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Als könnt' ich fliegen

Als könnt' ich fliegen

Titel: Als könnt' ich fliegen
Autoren: Ravensburger
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nichts spürte. Am allerwenigsten Angst.
    »Was hab ich damit zu tun?«, fragte ich.
    Die beiden grölten los wie auf Kommando.
    »Hast du gehört, Hardy? Was er damit zu tun hat? Ist er nicht niedlich?«
    »Wirklich putzig«, bestätigte Hardy.
    »Du hast es versaut!«, schrie Dennis mich an. Seine Lautstärke ging wieder von null auf hundert.
    »Ich?«, fragte ich unschuldig. »Das soll wohl ein Witz sein.«
    »Ich mache nie Witze«, erklärte Dennis. »Ich hasse Witze.«
    »Er lacht lieber über so Typen wie dich«, bestätigte Hardy.
    »Da kann man nichts machen.«
    »Sie guckt mich nicht mal mehr an«, sagte Dennis und tat plötzlich, als würde gleich er in Tränen ausbrechen. »Nicht mal mehr mit ihrem kleinen …«
    »… Knackarsch«, ergänzte Hardy genüsslich.
    »Du hast es zu heftig getrieben«, sagte ich. »Wenn sie dich nicht mehr anguckt, dann deshalb. Das hier zum Beispiel hat ihr überhaupt nicht gefallen.« Ich zeigte auf mein Auge, das immer noch leicht violett umrandet war.
    »Pass auf!« Dennis wurde plötzlich sehr sachlich. »Ich hab einfach keine Zeit, mich hier mit dir herumzuzanken. Deshalb mach ich es kurz: Wenn die kleine Zicke nicht ihre Haltung noch mal … überdenkt, dann knöpfen wir uns deine behinderte Freundin vor. Ist das ganz klar?«
    Hilflosigkeit und Wut schlugen wie eine Welle über mir zusammen. »Das wagst du nicht!«, rief ich.
    »Willst du mich verarschen?«, fragte er. »Mein Freund Hardy hier, der hat sowieso was gegen Krüppel.«
    »Wird mir ein absolutes Vergnügen sein«, bestätigte Hardy grinsend. Sie standen auf.
    »Tut mir leid«, sagte Dennis. »Aber wir müssen jetzt gehen. Keine Zeit mehr zum Plauschen. Aber schon morgen sind wir wieder hier. Übrigens, falls du auf dumme Gedanken kommen solltest: Wir bringen ein paar Kumpel von Hardy mit.«
    Ich blieb sitzen. Ich fühlte mich total leer. In meinem Kopf hallte Dennis’ letzter Satz nach wie ein Echo: »Wir bringen ein paar Kumpel von Hardy mit.« Ich hatte keine Ahnung, wie ich mich gegen diese Übermacht wehren sollte. Die überfällige Anzeige erstatten? Wäre sicher richtig. Ich nahm mir vor, es morgen endlich zu tun. Aber reichte das aus? Mein Gefühl sagte Nein. »Morgen bringen wir ein paar Kumpel mit.« Immer wieder dieser Satz in meinem Kopf. Dann hatte ich plötzlich eine Idee.
    Zwar waren Phil und ich noch nie Freunde gewesen, aber immerhin war ich seit Jahren Stammgast. Wenn ich ihm etwas sagte, dann würde er mir glauben. Und wenn ich ihn warnte, dann würde er die Warnung ernst nehmen. Da war ich sicher. Ich stand auf und ging zu ihm.
    Zu Hause klopfte ich leise an Ilkas Tür. So, dass niemand anders im Haus es hören konnte. Sie schlief noch nicht, lag aber schon im Bett. Ihre Nachttischlampe brannte. Ich war gerade aus dem Shark gekommen.
    »Ich brauch deine Hilfe«, sagte ich. Was sollte ich lange um den heißen Brei herumreden? Die Sache duldete keinen Aufschub.
    »Komm rein.«
    In ihrem Zimmer war es chaotisch wie immer. Da alle anderen Sitzgelegenheiten voller Klamotten lagen, pflanzte ich mich auf ihre Bettkante.
    »Du musst diesem Typen unmissverständlich klarmachen, dass du nichts von ihm wissen willst.«
    Sie wusste sofort, von wem ich sprach. »Und wenn ich doch will?«, fragte sie.
    »Willst du?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. War nur Quatsch.«
    Damit sie den Ernst der Lage begriff, erzählte ich, was heute Abend im Shark passiert war. Sie schien aufrichtig geschockt über den Auftritt von Dennis und Hardy.
    »Aber wenn ich ihn weiter abblitzen lasse«, sagte sie, »vergreift er sich doch an Milena.«
    »Nicht, wenn ihm absolut klar ist, dass er wirklich keine Chance hat«, sagte ich. »Ich glaube, das hat er noch nicht kapiert. Du musst deinen Ton verschärfen.«
    »Kein Problem«, meinte sie grinsend. »Das kann er gerne haben. Aber glaubst du echt, dass das reicht?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich werde ihn außerdem wegen Körperverletzung anzeigen. Von Sachbeschädigung mal ganz zu schweigen. Mein Fahrrad kannst du vergessen. Ist längst überfällig.«
    Sie dachte nach. »Und du glaubst, dann gibt er Ruhe?« Ihre Skepsis war verständlich.
    Ich grinste. »Das ist noch nicht alles«, sagte ich geheimnisvoll. »Er kriegt es auch noch von anderer Seite.«
    »Nun sag schon.«
    »Das solltest du dir unbedingt merken«, sagte ich. »Du wirst hübscher, wenn du etwas wirklich wissen willst. Neugier steht dir super.«
    »Ich lach später«, meinte sie. »Nun
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