Gerade die Rockmusik symbolisiert die Macht der »neuen Alten«. Die Stones, Police, Genesis, Kiss, die Eagles, ZZTop, AC/DC - sie alle zeigen, wer auf den großen Bühnen der Welt immer noch mithalten kann - und sehr häufig sogar das Sagen hat.
    ALSO, WIR SIND FÜNFZIG ODER SECHZIG ODER SIEBZIG - UND ROCKEN, BIS DER ARZT KOMMT.

    WAS DAGEGEN?

Play it again
    DER IDEALE SPIELEABEND
    Je älter man wird, desto seltener geht man ja aus. Stattdessen gibt es diese gegenseitigen, rituellen Einladungen zum Abendessen oder auch, in der Lightversion, zum Kaffeetrinken. Das ist mit guten Freunden oft sehr nett. Gelegentlich aber geht einem bei solchen Abenden aber auch der Gesprächsstoff aus, und es wird ein bisschen quälend. Manchmal hat man ja eine Plaudertasche dabei, die dann mit ihren Geschichten den ganzen Abend rausreißt. Aber wenn nicht - boah, ist man da schnell müde.
    Die Frage ist, was kann man machen, damit einem so ein Abend nicht entgleitet, also entweder langweilig oder langatmig oder sonst was wird. Ich habe da die ideale
    Lösung: ein Spieleabend, verbunden mit einem kleinen, leichten Abendessen oder ein paar Schnittchen.

    Jetzt werden wahrscheinlich rund achtzig Prozent der Leser zusammenbrechen und sagen, wie furchtbar, ein Spieleabend - Skat,
Rommé, Doppelkopf, »Mensch, ärgere dich nicht« - das ist ja wohl das Furchtbarste, was man sich vorstellen kann.
    WIE ÖDE, WIE LANGWEILIG. ZUM BRECHEN.
    Und ich gebe zu, mir geht es eigentlich genauso. Ich mag eigentlich keine Gesellschaftsspiele. So den ganzen Abend Karten kloppen oder »Monopoly« spielen ist eine Horrorvorstellung für mich. Ich werde dabei schnell müde, baue dann rapide ab und nicke
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