Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker
Autoren: Arena
Vom Netzwerk:
zu werden und auseinanderzufallen! Im Wassergraben habe er seiner Tage am besten geschlafen, und so wie er schwarze Erde mit Brennesseln esse, wenn er sonst nichts habe, so wolle er sich in Ermangelung eines Bettzeuges nackend in Schnee einwickeln und ich solle lieber in der Mutter ihren Kittel hineinkriechen. – Aber schon an demselben Nachmittag kam der Kaunigl mit einem anderen Vorschlag, den ich annehmen konnte. Die Stube war besetzt vom Vater, der an der Wanduhr etwas zu basteln hatte, und von den Knechten, die ihre Schuhe nagelten. In den übrigen Winkeln des Hauses war es auch nicht sicher, also in den Ofen hinein! In demselben war ein Holzstößlein geschichtet, wir krochen hinter das Stößlein. Nachdem der Kaunigl den Deckel des Ofenloches zugezogen hatte, zündete er die mitgebrachte Kerze an, tat die Karten hervor und wir fingen an. Gemütlicheres gibt’s gar nicht auf der Welt als in einem großen Kachelofen bei Kerzenbeleuchtung »brandeln« oder »zwicken« oder »mariaschen«. Die rötlich gebrannte Mauer, die schwarzen Kachelhöhlen um und über uns bargen und hüteten und nun waren wir doch einmal sicher und konnten »fabeln« oder »mauscheln« oder was wir wollten, bis in die späte Nacht hinein. Durch die Kacheln von der Stube hörten wir ein Surren; sie taten Rosenkranz beten, der Kaunigl warf die Blätter auf ein »Brandeln«. Wir spielten um Geld. Gewann er, so blieb ich schuldig, gewann ich, so blieb er schuldig. – Just hatte ich wieder ein schönes Blatt in der Hand: zwei Könige und drei Säue und den Schell’nschneider, der Trumpf war – da klirrte plötzlich der blecherne Ofentürdeckel. Das Licht war sofort ausgeblasen und wir verhielten uns still wie zwei tote Maulwürfe. Jetzt geschah etwas Unvorhergesehenes, etwas Schreckliches. Vor dem Ofenloche stand das Everl und fuhr mit einer Spanlunte herein in den Holzstoß, der zwischen uns und dem Ausgang war. Die Flammen leckten an den Scheitern hinauf. Ich zwischendurch und mit einem kreischenden Schrei hinaus, dass das alte Everl vor Schreck in den Herdwinkel fiel. Dem Kaunigl ging’s nicht so gut, dem spießten sich die langen Beine, er konnte zwischen Wand und Scheiterstoß nicht sofort heraus, der Rauch verschlug den Atem und schon hörte man nichts mehr von ihm.
    »Der Kaunigl ist drinnen!«, schrie ich wie verzweifelt; da wurde mit dem Feuerhaken der brennende Holzstoß Scheit um Scheit herausgerissen auf den Herd, und schließlich wurde mit demselben Krampen ein Häuflein Mensch herausgezogen, das ganz zusammengekauert war wie eine versengte Raupe und dessen Kleider bereits an mehreren Stellen rauchten.
    Zwei Schöpfpfannen Wasser goss ihm das Everl ins Gesicht, da wurde der Kaunigl wieder lebendig.
    Als jetzt auch einige Spielkarten zum Vorschein kamen, so kannte sich das Everl gleich aus: »Was hab ich denn gesagt, Buben!«, so redete sie. »Hab ich nicht gesagt, ihr kommts mit dem verflixten Teufelszeug in die Höll’? Im Fegfeuer seids nun schon gewesen.«
    Mein Vater wollte den Burschen davonjagen, tat’s aber nicht, weil der Bursche nicht darauf gewartet hat.
    Mir war von diesem Tage an der alte große Ofen auf lange nicht geheuer; mit seinen grünen Augen schaute er mich so drohend an: Bübel, wirst noch einmal Karten spielen, während die anderen beten?!
    Erst als ich wieder brav geworden war, ganz ordentlich und fleißig, blickte mich der Ofen neuerdings freundlich an und es war wieder so anheimelnd bei ihm wie früher. Später sind seine guten Augen erblindet, dann ist er in sich zusammengesunken wie ein Urgroßmütterlein und heute geht’s ihm, wie es bald uns allen ergehen wird – nichts mehr übrig als ein Häufchen Lehm.

Martinstag (11. November)
    Wie ich dem lieben Herrgott mein Sonntagsjöppel schenkte
    I n der Kirche des Alpendorfes Ratten steht links am Hochaltare eine fast lebensgroße Reiterstatue. Der Reiter auf dem Pferde ist ein stolzer Kriegsmann mit Helm und Busch und einem kohlschwarzen Schnurrbärtchen. Er hat das breite funkelnde Schwert gezogen und schneidet mit demselben seinen Mantel entzwei. Zu Füßen des sich bäumenden Rosses kauert eine Bettlergestalt in Lumpen.
    Als ich noch so ein winziger Knirps war, wie er einem ordentlichen Menschen kaum zur Hosentasche hinaufreicht, führte mich meine Mutter gern in diese Kirche. In der Nähe der Kirche steht eine Marienkapelle, die sehr gnadenvoll ist und in welcher meine Mutter gern betete. Als oft kein Mensch sonst mehr in der Kapelle war und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher