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Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)

Titel: Als Helmut Schmidt einmal ...: Kleine Geschichten über einen großen Mann (German Edition)
Autoren: Jost Kaiser
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Spielshow, die bereits viele Elemente vom Großen Preis enthält (Walter Spahrbier, Wum), achtmal im Jahr. Am Anfang singt das Fernsehballett:
    »Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich.
    Für Sie ist heute alles drin.
    Das Glücksrad dreht sich, das Glücksrad dreht sich.
    Es wartet heute auf Sie der Hauptgewinn.
    Spiel mit, das Glück macht heute eine Show.
    Spiel mit, heute sagt Fortuna nicht No.«
    Die Sendung ist mit zahlreichen Showaufritten angereichert. Am 1. Juli 1971 treten Costa Cordalis, Karel Gott, Dalida und Marek und Vacek auf.
    Schmidt tritt also in einer Sendung mit Gott, allerdings nicht gerade wie ein Tastengott auf: Der Verteidigungsminister spielt Gershwins »I Got Rhythm« auf einer elektronischen Orgel. Thoelke hatte zuvor anfragen lassen, ob er ein Instrument zum Ü ben schicken sollte, Schmidt hielt dies aber nicht für nötig. Prompt verspielt sich Schmidt und muss sogar neu ansetzen.
    Schmidts Gershwin-Interpretation wird später auf einer Drei-mal-Neun -LP veröffentlicht, deren Erlös der Aktion Sorgenkind zugutekommt. Diese darf als erste Schallplattenveröffentlichung und einzige auf Platte gepresste Jazzinterpretation Schmidts gelten.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … einen Balken im Auge hatte
    1978 wundern sich viele Deutsche, was mit Schmidt los ist: Der Kanzler ist auf dem Bundespresseball im November mit Ray-Ban-artiger Brille zu sehen und sieht aus wie Cary Grant in Der unsichtbare Dritte. Die Erklärung: Schmidt hat einen Balken im Auge. So bezeichnen Ärzte ins Sehorgan nicht gehörende Splitter mit gewisser Größe, die etwa durch einen Windsto ß im menschlichen Auge gelandet sind. Des Kanzlers Balken ist 0,5 Millimeter groß und besteht aus Glas.
    Wahrscheinlich war Schmidt der Fremdkörper im windigen Hamburg ins Auge geweht worden, als er dort seinen Vater besuchte. Die Ärzte gehen zunächst irrtümlich von einer Bindehautentzündung aus, und so ist der Kanzler zwölf Tage lang mit Cary-Grant-Brille und Augenklappe unterwegs.
    Schmidt empfängt sogar Staatsgäste mit dem Accessoire, darunter Giscard d’Estaing und Italien-Premier Andreotti. Die kannten bisher nur einen Mann des öffentlichen Lebens mit Augenklappe: den legendären israelischen General Moshe Dajan.
    Schmidt ist nur Reserve-Hauptmann und froh, nach knapp zwei Wochen doch noch vom Splitter erlöst zu werden. Er habe es satt, sagt der Regierungschef, »Gespräche unter drei Augen zu führen«.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … von der Witzepolizei erwischt wurde
    Im Dezember 1969 macht Verteidigungsminister Schmidt mal einen Witz. Vor Parlamentariern der Westeuropäischen Union (WEU), einem ziemlich nutzlosen Nebengremium der NATO, versucht der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt (IBuK) die Stimmung etwas aufzulockern. Es sei »unrecht«, sagt Schmidt, die NATO »mit dem Liebesleben der Elefanten« zu vergleichen: »Alles spielt sich auf hoher Ebene ab; es wird viel Staub aufgewirbelt; aber auf Ergebnisse muss man jahrelang warten.«
    Das Problem: Der Gag ist gar nicht von Schmidt. Er hat ihn von seinem neuen Boss geklaut, wie die Witzpolizei vom Spiegel herausfindet: Willy Brandt, damals noch Außenminister, jetzt Kanzler, hatte eine halbes Jahr vorher dasselbe über Europa gesagt.

Als Helmut Schmidt einmal …
    … der Bundeswehr dicke Unterhosen besorgte
    1955 wird die Bundeswehr aufgestellt. Während die DDR-Volksarmee Uniformen trägt, die fast wie die der Wehrmacht anmuten, orientiert man sich beim Bund zunächst an den Amerikanern.
    Bloß die Ausgehuniformen des Heeres sehen nach allem aus, nur nicht nach Ami-Chic: Wie Briefträger würden sie daherkommen, »damit kann man sich kaum auf die Straße wagen«, und »die Hosenböden hängen runter, als ob wir reingemacht hätten«, beklagen sich die bundesdeutschen Landser.
    Zu Recht, findet Helmut Schmidt. Er ist der erste sozialdemokratische Verteidigungsminister seit 1919, als Gustav Noske das Amt innehatte, und will gleich mal zur Verwaltungsoffensive übergehen.
    »Die erste Brigade der Bundeswehr trägt die Sommeruniform im Sommer 1970. Und die anderen werden dann Schritt für Schritt neu eingekleidet«, verkündet Verteidigungsminister Schmidt den 285 500 deutschen Heeressoldaten kurz nach Amtsantritt 1969 in der Bild- Zeitung.
    Doch die Bundeswehr hat kein Geld, und die Bürokratie ist zu langsam. Die neue Uniform kommt nicht.
    Eine Woche später verkündet Schmidt daher zerknirscht – wieder in der Bild: »Die Truppe muss
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